Christie: „San Bernadino“

 

Wir waren 16. Die dunkle, stille Spanierin aus meinem Dorf war vor allem still, weil sie schlecht deutsch sprach. Das fand ich geheimnisvoll. Aber ich war hilflos. Als ich es mal schaffte, sie zu einem Besuch in meinem Zimmer zu bewegen, spielte ich ihr „San Bernadino“ vor. „Warum?“, fragte sie. „Weil es mich immer an dich erinnert“, sagte ich, „spanisch, verstehst du?“ Sie verstand nicht und wurde noch stiller.

 

Wenn sie nicht da war, legte ich oft „San Bernadino“ auf. Ein andermal saßen wir im VW Käfer eines Freundes gemeinsam auf der Rückbank, und es gelang mir eine Weile, ihre Hand festzuhalten, obwohl sie nicht wollte. In einem unachtsamen Moment entzog sie sie mir, und wir saßen wieder still da. Nicht mal unsere Beine berührten sich. Zu Hause hörte ich mir „San Bernadino“ an.

 

Später heiratete sie einen Verwandten von mir, der sie im Suff prügelte und ihr Leben verpfuschte. Mit zwei Kindern floh sie schließlich ins Nachbardorf, Jahre zu spät. Hätte sie mir damals nicht ihre Hand entzogen und hätte „San Bernadino“ besser funktioniert, würde sich dieser Text jetzt in nichts auflösen. Es wäre ganz furchtbar.

 

Roberto Blanco hat den Song übrigens mal auf Deutsch gesungen.