Die Leiche im Innenhof
In der Regel ist das Leben auf St. Pauli auch nicht sonderlich anders als in – sagen wir – Bad Salzuflen. Mal abgesehen von der flächendeckenden Versorgung mit Sexkinos. Daran schlurft man als St. Paulianer gemeinhin gleichmütig vorbei – auf dem Weg zum ganz normalen Bäcker, Friseur, Gemüseladen oder Copyshop.
Von den Besonderheiten St. Paulis, den Ludenkriegen und Testosteroneruptionen, liest man immer nur in der Zeitung. Dabei haben wir hier die meisten Gewaltdelikte Hamburgs, meist Geprügel und Messerfuchteleien im Vollsuff. Wahrscheinlich sind wir damit sogar deutschlandweit vorn. Na ja, wenigstens in einer Disziplin; man nimmt ja jeden Rekord mit, in diesen Zeiten.
So waren wir eines Morgens im August 2000 auch wenig erstaunt, als wir die hassgeliebte Mopo aufschlugen. Ein kleiner Artikel informierte über einen Leichenfund in einem Innenhof.
Das Besondere daran: Es war unser Innenhof.
Der hintere Balkon war abgerissen und erneuert worden; am Fuß der Konstruktion, die bis zum Boden reichte, waren die Bauarbeiter auf ein skelettiertes Mordopfer gestoßen, das dort, wie sich bald herausstellte, seit 23 Jahren in der Erde gelegen hatte. Der mutmaßliche Mörder wäre, hätte er nicht selbst längst unbelangt das Zeitliche gesegnet, ein Nachbar von uns gewesen, ebenso wie das Opfer.
Doch wie gesagt: Von so etwas liest man immer nur in der Zeitung. Und so war es auch im August 2000: Wir hatten von der grausigen Entdeckung unserer Bauarbeiter schlicht nichts mitbekommen.
Man blickt übrigens anders vom Balkon seither. Wir benutzen ihn eigentlich kaum noch.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs über Todesfälle
1. „Tom Dooley“ vom Kingston Trio
2. „Delia’s gone“ von Johnny Cash
3. „Ode to Billy Joe“ von Bobbie Gentry
Von den Besonderheiten St. Paulis, den Ludenkriegen und Testosteroneruptionen, liest man immer nur in der Zeitung. Dabei haben wir hier die meisten Gewaltdelikte Hamburgs, meist Geprügel und Messerfuchteleien im Vollsuff. Wahrscheinlich sind wir damit sogar deutschlandweit vorn. Na ja, wenigstens in einer Disziplin; man nimmt ja jeden Rekord mit, in diesen Zeiten.
So waren wir eines Morgens im August 2000 auch wenig erstaunt, als wir die hassgeliebte Mopo aufschlugen. Ein kleiner Artikel informierte über einen Leichenfund in einem Innenhof.
Das Besondere daran: Es war unser Innenhof.
Der hintere Balkon war abgerissen und erneuert worden; am Fuß der Konstruktion, die bis zum Boden reichte, waren die Bauarbeiter auf ein skelettiertes Mordopfer gestoßen, das dort, wie sich bald herausstellte, seit 23 Jahren in der Erde gelegen hatte. Der mutmaßliche Mörder wäre, hätte er nicht selbst längst unbelangt das Zeitliche gesegnet, ein Nachbar von uns gewesen, ebenso wie das Opfer.
Doch wie gesagt: Von so etwas liest man immer nur in der Zeitung. Und so war es auch im August 2000: Wir hatten von der grausigen Entdeckung unserer Bauarbeiter schlicht nichts mitbekommen.
Man blickt übrigens anders vom Balkon seither. Wir benutzen ihn eigentlich kaum noch.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs über Todesfälle
1. „Tom Dooley“ vom Kingston Trio
2. „Delia’s gone“ von Johnny Cash
3. „Ode to Billy Joe“ von Bobbie Gentry
Labels: musik, seilerstraße, st. pauli, verbrechen
5 Comments:
Das ist leider noch nicht alles: In dem Haus in der Simon-von-Utrecht-Str., auf das Du nach hinten raus gucken müsstest, ist ca. 1988 mal eine alte Frau ermordet worden. Und im ebenfalls von Dir aus zu erspähenden Eckhaus Simon-von-Utrecht-Str./Detlef-Bremer-Str. wurde etwas später ein Zuhälter lebengefährlich durch einen Messerstich verletzt. Genau wie in Deinem Fall hatte ich natürlich als Bewohner des betreffenden Hauses nichts davon mitbekommen. Aufgefallen war mir nur, dass seit Tagen ein Rolls Royce vor unserer Haustür parkte - nicht gerade der ideale Parkplatz für ein Gefährt dieser Art. Tage später dann die Auflösung in der "Mopo": "Der Täter kam im Rolls Royce", lautete die Schlagzeile über einem Foto des Rolls vor unserer Nummer 67. Zu dem Etablissement im Erdgeschoss, das Opfer wie Täter angelockt hatte, gäbe es noch eine Menge mehr zu erzählen, aber das spare ich mir für den Moment auf, in dem Du endlich ein Foto des seit ca. 10 Jahren verbarrikadierten Eingangs der "Cleopatra Bar" in besagtem Haus präsentierst.
Als ich mal für eine kurze Zeit im Zirkusweg gewohnt habe, bin ich immer nach Feierabend in der Essotanke eingekehrt. Die Blutlache, die einer der Angestellten eines Tages dort aufwischte, gab mir erst das richtige St. Pauli-Feeling.
Als ich mit meiner Freundin viel später in St. Pauli auf Wohnungssuche war, verleidete ihr dieses Vorhaben ein Tisch, ein Stuhl und ein Typ die uns nacheinander, aus einer Kneipe vor die Füße geworfen wurden. Geworfen, also wirklich geworfen! Am frühen Nachmittag. Aber die Schanze ist ja auch schön.
@ andreas: Die Nummer 67 wird bald abgelichtet; deine Argumente sind überzeugend.
@ mspro: Offenbar erlebt man diese Dinge nur, wenn man NICHT hier wohnt. Konsequenz: herziehen!
Mich würde interessieren, ob Du (bzw. ihr) ab sofort mehr Besuch oder weniger bekommt.
Diese MoPo-Geschichte leise, mit tiefer Stimme von Deinem Balkon erzählt (im Hintergrund läuft leise "Let the Happiness In" von Sylvian) könnte bei manchen BesucherInnen ernsthafte Irritierungen auslösen... Wenn ich jetzt an 2,3 Verwandte und Bekannte denke, die bei mir hier immer aufkreuzen, würde ich gerne für sie ein solche Historie zum Besten geben - wirrer Blick und freudiges Nachwinken inklusive ...
Der Freundeskreis kennt die Geschichte schon. Wer sie das erste Mal hört, schaut immer vom Balkon runter auf die besagte Stelle. Kurz: Es wirkt nicht abschreckend. Du brauchst also andere Methoden, um Leute zu vertreiben. Sabbern und lautes Tröten hilft ganz gut.
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