Birnen zu Eierbechern!
Haushaltstipps von Leserinnen für Leserinnen sind eine feste Rubrik in billigen Yellow-Press-Blättern. Da erzählen etwa mit allen Abwaschwassern gespülte Frauen, sie würfen Butterpapier nie weg, weil man die dran klebenden Fettreste ja immer noch dazu verwenden könne, ein Backblech einzuschmieren. Toll!
Und fantasieanregend. Vor einigen Wochen entschloss ich mich zu einem kleinen Scherz, der folgende Anforderungen zu erfüllen hatte:
a) Mein Haushaltstipp (den ich natürlich im Namen meiner Mutter einzureichen gedachte) musste angemessen absurd sein.
b) … aber nicht so absurd, dass er gar keine Chance auf Veröffentlichung hätte.
c) Der Ton des Briefes musste dem Duktus und Weltbild des Zielpublikums entsprechen; ich schlüpfte also mental in den Kopf einer Hausfrau jenseits der 50.
d) Das Schreiben durfte keinesfalls perfekt sein; gezielt eingeschmuggelte Eigenwilligkeiten der Wortwahl sowie kleine Rechtschreibfehler und komische Zeichensetzung sollten die Glaubwürdigkeit steigern.
Nach einigen Überlegungen schickte ich folgendes Schreiben an die Springer-Zeitschrift „Frau von Heute“:
Ich war nach dem Abschicken auch nicht mehr überzeugt. Stark fand ich dagegen weiterhin die kreischigen Ausrufezeichen an einigen Stellen, vor allem die verdoppelten. Auch auf die falsch eingesetzten Anführungsstriche war ich stolz.
Und das „LeserInnen“ am Ende schien mir eine ideale Schmeichelei für die „Frau von Heute“-Lesertipp-Redaktion zu sein, die in ihrem Frauenbild ja gewiss schon in den späten 70ern angelangt war, als das große, vermeintlich geschlechternivellierende I seinen unheilvollen Siegeszug durch Soziologiereferate, „Emma“-Texte und schließlich „taz“-Artikel anzutreten begann. Wobei man zuungunsten der Redaktion anmerken muss, dass die Rubrik „Lesertipps“ heißt und nicht etwa „Leserintipps“ oder gar „LeserInnentipps“.
Jedenfalls ging das Schreiben so raus. Dann geschah lange nichts. Bis heute – ich erhielt nämlich folgende Mail von „Frau von Heute“:
Also: Wem fallen schön bizarre Haushaltstipps ein, die trotz ihrer kaum verhohlenen Hirnrissigkeit die Firewalls der Yellow Press passieren und es wirklich bis zur Drucklegung schaffen? Übrigens haben alle einschlägigen Frauenzeitschriften aus dem Billigsegment diese Rubrik, es muss also nicht unbedingt die „Frau von Heute“ sein.
Bitte setzt mich bei jeder einschlägigen Mail auf BCC. Jede erfolgreich (am besten per Link) nachgewiesene Veröffentlichung belohne ich dann mit einer der legendär sagenhaften CDs aus meinem reichen Bestand.
Und nun auf, ihr tapferen Anarchisten des Web – zeigt ihnen, wie man aus kaputten Glühbirnen noch passable Eierbecher machen kann!
PS: Mein Tipp ist in der „Frau von Heute“-Datenbank noch nicht zu finden, aber lange kann’s ja nicht mehr dauern.
Und fantasieanregend. Vor einigen Wochen entschloss ich mich zu einem kleinen Scherz, der folgende Anforderungen zu erfüllen hatte:
a) Mein Haushaltstipp (den ich natürlich im Namen meiner Mutter einzureichen gedachte) musste angemessen absurd sein.
b) … aber nicht so absurd, dass er gar keine Chance auf Veröffentlichung hätte.
c) Der Ton des Briefes musste dem Duktus und Weltbild des Zielpublikums entsprechen; ich schlüpfte also mental in den Kopf einer Hausfrau jenseits der 50.
d) Das Schreiben durfte keinesfalls perfekt sein; gezielt eingeschmuggelte Eigenwilligkeiten der Wortwahl sowie kleine Rechtschreibfehler und komische Zeichensetzung sollten die Glaubwürdigkeit steigern.
Nach einigen Überlegungen schickte ich folgendes Schreiben an die Springer-Zeitschrift „Frau von Heute“:
Liebe Lesertipp-Redaktion,Ms. Columbo war nach der Lektüre skeptisch. Meine Rucola-Erörterung fand sie verräterisch, einfach zu starken Tobak. Reflektierte die „Frau von Heute“-Leserin jenseits der 50 wirklich über Sprachmoden?
abends mache ich meinem Mann und den Kindern oft einen Salat, meistens Rauke ("Rukola" ist mir zu "NEUMODISCH"!!). Jetzt mein Tipp: Ich nehme das Abtropfwasser aus der Salatschleuder als Gießwasser für die Blumen! Und zwar nicht nur deswegen, weil das Wasser sonst einfach weggeschüttet wird, sondern auch wegen der Nährstoffe, die beim Salatwaschen ins Wasser gespült werden, sie wirken wie Dünger!! Meine Blumen wachsen seitdem wunderbar! Allein was ich an Phosphat spare ist imens. Hoffentlich ist dieser Tipp nützlich für alle „FRAU VON HEUTE“-LeserInnen.
Ich war nach dem Abschicken auch nicht mehr überzeugt. Stark fand ich dagegen weiterhin die kreischigen Ausrufezeichen an einigen Stellen, vor allem die verdoppelten. Auch auf die falsch eingesetzten Anführungsstriche war ich stolz.
Und das „LeserInnen“ am Ende schien mir eine ideale Schmeichelei für die „Frau von Heute“-Lesertipp-Redaktion zu sein, die in ihrem Frauenbild ja gewiss schon in den späten 70ern angelangt war, als das große, vermeintlich geschlechternivellierende I seinen unheilvollen Siegeszug durch Soziologiereferate, „Emma“-Texte und schließlich „taz“-Artikel anzutreten begann. Wobei man zuungunsten der Redaktion anmerken muss, dass die Rubrik „Lesertipps“ heißt und nicht etwa „Leserintipps“ oder gar „LeserInnentipps“.
Jedenfalls ging das Schreiben so raus. Dann geschah lange nichts. Bis heute – ich erhielt nämlich folgende Mail von „Frau von Heute“:
Sehr geehrte Frau Wagner,Tja – bingo! Es ist ein gutes Gefühl, meine Mutter um zehn Euro reicher gemacht zu haben. Aus dieser Aktion würde ich nun gerne ein blogosphäreweites Stöckchen machen.
vielen Dank für die Zusendung Ihres Lesertipps!
Der Tipp zum Thema Salatwasser hat uns so gut gefallen, daß wir ihn in der FRAU VON HEUTE Ausgabe 11 vom 9. März 2007 auf S. 37 veröffentlicht haben.
Ihre Bankverbindung hatten Sie uns ja bereits genannt, aber unsere Buchhaltung benötigt noch Ihre Postanschrift. Es kann dann bis zu vier Wochen dauern, bis Sie den Betrag über 10,- Euro erhalten. Wir möchten Sie daher um Verständnis und etwas Geduld bitten.
Mit den besten Grüßen aus Hamburg
Also: Wem fallen schön bizarre Haushaltstipps ein, die trotz ihrer kaum verhohlenen Hirnrissigkeit die Firewalls der Yellow Press passieren und es wirklich bis zur Drucklegung schaffen? Übrigens haben alle einschlägigen Frauenzeitschriften aus dem Billigsegment diese Rubrik, es muss also nicht unbedingt die „Frau von Heute“ sein.
Bitte setzt mich bei jeder einschlägigen Mail auf BCC. Jede erfolgreich (am besten per Link) nachgewiesene Veröffentlichung belohne ich dann mit einer der legendär sagenhaften CDs aus meinem reichen Bestand.
Und nun auf, ihr tapferen Anarchisten des Web – zeigt ihnen, wie man aus kaputten Glühbirnen noch passable Eierbecher machen kann!
PS: Mein Tipp ist in der „Frau von Heute“-Datenbank noch nicht zu finden, aber lange kann’s ja nicht mehr dauern.
19 Comments:
Hallo Matt,
ich verstehe den Witz der "bizarren Haushaltstipps" nicht! Ich benutzte mein Butterpapier auch gerne zum Backblech einschmieren, dass ist einfach praktisch. Und mein Gemüse- und Salatwaschwasser fang ich auch auf, das senkt die Wasserkosten gerade im Sommer enorm, besonders wenn man viele Pflanzen hat. Davon mal abgesehen, kann so eine kleine Pestizid-Dröhnung meinen Pflanzen nicht schaden, ich habe seit ich das mache, wesentlich weniger Blattläuse als früher (echt jetzt, keine Witz).
Aber die Idee an sich ist hübsch.
Was hast du denn für CDs anzubieten? Darf man Wünsche äußern oder sich zumindest die Musikrichtung aussuchen?
Genial! Das weckt meinen Ehrgeiz. Zählen auch Handwerkerzeitschriften, wo handwerklich begabte Menschen der geschätzten Leserschaft handwerkliche Tipps geben? Ich bin handwerklich total unbegabt und sähe das als Herausforderung, die Firewalls der Handwerkerpresse zu umgehen.
Das erinnert mich doch erfreulich wieder an eines meiner Lieblingsbücher: "Sehr geehrter Herr Maggi" von Jürgen Sprenzinger.
Absolut empfehlenswert für jeden, der den Rahmen des Unerträglichen in der Werbung und den Frauenzeitungen sprengen will :)
Mal abgesehen jetzt auch von diesem Blog **gg**
hallo matt!
also ich weiss nicht. wie willst du denn die fakes von den echten "tipps" unterscheiden?
da musst du aber sehr aufpassen, dasz auch wirklich nur die kreativen deine cd-sammlung plündern. ;)
@anonym
2 kleine logische schwächen:
1. die wasserersparnis ist proportional zum salataufkommen und nich zur anzahl der zimmerpflanzen
2. die veröffentlichung des fakes soll in der presse erfolgen und nicht hier ;)
bis denn dann
blondyonly
anonym, Genre ist natürlich wünschbar. Allerdings müssen Sie sich dann offenbaren …
Stefan, selbstverständlich zählt jede Publikation, die eine entsprechende Rubrik anbietet. Viel Glück!
cekado, das muss ich mir mal anschauen, das Buch. Da war ich wohl wieder man nicht der Erste, aber so ist das ja immmer.
Natürlich muss eine realte Veröffentlichung nachgewiesen werden. Der Link oder mit Quellenangabe eingeschickte Zeitungsausschnitt, der das beweist, zählt. Das kriegen wir schon hin.
Das mit dem Salatwasser ist in jedem Fall absurd, weil immer nur ein paar Tropfen übrigbleiben. Wer das ernstnimmt – nun ja … ;-)
In der Tat möchte ich Mrs. Columbo zustimmen - eine Reflexion über das eigene Sprachverhalten ist unrealistisch. Dennoch finde ich es grundsätzlich gut, wenn immer wieder darauf hingewiesen wird - und sei es im abstrusesten Zusammenhang - wie ein als spießig und bitter geltendes Kraut wie Rauke unter Verwendung des italienischen Namens zu - entschuldigung! - neuer Blüte erlangt.
Die Idee ist übrigens großartig. Aber das wußten Sie ja schon.
Manueller Trackback:
http://www.psycho-blog.net/200703b.htm#9_534
Das ist eine großartig subversive Aktion.
Spinat schmeckt übrigens wesentlich besser, wenn man ihn kurz vor dem Servieren durch frittierte Pommes ersetzt. Guten Appetit!
Ich bin für so etwas nicht geeignet. Nicht einmal "Die Zeit" fällt auf mich herein:
http://neobazi.net/archives/4172
Und ich möchte nicht noch einmal eine Piratenflagge verlieren.
Hallo Matt W. aus H.,
ich hatte es in Deinem Blog in einem Kommentar zum grottigsten Postamt schon einmal geschrieben:
Ich finde Dein blog großartig, richtig gut und lese sehr gern darin.
Mein Text für den Leserinnen-"Tipp"(-Fake) für das harte Alltagsleben der Single- oder Haus-oder Sonstfrau (die Tücken des Alltages) könnte etwa so lauten:
"Liebe XX-Redaktion,
für alle, die einmal im Waschcenter waschen müssen wenn die eigene Maschine zu Hause kaputt ist, hier ein wichtiger Tipp: Die Bedienugnsanleitung gibt immer folgende Reihenfolge vor. Erst die Wäsche in die Trommel, dann das Programm auswählen, Waschmittel oben reintun und dann die Waschmünze einwerfen in den Schlitz und auf Start drücken.
Das ist dann falsch, wenn die Maschine kaputt ist oder die Waschmünze einfach nicht annimt.
Die Wäsche kann man leicht rausnehmen, um sie in eine andere zu tun, aber was ist mit dem Waschpulver ? Das muß man dann mit den Fingern irgendwie oben aus dem engen Fach rausfischen oder schaufeln. Mit langen Fingernägeln zum Beispiel ist das unangenehm.
Anders ist es besser: Erst die Wäsche reintun in die Trommel, das Programm wählen dann die Waschmünze und wenn die rote Lampe angeht, dann das Waschpulver und dann auf "Start" drücken. dann wird alles gut.
Ich habe das schon ein Paar mal so erlebt. Und dann etwas nachgedacht.
Ihre
X... Y...."
Matt W. aus H. - nimm' gern von mir aus wieder den Namen Deiner Mutter, die zehn EUR seien ihr gegönnt.
Nein - ich bin keine Haus- oder Singlefrau, das ganze ist der Versuch einer Leserbriefguerilla für eine Frauenzeitschrift. die Idee ist grandios.
Ich überlasse Dir, ob Du das abschicken willst oder nicht und wenn ja, welches Blatt Du dafür aussuchst.
Lasse einmal hören, wenn da etwas läuft.
Grüße
von
Olaf
Hallo, Olaf, dein Tipp ist ziemlich sinnvoll – also ungeeignet für eine anarchische Aktion … ;-)
Du solltest das bei Bedarf eh selber in die Wege leiten. Ich fungiere von nun an nur als interessierter Beobachter.
Hallo Matt -
hast Du eine Leserinnenbrieftipp-e-mail-adresse von Frau von Heute o.ä. Blatt ? Oder geht das bei denen nicht, weil die Frau von heute keinen PC hat ?
Wahrscheinlich fällt es denen aber auch irgendwann auf, wenn es auf einmal "Leserinnentipps" aus Hamburg hagelt.
Or not ?
Beste Grüße
von
Olaf
Mailadressen von Frau von Heute findest du hier: http://www.frauvonheute.de/index.php/column_kontakt.
Alle anderen Frauenzeitschriften sind unter ihren Internetadressen zu erreichen – selber googeln hilft …
Die Titanic hatte ca. 1992 mal eine Liste mit superduper Haushaltstipps. Einer war z.B., dass Frisches Brot längst nicht so schnell austrocknet, wenn man es in einem Eimer Wasser aufbewahrt.
Oder aber, dass Weizenbier nicht so sehr schäumt, wenn man statt Reis ein kleines Stück Seife ins Glas gibt.
Besonders letzterer Tipp ist an Skurrilität kaum zu überbieten, doch ich fürchte, die Bullshit-Filter der Yellow Press werden das nicht durchgehen lassen.
Probierst du es aus? Bin gespannt!
@Anonym X: "1. die wasserersparnis ist proportional zum salataufkommen und nich zur anzahl der zimmerpflanzen"
Das ist grober Unsinn, zumindest jedoch unvollständig! ;-)
Zu berücksichtigen sind hier die beiden Fälle:
1. Gießwasserbedarf <= Salatspülwasseraufkommen
&
2. Gießwasserbedarf > Salatspülwasseraufkommen
Zu den Fake-Tipps:
Vorsicht, oft sind die als albern belächelten Ideen die genialsten Erfindungen der Menschheit, welche nur von den Zeitgenossen und auch von den Erfindern selbst nicht als solche erkannt werden :-D
Hallo Matt -
(selber) googeln hilft - Du hattest recht. Dann ist jetzt hier wohl der Zündstoff für die Frauenzeitschrifthaushaltstip-Guerilla:
www.frauenseite.de
www.frag-mutti.de
Wer soll das alles wann lesen ?
Beste Grüße
von
Olaf
In den frühen 90ern hab ich mal an zwei Computerzeitschriften Tipps per Briefpost geschickt.
Der erste Tipp war, dass der Monitor weniger Strom verbraucht, wenn man primär dunkle Farben einstellt.
Der zweite Tipp war, dass selbstgeschriebene Programme schneller laufen, wenn man möglichst kurze Variablennamen verwendet.
Auf beide Tipps habe ich damals antwort erhalten ("...Danke schön..."), ich weiß aber nicht, ob die Tipps auch veröffentlicht wurden.
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