Henrys halbe Erdnussschale
Seinen Kampfnamen erhielt Inkasso-Henry nicht während seiner Zeit als Lude auf dem Kiez. Nein, das geschah erst später, nachdem er umgesattelt hatte und nun für andere Luden Schulden eintrieb.
Seit 40 Jahren jobbt Henry hier. Inzwischen steht er als Koberer entschieden monumental vor einem Table-Dance-Schuppen auf der Reeperbahn. Fast jeden Abend komme ich an ihm vorbei, doch meist spricht er mich nicht an – ich wirke wohl gut versorgt.
Gestern Abend war Inkasso-Henry im Fernsehen. Die neue fünfteilige Dokusoap „Echt Reeperbahn“ (dienstags um 21 Uhr) schildert unter anderem seinen schillernden Alltag, und es ist schon merkwürdig, ihm am Tag danach im Fitnessstudio zu begegnen, wo er ächzend die Brustpresse beackert wie sonst nur säumige Ludenschuldner.
Der Mann ist eine Art bebrillter Grizzlybär mit Glatze, der jedoch nach meiner bescheidenen Meinung eher etwas gegen seine Wampe als für seine Brust tun sollte. Doch ich werde den Teufel tun und ihm diesen Ratschlag flüstern.
Ich fand es eh interessanter herauszufinden, wie viele Kilo einer wie Inkasso-Henry eigentlich auflegt an der Brustpresse. Also schlich ich unauffällig durch den Zirkeltrainingtrakt und versuchte einen Blick aufs Gerät zu erhaschen, wo er derweil weiter unverdrossen pumpte.
Bei jedem Zug beschallte der Mann den kompletten Bereich mit einem gewaltigen Gurgeln und Grunzen, das noch am Tresen zu hören gewesen sein muss. Ich nippte gleichwohl ungerührt und wie zufällig an meinem Aroniatrunk und linste verstohlen hinüber zur Brustpresse.
Aha: 37,5 Kilo. Mäßig. Weniger – hüstel – als ich. Immerhin riss er ersatzweise diverse Brustpressensätze runter, so dass er insgesamt auf eine passable Tonne Gesamtgewicht gekommen sein dürfte.
Eine halbe Stunde später schloss ich im Umkleideraum meinen Spind auf und schlüpfte in den rechten Schuh. Doch etwas lag darin und störte. Ich zog ihn wieder aus und fand etwas sehr Merkwüdiges: eine halbe Erdnussschale. Im Schuh, der die ganze Zeit im Spind eingeschlossen war, und vorhin, beim Ausziehen, noch keinerlei Fremdinhalte aufwies, erst recht keine halbe Erdnussschale.
Wahrscheinlich lag es an der Begegnung mit Inkasso-Henry von vorhin; jedenfalls interpretierte ich diese Erdnussschale augenblicklich als Pferdekopfmetapher. Und beschloss, Henrys Auflage an der Brustpresse beim Bloggen lieber etwas nach oben zu korrigieren.
Sonst spricht er mich auf der Reeperbahn vielleicht doch noch an, mit ungewissen Folgen.
Foto: YouTube
Seit 40 Jahren jobbt Henry hier. Inzwischen steht er als Koberer entschieden monumental vor einem Table-Dance-Schuppen auf der Reeperbahn. Fast jeden Abend komme ich an ihm vorbei, doch meist spricht er mich nicht an – ich wirke wohl gut versorgt.
Gestern Abend war Inkasso-Henry im Fernsehen. Die neue fünfteilige Dokusoap „Echt Reeperbahn“ (dienstags um 21 Uhr) schildert unter anderem seinen schillernden Alltag, und es ist schon merkwürdig, ihm am Tag danach im Fitnessstudio zu begegnen, wo er ächzend die Brustpresse beackert wie sonst nur säumige Ludenschuldner.
Der Mann ist eine Art bebrillter Grizzlybär mit Glatze, der jedoch nach meiner bescheidenen Meinung eher etwas gegen seine Wampe als für seine Brust tun sollte. Doch ich werde den Teufel tun und ihm diesen Ratschlag flüstern.
Ich fand es eh interessanter herauszufinden, wie viele Kilo einer wie Inkasso-Henry eigentlich auflegt an der Brustpresse. Also schlich ich unauffällig durch den Zirkeltrainingtrakt und versuchte einen Blick aufs Gerät zu erhaschen, wo er derweil weiter unverdrossen pumpte.
Bei jedem Zug beschallte der Mann den kompletten Bereich mit einem gewaltigen Gurgeln und Grunzen, das noch am Tresen zu hören gewesen sein muss. Ich nippte gleichwohl ungerührt und wie zufällig an meinem Aroniatrunk und linste verstohlen hinüber zur Brustpresse.
Aha: 37,5 Kilo. Mäßig. Weniger – hüstel – als ich. Immerhin riss er ersatzweise diverse Brustpressensätze runter, so dass er insgesamt auf eine passable Tonne Gesamtgewicht gekommen sein dürfte.
Eine halbe Stunde später schloss ich im Umkleideraum meinen Spind auf und schlüpfte in den rechten Schuh. Doch etwas lag darin und störte. Ich zog ihn wieder aus und fand etwas sehr Merkwüdiges: eine halbe Erdnussschale. Im Schuh, der die ganze Zeit im Spind eingeschlossen war, und vorhin, beim Ausziehen, noch keinerlei Fremdinhalte aufwies, erst recht keine halbe Erdnussschale.
Wahrscheinlich lag es an der Begegnung mit Inkasso-Henry von vorhin; jedenfalls interpretierte ich diese Erdnussschale augenblicklich als Pferdekopfmetapher. Und beschloss, Henrys Auflage an der Brustpresse beim Bloggen lieber etwas nach oben zu korrigieren.
Sonst spricht er mich auf der Reeperbahn vielleicht doch noch an, mit ungewissen Folgen.
Foto: YouTube
Labels: fitness, reeperbahn, typen
11 Comments:
Mit verlaub gesagt, lieber Herr Matt, ich halte Henry für einen abgehalftertem "Heiermann" Luden, der einfach den rechtzeitigen Absprung nicht geschafft hat.
Zugeben muss ich allerdings, das ich einer Auseinandersetzung mit ihm trotzdem aus dem Weg gehen würde.
Dies würde ich persönlich ebenfalls tun.
Trotzdem finde ich diese ganzen Gestalten um Inkasso-Henry, Lamborghini-Klaus (lol), Karate-Tommy, Wiener-Peter, Rolex-Rolf, der schöne Mischa (?), ... ziemlich affig.
Aber nun ja, man muss wohl dabei gewesen sein ...
"Noch'n Problem? Besser issas!"
In jedem Biotop gibt es eigene Überlebensregeln, und hier auf dem Kiez gehört Affigkeit wahrscheinlich essenziell dazu. Zumindest, wenn man im „Milieu“ überleben will.
Ich verstehe nichts vom Milieu und will das auch gar nicht. Diese „Menschen”, die dort zu Größen werden, haben mit interessanten Gesprächspartnern in etwa so viel zu tun wie der Gastgeber mit Fönfrisuren. Verzeihung. Meine Metaphern.
Ich habe diesen Herrn gestern (wo waren Sie eigentlich? Ich war zu „unserer” Zeit da) ebenfalls im Studio gesehen, allerdings am Tresen, den gesamten Vorraum (inkl. Umkleide) mit seiner dröhnenden Stimme unterhaltend. Die Worte, die aus seinem Mund kamen, waren hingegen schockierend. Nicht wegen der Aussage, sondern vor allem deswegen, weil er keinen einzigen Satz zuendebrachte. Er brachte nur gestammelten Unsinn hervor. Dazwischen ein paar dröhnende Lacher.
Ich glaube, solchen Leuten täte man einen großen Gefallen mit einem 7,62 x 51 mm Vollmantelgeschoß.
Ts, Ihre Problemlösungsfantasien werden auch nicht variantenreicher über die Jahre … ;-)
Ich war übrigens diesmal zu „meiner“ Zeit da, dank Urlaub.
Sehr geehrter Herr Matt, sehr geehrter Herr GP,
ich möchte (wie sie vielleicht wissen) nicht unhöflich erscheinen, kann mich jedoch nicht der Befürchtung entziehen, Ihre Blogs würden sich inhaltlich langsam vermischen...das fänd ich sehr schade.
Och, warum variantenreich erscheinen, wenn sich Altes wunderbar bewährt hat?!
Die Frage ist ja, hat Inkasso-Henry mal einen auf die Mütze bekommen (falls ja, frage ich mal einen bestimmten Herren in dieser Runde, wo dieser zur noch nicht ermittelten Tatzeit gewesen war), oder ist er von haus aus mit beschränkter Artikulation gesegnet worden?
Warst du nicht vorgestern Abend in der Toastbar? Insoweit erklärt sich dann auch die Nussschale.
Grüße Hanguk
Leben und leben lassen, würd ich sagen.
Was wohl Inkasso-Henry zur Hausordnung der von Ihnen besuchten Edel-Muckibude sagen würde? In der stand meiner Meinung nach etwas von "Vermeiden erhöhter Geräuschentwicklung" oder so, vulgo: hemmungsloses Rumgestöhne. Bin ich spießig oder stört es auch andere, im Fitnessstudio ungefragt den aktuellen Schmerzzustand = Tapferkeitsgrad der anderen mitgeteilt zu bekommen?
Ach, das ist wie im Fußballstadion, wo man auch diverse Erregungszustände ungefragt mitgeteilt bekommt. Man muss ja nicht hingehen … ;-)
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