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Schreiberling




17 Januar 2010

Mit gutem Gewissen

Der Franke und ich flanieren durch den Penny-Markt in Ottensen und nehmen die Wochenware in Augenschein. USB-Kartenleser, Schischuhe, Toilettensitze, Konserven: so’n Zeug.

„Hier gibt es nichts“, sage ich erleichtert zum Franken, denn das Wesen der Flanage besteht bekanntlich darin, Kaufanzreizen zu widerstehen, und wo gar keine sind, fällt das besonders leicht.

„Wonach suchst du überhaupt?“, fragt der Franke, aber nur rhetorisch. „Nach gar nichts“, sage ich, „aber hier gibt es ja auch nichts.“

Als wir gerade auf gewohnt geschmeidige Weise an der Kassenschlange vorbei gen Ausgang wieseln wollen, spricht uns von der Seite ein Penny-Verkäufer an. Er schwenkt zwei brikettartige Etwasse.

„Meine Herren!“, ruft er in gespielter Aufregung, „Sie haben noch beide Hände frei – und ich habe hier zwei Päckchen Vogelfutter!“ Er hat uns anscheinend als Flaneure enttarnt und versucht diese merkantil betrübliche Sachlage nun zugunsten seines Arbeitgebers zu verändern.

„Denken Sie an die Vögel!“, ruft er und schwenkt die Futterbriketts, „denken Sie an Ihr Gewissen!“

„Wir denken dran“, sagt der Franke knapp.

„Ganz fest“, sekundiere ich.

Und schon haben wir es wieder mal geschafft, den Ausgang zu erreichen, ohne das Wesen der Flanage verraten zu haben. Fast bin ich ein bisschen gerührt.



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5 Comments:

Anonymous kleineethnologin said...

Ich hätte den Avancen des engagierten Angestellten nicht widerstehen können, Respekt vor Ihrer entschlossenen Haltung!

13:14  
Blogger Matt said...

Wir üben schon seit Jahren, deshalb.

15:50  
OpenID germanpsycho said...

Ich glaube fest daran, werter Matt, daß ich im Penny auch jederzeit jedem Kaufrausch widerstehen könnte.

Ich übe seit einiger Zeit das Flanieren bei Armani. Aber merkwürdigerweise wächst statt meiner Resistenz stets nur der Inhalt meines Kleiderschrankes.

09:21  
Anonymous Matt said...

Immerhin, verehrter GP, steht dem wenigstens ein adäquates Schrumpfen Ihres Geldbörseninhaltes gegenüber, was die Sache auf beruhigende Weise wieder ausgleicht.

10:04  
OpenID germanpsycho said...

Ja, ich bin da auch beruhigt. Schwere Lasten zu tragen ist ja nicht so meins.

16:35  

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