Der totale Ausverkauf
Von außen sieht man zum Beispiel metallene Beistellregale mit zwei Abstellflächen, an denen riesige gelbe Preisschilder kleben. Der ursprüngliche Betrag ist durchgestrichen, aber lesbar; und aktuell hätte der totalausverkaufende Möbelladen gern nur noch lachhafte 280 Euro dafür. Meine Herren! Die Dinger scheinen einen Goldüberzug zu haben.
Seit einigen Wochen frage ich mich nun immer drängender, wann denn der „Totalausverkauf“ endlich abgeschlossen sein wird. Der Laden wird jedenfalls einfach nicht leerer. Mein Blick ist inzwischen geschärft, und ich muss gestehen, dass sich gar ein gerüttelt Maß unfeines Misstrauen einschlich. Allmorgendlich schaue ich mir im Vorüberfahren wie zwanghaft die Verkaufsräume an – und sie sind voll. Sie sind sogar immer gleich voll. Was auch kein Wunder ist, denn oftmals stehen Lieferwagen vor der Eingangstür. Sie laden aus, nicht ein. Und zwar Möbel. Sofas, Tische, Schränke: Immer rein damit.
Der „totale Räumungsverkauf“ scheint mir ergo – aber ich bin ja nur ein Laie und immens unbewandert in den Deklarationskonventionen von Möbelläden an Hamburger Kreuzungen – nicht hundertprozentig ernst gemeint zu sein. Sondern vielleicht nur zweiprozentig, aufgerundet. Irgendwie hat das Ganze etwas von persischen Teppichläden: Die haben auch immer gerade Ausverkauf und derart maximale Minipreise, dass du dich vor Verblüffung und aufbrandendem Teppichkaufzwang glatt lang hinlegen musst, aber zum Glück liegt ja genau dort ein persischer Teppich.
Ich werde das weiter beobachten. Zumindest, wenn es nicht regnet: Der Bus nimmt eine andere Strecke.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Eternal drift“ von Axiom Ambient, „Another green world“ von Brian Eno und „The deadly nightshade“ von Daniel Lanois.
Labels: einzelhandel, musik, st. pauli