Am Ende Wohlweh

Die Reise begann im Intercity. Wir fanden vor: einen leeren Wagen ohne reservierte Plätze – der feuchte Traum eines jeden Bahnkunden. Wir sicherten uns den Tisch mit Stromanschluss für den Laptop. Besser konnte es nicht laufen.
So blieb es auch selige zehn Minuten lang – bis die Schulklasse einfiel. Es handelte sich um ungefähr 30 Drittklässler, die von ihren Betreuerinnen längst aufgegeben worden waren. Zumindest fiel keine der drei hilflosen Lehrkräfte den hinfort über Sitze, Lehnen und meine Beine marodierenden Horden in die Arme.
An Lesen war nicht zu denken, und die Kopfhörerlautstärke, die nötig war, um die infernalischen Kreischkids zu übertönen, werden wir wahrscheinlich mit Tinnitus nicht unter drei Jahren bezahlen.
Leider wollte die minderjährige Terrortruppe dorthin, wo auch wir hin wollten. Das wurde drei schwere Stunden später klar. Selbst mein Besuch auf der Toilette, wohin es mich u. a. wegen der Hoffnung auf Kontemplation verschlagen hatte, wurde beeinträchtigt: Als ich die Tür öffnete, fielen mir mehrere Steppkes entgegen, und was taten sie dabei? KREISCHEN.
Wir erreichten die Nordsee urlaubsreif. Doch seit der ersten Nordic-Walking-Einheit durch die Dünen sind wir wieder fit. Dann deklarierte unsere Kursleiterin Linde (wie Eiche, Buche etc.) den leichten Schmerz beim Dehnen auch noch als „Wohlweh“, und seit diesem entzückenden Neologismus ist alles wieder bestens, auch mental.