Die verpasste Engtanzchance
Wir sind in der Fabrik beim Konzert der Poplegende 10cc. Natürlich warte ich den ganzen Abend auf „I’m not in Love“, um Ms. Columbo mit einem spontanen Engtanzwunsch überfallen zu können.
Doch zunächst einmal muss ich „für kleine Königstiger“, wie Mark seit Jahren im Bedarfsfall zu sagen pflegt; auch heute sagt er es wieder, und warum auch nicht.
Als ich die Örtlichkeit betrete, steht am Pissoir ein gepflegter Glatzkopf mit (schätzungsweise) Kaschmirmantel und -schal. Er parliert auf italiano. In der rechten Hand hält er sein Handy, in der linken … nun ja … etwas anderes.
Wie Leser dieses Blogs wissen, ist mein Ort auf dem Örtchen stets die Kabine, und als ich sie wieder verlasse, hat sich an der Szenerie nichts geändert. Maestro spricht und pieselt parallel; bei ihm handelt es sich wohl um einen großen Königstiger.
Ich begebe mich zurück zu Ms. Columbo und warte auf „I’m not in Love“. Wenig später taucht auch Signore wieder auf. Er telefoniert immer noch. Irgendetwas sagt mir, dass er sein Gespräch seit unserer ersten Begegnung nicht unterbrochen hat, mit allen Konsequenzen für seine Körperhygiene.
10cc haben inzwischen „Art for Art’s sake“ genauso gespielt wie „Dreadlock Holiday“, doch „I’m not in Love“ noch immer nicht. Ms. Columbo sagt: „Ich hol mir mal ein Wasser.“
Kaum ist sie weg, spielen 10cc „I’m not in Love“.
Das Stück ist von 1975. Da sieht man, wie lange ich eventuell auf die nächste Engtanzchance warten muss.