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Die Rückseite der Reeperbahn

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Name: Matthias Wagner
Standort: Hamburg, Germany

Schreiberling




30 März 2008

Ein Rechtsdrall, eindeutig

Wolfgang Schäubles Fingerabdruck (Quelle: CCC) macht mir Sorgen. Er hat eindeutig einen schlimmen Rechtsdrall, wie heute eine Analyse auf der Rückseite der Reeperbahn zweifelsfrei ergab.

Dieser feist grinsende Wirbel da rechts oben, zu dem jede Linie strebt, um den sich alles dreht: sehr, sehr bedenklich, wahrscheinlich sogar verfassungswidrig.

Deshalb kann ich als brutalstmöglicher Demokrat nur davor warnen, der leichtfertig veröffentlichten Kopieranleitung des „Chaos Computer Clubs“ auf den Leim und mit Schäubles Fingerabdruck shoppen zu gehen.

Obwohl: In den Läden von Thor Steinar könnte es vielleicht klappen. Erfahrungsberichte bitte in den Kommentaren.


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25 November 2007

Von wegen Klimawandel



Die Sonne hat auch schon mal mehr Power gehabt. Hoffentlich sehen das keine Atomkraftbefürworter.


Gefunden im Levantehaus in der Mönckebergstraße.


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09 Mai 2007

An den Stapeln sollt ihr sie erkennen

Das verlässlichste Indiz für die bevorstehende Pleite eines Magazins liefert der Fitnessclubindikator. Sobald sich auf den Ablageflächen meines Clubs eine Zeitschrift anfängt zu stapeln, weiß ich, was los ist.

Es ist das letzte Aufbäumen. Verzweifelt versucht der Verlag, die unverkäuflichen Hefte loszuwerden, um den Werbekunden weiter eine stabile Auflage zu suggerieren. Doch vergebens: Wenn die Stapel erst mal meinen Fitnessclub vermüllen, ist nix mehr zu machen.

Monatelang türmte sich hier zuletzt die Zeitschrift Woman, „Nimm mich!“, lockte sie, und ich gab sogar nach und las einen Artikel über die Ursachen des Drehschwindels.

Doch die Stapel wurden immer mehr und jeder immer höher. Man hörte quasi live den Countdown ticken, und vorletzte Woche war es soweit: Gruner & Jahr meldete das Aus für Woman. Ich freilich wusste das schon länger, dank Fitnessclubindikator.

Seit einiger Zeit stapelt sich hier übrigens immer mal wieder die Zeitschrift Healthy Living. Der nächste Countdown läuft.

Übrigens sind auch dramatische Anzeigenpreisnachlässe ein ernstes Alarmzeichen. Insofern ist die aktuelle Schaltung der BILD-Zeitung im kress-express („Statt 331.331 Euro zahen Sie nur 200.000 Euro für 1/1 Seite“) ein echter Hoffnungsschimmer.

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28 März 2007

Beunruhigende Zeichen

In Peter Weirs 30 Jahre altem Filmklassiker „Die letzte Flut“ häufen sich mitten in einer australischen Großstadt seltsame Vorzeichen einer großen Katastrophe, von der die düster schweigenden Aboriginies längst wissen.

Dieser Film fiel mir heute ein, als ich abends vorm Dorinthotel auf den Bus wartete und neben dem Gehweg den abgebildeten Steinhaufen auf blauer Plastikscheibe entdeckte.

Ein beunruhigendes Ritual scheint ihm zugrunde zu liegen. Mir kommt er vor wie eine Art Schrein, der sich hermetisch abkapselt; mit ihm scheint etwas Archaisches einzubrechen in die ganz normale Hamburger Welt der Ampelphasen und Abfahrtzeiten.

Wahrscheinlich war es aber nur ein Kind, das, als der Bus kam, von seiner Mutter unwirsch aus der Botanik gezerrt wurde, sich plärrend hinwarf auf den nächstbesten Sitz hinterm Fahrer und mitansehen musste, wie sein kleines Kunstwerk aus Plastik und Kieseln zurückblieb, um bald darauf einen vergrübelten Blogger an eine Filmapokalypse aus ferner Zeit zu erinnern.

Ähnlich verwirrt war ich im vergangenen Mai, als ich in St. Pauli ein sorgsam geometrisch auf einem Randsteineck drapiertes Baguette entdeckte. Es liegt nahe, mir außer „Die letzte Flut“ auch „23 – Nichts ist so, wie es scheint“ noch mal anzuschauen.

Oder vielleicht lieber doch nicht.

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30 Juli 2006

Zickezacke Hunde…

Entdeckt vor der Postfiliale in der Seilerstraße; das Braune ist ein Hundehaufen.

Was bedeutet das für den neuen Patriotismus?

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05 Mai 2006

Die Merkwürdigen

Hamburg ist ein Hort der Seltsamkeiten. Menschen kaufen Baguettes und legen sie dann auf einer Randsteinecke ab. Andere kriegen die Krise in aller Öffentlichkeit oder schleppen sie zumindest mit dort hin.

Wie dieses merkwürdige Pärchen. Als ich es zuletzt sah (von unserem Balkon aus), dachte ich noch, es befände sich in einer Ausnahmesituation. Er, mit Schnauzbart und Militaryjacke, schrie sie zusammen wie von Sinnen. Seine Arme schlenkerten dabei gefährlich sensenartig durch die Luft, und sie stand da, die schwarzen Haare schludrig hochgesteckt, und hielt sich an der Hundeleine fest, an deren anderem Ende eine handtaschengroße Promenadenmischung geduldig auf die Fortsetzung des Gassigehens wartete.

Ab und zu versuchte sie etwas zu sagen, woraufhin er einfach den Wut- und Lautstärkepegel verdoppelte. Er umkreiste sie dabei wie ein hungriger Panther und schrie und schrie. Keine Ahnung, um was es ging, ich verstand praktisch nichts.

Mir kam die Beziehung der beiden jedenfalls recht asymetrisch vor. Auch die Qualität ihrer Konfliktbewältigungsstrategien schien mir steigerungsbedürftig. Doch ich hielt das, wie gesagt, für eine Ausnahmesituation.

Bis gestern morgen. Auf dem Weg zur Arbeit sah ich die beiden wieder. Gleiche Konstellation, sogar gleiches Outfit. Und die gleiche Schreierei, das gleiche Gefuchtel, und wieder starrte sie dumpf und hundgebunden auf den Gehweg, hub hie und da an zu einer Erklärung, einem Widerwort, was sein Brüllen aber nur steigerte bis an den Rand der Hyperventilation.

Ihre … Kommunikation scheint generell dergestalt abzulaufen. Offenbar brauchen sie einander genau so. Wie anders wäre die eingespielte Choreografie und die Dauerhaftigkeit dieses öffentlichen Krisenszenarios zu erklären? Auch er müsste doch eigentlich glücklicher sein mit einer Frau, die seine Drüsen eher zur Endorphin- als zur Adrenalinproduktion anregt. Denkt man zumindest als Außenstehender, aber was weiß ich schon.

Ich rubriziere die beiden schulterzuckend unter sanktpaulianische Exzentriker, und wie es der Zufall will, läuft mir gestern ein weiterer, auf ganz andere Weise merkwürdiger Mensch über den Weg, diesmal in Ottensen.

Er tritt aus einem Ladengeschäft auf die Straße, um sich eine Zigarette anzuzünden. Ungefähr Mitte 50, schlank, mit grauen, vollen Haaren und unauffälliger Brille. Er trägt ein legeres Freizeithemd, hat es allerdings in die Jeans gesteckt. Alles ganz normal. Gut, eine Nuance von Verwegenheit haftet ihm an, etwas leicht Udo-Kier-haftes. Doch dann fällt mein Blick auf seine Schuhe. Und ich weiß, dass ich erneut jemanden als urbanen Exzentriker rubrizieren muss.

Der graue, bebrillte Mittfünfziger, der hier gemütlich auf der Ottenser Hauptstraße eine Zigarette schmaucht, trägt … zehn Zentimeter hohe Highheels. Mit vergoldeten Absätzen.

Ex cathedra: Die Top 3 der Songs mit hohem Exzentrikgehalt
1. „This town ain’t big enough for both of us“ von Sparks
2. „Lola“ von The Kinks
3. „I fell in love with a dead boy“ von Antony & The Johnsons

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