Sag mir quando, sag mir wann
Ein Wochenende in Wolfsburg – guter Anlass also, der ersten Skizze über die sardische Verwandtschaft eine zweite folgen zu lassen. Hier ist sie.
Bei den Verwandten auf Sardinien schien ich, der deutsche Schwiegersohn, recht gut anzukommen. Allerdings registrierten sämtliche Onkels, Tanten und Cousinen mit deutlichem Missfallen, dass sich Ms. Columbo noch nicht im Zustand freudiger Erwartung befand. Dabei nahm vor allem Tante Giovannina eine federführende Rolle ein.
Ich lernte recht schnell, die von allen Seiten und speziell von Giovannina auf mich einstürzende Frage „Quando? – Wann?“, die stets mit der gestischen Umschreibung eines gewölbten Bauches untermalt wurde, bedauernd lächelnd ins Leere laufen zu lassen.
Aus diesem Lächeln sprachen – wie ich hoffte – nicht nur Gelassenheit und Würde, sondern auch die dringliche Ermunterung, doch bitte jetzt mal für mindestens zwei Stunden die Wiederholung dieser Frage zu unterlassen.
Vergebens. Meine eigentlich recht klare mimische Aussage schien auf sardischer Seite nicht komplett anzukommen. Vielleicht hätte ein mit hochrotem Kopf hervorgebrülltes „No!“ die Botschaft einprägsamer vermittelt.
Aber schon gab’s Mittagessen bei Giovannina in Sassari. Man testete bei solchen Gelegenheiten gern die kulinarische Belastbarkeit des tedesco. Diesmal gab es Lammfüße, eine Spezialität der Region. Dieses bemerkenswerte Gericht besteht im Wesentlichen aus kleinteiligen Knochenstückchen und -splittern, die von einer gallertartigen Masse umwabbelt werden. Mir ist völlig schleierhaft, wie Lämmer auf so etwas laufen können.
Es schmeckte nicht schlecht, fühlte sich nur schlecht an. Da ich nur ersteres durch eifriges Nicken und kauend gestöhnte Wohllaute vermittelte, konnte ich einige Pluspunkte sammeln.
Doch schon hieß es wieder „Quando?“. Cousine Sonja hatte es zwischen zwei Lammfüßen eingestreut. Ich ließ die Frage routiniert abtropfen, wenngleich mein bedauerndes Lächeln etwas beeinträchtigt wurde vom Herumkauen auf splitterdurchsetztem Lammwabbel. Was aber gar nicht von Nachteil war: So konnte ich dem Lächeln nämlich beiläufig eine Nuance von „Krieg doch selber erst mal eins!“ beimischen.
Insgesamt ein schöner Tag in Sassari. Im September fahren wir wieder hin.
Und da Ms. Columbo noch immer keine äußeren Anzeichen freudiger Erwartung zeigt, werden das die größten „Quando?“-Festspiele, die Sardinien je gesehen hat. Oh Mann.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs mit Essensbezug
1. „Eggs and Sausage (In a cadillac with Susan Michelson)“ von Tom Waits
2. „Tom's diner“ von Suzanne Vega
3. „Supper's ready“ von Genesis
Bei den Verwandten auf Sardinien schien ich, der deutsche Schwiegersohn, recht gut anzukommen. Allerdings registrierten sämtliche Onkels, Tanten und Cousinen mit deutlichem Missfallen, dass sich Ms. Columbo noch nicht im Zustand freudiger Erwartung befand. Dabei nahm vor allem Tante Giovannina eine federführende Rolle ein.
Ich lernte recht schnell, die von allen Seiten und speziell von Giovannina auf mich einstürzende Frage „Quando? – Wann?“, die stets mit der gestischen Umschreibung eines gewölbten Bauches untermalt wurde, bedauernd lächelnd ins Leere laufen zu lassen.
Aus diesem Lächeln sprachen – wie ich hoffte – nicht nur Gelassenheit und Würde, sondern auch die dringliche Ermunterung, doch bitte jetzt mal für mindestens zwei Stunden die Wiederholung dieser Frage zu unterlassen.
Vergebens. Meine eigentlich recht klare mimische Aussage schien auf sardischer Seite nicht komplett anzukommen. Vielleicht hätte ein mit hochrotem Kopf hervorgebrülltes „No!“ die Botschaft einprägsamer vermittelt.
Aber schon gab’s Mittagessen bei Giovannina in Sassari. Man testete bei solchen Gelegenheiten gern die kulinarische Belastbarkeit des tedesco. Diesmal gab es Lammfüße, eine Spezialität der Region. Dieses bemerkenswerte Gericht besteht im Wesentlichen aus kleinteiligen Knochenstückchen und -splittern, die von einer gallertartigen Masse umwabbelt werden. Mir ist völlig schleierhaft, wie Lämmer auf so etwas laufen können.
Es schmeckte nicht schlecht, fühlte sich nur schlecht an. Da ich nur ersteres durch eifriges Nicken und kauend gestöhnte Wohllaute vermittelte, konnte ich einige Pluspunkte sammeln.
Doch schon hieß es wieder „Quando?“. Cousine Sonja hatte es zwischen zwei Lammfüßen eingestreut. Ich ließ die Frage routiniert abtropfen, wenngleich mein bedauerndes Lächeln etwas beeinträchtigt wurde vom Herumkauen auf splitterdurchsetztem Lammwabbel. Was aber gar nicht von Nachteil war: So konnte ich dem Lächeln nämlich beiläufig eine Nuance von „Krieg doch selber erst mal eins!“ beimischen.
Insgesamt ein schöner Tag in Sassari. Im September fahren wir wieder hin.
Und da Ms. Columbo noch immer keine äußeren Anzeichen freudiger Erwartung zeigt, werden das die größten „Quando?“-Festspiele, die Sardinien je gesehen hat. Oh Mann.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs mit Essensbezug
1. „Eggs and Sausage (In a cadillac with Susan Michelson)“ von Tom Waits
2. „Tom's diner“ von Suzanne Vega
3. „Supper's ready“ von Genesis
Labels: essen, ms. columbo, musik, persönliches, urlaub
12 Comments:
"Immr no koi neie?" dürfte eine freie aber sinnverwandte Übersetzung von "Quando?" ins Allgäuerische lauten.
Sie glauben nicht, diese Frage meiner längst verstorbenen Frau Mama nach meiner Scheidung im etwas nördlicher gelegeneren Allgäu dröhnt mir heute noch in den Ohren.
"Immr no koi neie?" = "Noch immer keine Neue?"
Ich hatte mir das in etwa so zusammengereimt, aber danke für die endgültige Verifikation. ;-)
Du hast "Scrambled Eggs" vergessen. Kling zwar nicht so eingängig wie "Yesterday" - aber Du wusstest sicher um diesen Ur-Titel.
Gottseidank haben wir in familienplanerischen Dingen keine sardischen Verwandten. Und wenn, wären sie wahrscheinlich eh überfordert, mit dem, was da ist ;-).
Das sardische Gericht erinnert mich allerdings an das schottische "Haggis". Oder an den pfälzischen "Saumagen". Für mich aus peristaltischen Gründen nicht ganz nachvollziehbar bzw. auch nicht einmal aus der Ferne bekömmlich.
In Ihrer Haut möchte ich glaube ich nicht stecken. Mein lieber Herr Gesangverein, das wäre mir alles zu stressig.
@ joshua: „Vergessen“ ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck. „Harte Auslese“ trifft es eher.
@ poodle: Sie sehen das falsch, Herr Poodle. In meiner Haut zu stecken ist ganz wunderbar – würden Sie Ms. Columbo kennen, wäre das unmittelbar einleuchtend. Aber das kann ich Ihnen ja nicht vorwerfen.
Für diesen "bloggischen" Liebesbeweis an Ms. Columbo glühen jetzt in ganz Sardinien die Kerzen ...
*sxheta*
„Auf“ Sardinien. Ansonsten könnten Sie Recht haben.
Außerdem wären da noch:
"Breakfast in Bed" von Dusty Springfield
"No Free Lunch" von Green On Red
"Jambalaya" von Hank Williams
sowie - hier wird mich wieder einmal Matthias' Tadel treffen - "Frühstück" von den Gebrüdern Blattschuss: "Noch'n Toast, noch'n Ei, noch'n Kaffee, noch'n Brei ..."
Der Vers ist ja großartig! Kannte ich noch gar nicht. Dafür habe ich die „Kreuzberger Nächte“ schon für eine Berlin-Top-3-Liste in der Hinterhand.
PS: So tadelnd bin ich doch gar nicht. Ich bange um meinen Ruf.
Breakfast at Tiffany's
Breakfast at Tiffany's...
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