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10 September 2006

Die Fundstücke des Tages (24)

1. Zufällig mitgehörter Dialogfetzen im Fitnessclub. Typ A: „ … dass du nach so einem Tag noch so zufrieden bist!“ Typ B: „Ich bin nicht zufrieden.“

2. Jetzt ist es meinem kleinen Stadtteilverein, dem FC St. Pauli, schon zum zweiten Mal in Folge gelungen, länger im DFB-Pokal zu verweilen als der HSV; auch wenn es diesmal nur Stunden waren. Alles Weitere beim kiezkicker.

3. „Neben der Bescheidenheit ist es meine wichtigste Tugend, mir auf die Bescheidenheit nichts einzubilden.“ Sagt Mspro.

4. Ich war – festhalten – am Freitag bei einem Konzert der schwäbischen Schlagerpopband Pur in der Großen Freiheit, einem Club, der allerdings schon ganz andere Zumutungen gleichmütig weggesteckt hat. (Übrigens: Ich war dort auf Einladung! Zum Repräsentieren!) Bei einem Pur-Konzert erlebt man die Vergötterung von Otto Normalverbraucher, und das ist auf gruselige Weise faszinierend. Pur peilen auf derart unverschämte, gleichsam verlegen lächelnde Weise das totale Mittelmaß an, dass sich potenziell alle Mittelmäßigen angesprochen fühlen müssen – und viele davon, stellte ich fest, reagieren ebenso hysterisch wie textsicher auf dieses Angebot. Mich wundert seit Freitagabend der immense Erfolg der Band nicht mehr: Sie hat einfach das mit Abstand größte Zielpublikum. Möchte eigentlich jemand das blaue Plastikarmband, das mich in den für mich quälenden Verdacht geraten ließ, Pur-Fan zu sein? Die mittelmäßigste Begründung gewinnt.

Alle bisherigen Fundstücke des Tages:
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, Oh, my Google!

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16 Comments:

Anonymous Joshuatree said...

zu 2: St. Pauli soll nun schuldenfrei sein. Das finde ich gut. One step ahead.

zu 3: Ehre, wem Ehre gebührt.

zu 4: Sie kommen aus Bietigheim/Bissingen. Sie sammelten die Klientel zwischen Grönemeyer und deutschsprachiger Volksmusik ein.

Anmaßend: Man sagt professionell-leger nicht mehr "Zielgruppe" oder "Zielpublikum", sondern "Bezugsgruppe". Das klingt auch gleich viel kuscheliger.

00:52  
Blogger Matt said...

Danke für die zahlreichen Hinweise, deren einer sich auch korrigierend im Text niederschlug.

Warum übrigens nicht gleich „Kuschelgruppe“?

00:59  
Anonymous Joshuatree said...

Verdammt gute Idee. Diese stetigen Differenzierungen machen jedoch die professionelle Arbeit schwer.

01:26  
Anonymous Herr Herrner said...

Ich hätte gerne das Bändchen...



...nicht. Aber Du könntest es doch bei EBay versteigern und mit dem Erlös den FC St. Pauli in die Gewinnzone führen...

10:11  
Blogger Alexander said...

Pur Konzert? Im Ernst? Hast Du in Deiner Redaktion eine Wette verloren? :-)

Auf jeden Fall sollte so ein Konzert doch mehr hergeben als eine kurze Erwähnung bei den Fundstücken des Tages. Darf ich also um Elaboration bitten?

10:40  
Blogger mspro said...

Wow, ich zwischen Pauli und Pur. Welch Ehre! ;-)
...nicht, dass ich mir jetzt was drauf einbilden würde...

12:04  
Anonymous Opa said...

St. Pauli wird nie in der Gewinnzone landen. St. Pauli IST ein Gewinn !

13:09  
Blogger Matt said...

@ mspro, das spiegelt die Dialektik unseres Lebens, nicht wahr?

@ Alexander, das muss reichen. Ich schaue jetzt nach vorne.

@ Herr Herrner, wer würde denn für so etwas Geld bezahlen? Der FC St. Pauli ist übrigens seit dem Bayern-Spiel endgültig schuldenfrei. Und auf den Erlös aus einem uncoolen Pur-Bändchen würden die wahrscheinlich eh empört verzichten.

13:13  
Blogger Boogie said...

@ joshuatree: Grönemeyer hat sicher einiges verdient, aber die unmittelbare Nähe zum fleischgewordenen Grauen (aka Mittelmaß... sehr schön beschrieben, Matt) hat er sicher nicht verdient. Da ist ein Xavier Achduu (oder wie der heißt, die Wiedergeburt des Mittelmaßes) Pur wesentlich näher. Und auch der Volksmusik tust du unrecht (es sei denn man erklärt den Musikantenstadel als Alleinvertretung der Volksmusik auf Erden). Nein, die Koordinaten, in denen sich Pur bewegen sind ganz klar abgesteckt, auf dem schmalen Brett zwischen den Scorpions und den Flippers.

19:03  
Blogger Boogie said...

Ach so, nein, das Bändchen möchte ich nicht haben, obwohl mir vertrauenswürdige Personen, die den Engler Hartmut kennen, bestätigt haben, das der echt ein Netter sein soll...

19:06  
Blogger Matt said...

Warum bewirbt sich eigentlich NIEMAND um das Plastikband? Habe ich denn keinen einzigen mittelmäßigen Leser? Frustrierend.

20:28  
Anonymous joshuatree said...

@boogie: "Kinder an die Macht" ist für mich übrigens philosophisch fleischgewordenes Grauen. Grönemeyer hat mit seinen Musikern (viele aus Walldorf/Nordbaden) tolle Songs gebastelt, keine Frage. Vor allem vor seinen persönlichen Hintergründen. Respekt.

Im deutschsprachigen Bereich zählen Texte. Und da ist mir persönlich ein "Vielleicht" der bekifften Söhne Mannheims oder ein "Ich bin ich" von Rosenstolz aus schlagersozialen und sozialhygienischen Gründen lieber.


@matt: Ich bewerbe mich nun hochoffiziell und würde das Band in einem virtuellen Auktionshaus verkaufen. Der Erlös ginge an eine große Einrichtung für krebskranke Kinder in Heidelberg, die ein Intranet aufbauen möchten bzw. erhalten wollen, um mit anderen Kindern zu kommunizieren.

00:47  
Blogger Matt said...

Das Band geht alsbald auf die Reise. Ich bitte um Bekanntgabe der Auktionsdaten, damit ich ggflls. mitsteigern kann …

00:52  
Anonymous Joshuatree said...

Du hast Post eines mittelmäßigen Bloggers ;-)

01:09  
Anonymous kat said...

Lieber Matt, mich interessiert viel mehr, zu was dich dieses Plastikarmband denn berechtigt hat? Zum Händeschütteln mit Hartmut etwa? Wolltest du uns dieses Detail verschweigen, weil er irgendwie doch ganz sympathisch war? Nur ein Verdacht.
Ich musste mir auch schon mal ein Pur-Konzert in der Color Line Arena angucken. Ich gestehe: Da Pur ja bislang nirgends stattfanden, haben sie mich nie genervt. Ich fand solche Songs wie Abenteuerland eher ganz hübsch in der Werbung (ja, ich bekenne mich zu meiner Mittelmäßigkeit). Das Konzert am Nikolaustag 2003 (weiß das noch, weil alle rote Mützen aufhatten) war dann aber doch so dermaßen schmalzig und so bewußt auf die Sorgen des kleinen Mannes abzielend, dass ich mich schütteln musste. Amen.

17:16  
Blogger Matt said...

SELBSTVERSTÄNDLICH hätte ich es verbloggt, wenn ich Hartmuts Hand hätte schütteln dürfen. Doch das Plastikarmband berechtigte (leider) nur zum Verzehr kostenloser Getränke auf der Balustrade, eine Vergünstigung, welche ich weidlich, aber nicht über Gebühr in Anspruch an.

17:34  

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