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Die Rückseite der Reeperbahn

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Mein Foto
Name: Matthias Wagner
Standort: Hamburg, Germany

Schreiberling




27 Februar 2010

Fundstücke (68): „Sie sparen: EUR 0,01“

1. Sehr merkwürdige Fehlermeldung meines Powerbooks:


2.
„Jeder Mensch sollte zu etwas gut sein. Manche verändern den Lauf der Weltgeschichte oder schreiben Sinfonien. Andere trinken Bier.“ Kramer über den Franken.

3. Aus der schriftlichen Einladung zur Mitgliederversammlung des FC St. Pauli: „Es unterbleibt vor und während der Versammlung der Ausschank alkoholhaltiger Getränke.“ Sag mal, FC St. Pauli, was denkst du eigentlich, wer wird sind – Prolls???

4. „Mich füttert keiner, ich kann in jede Hand beißen.“ Entdeckt bei Don Alphonso.

5. Geile Rabattaktion von Amazon, ein Killer:

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03 Januar 2010

Achtung: Pornografie – nicht weiterlesen!



Stammleser Joshuatree wollte auch während seines Aufenthaltes in Salzburg nicht auf die Lektüre dieses Blogs verzichten, wofür ich ihn sehr mag.

Doch als er vom Terminal des Hotels Goldenes Theater aus hier vorbeischauen wollte, verwehrte ihm das der hoteleigene prüde Browser. Begründung: „Die Rückseite der Reeperbahn“ sei pornografisch.

Keine Ahnung, was genau man in der Stadt Mozarts unter Pornografie versteht, doch es scheint sich weitgehend zu decken mit der Definition von Mahmud Ahmadinedschad. Und wenn das so ist, dann verhängte das Goldene Theater die Sperre natürlich völlig zurecht.

Ich habe derweil mal im Fotoarchiv gekramt, um wenigstens einen Grund nachzuliefern. Und fand doch wahrhaftig was mit – festhalten! – VÖGELN.


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17 Dezember 2009

Zurück aus dem Wachkoma

Dieses Blog lag tagelang aus vollkommen ungeklärten Gründen im Wachkoma.

Während die Welt sich rührend um mich sorgte, gelang mir nicht die kleinste vernehmbare Äußerung, und die verzweifelte Hoffnung, man möge sich doch bittebitte via Twitter (links in der Leiste unterm Kalender, liebe Leser!) informieren, sie trog.

Stattdessen erhielt ich stirnrunzelnde Kommentare (nur per Mail, sie wurden ebenfalls nicht veröffentlicht) und sogar sorgenvolle Anrufe. Auch Hilfsangebote waren dabei, was mich besonders freute; Dank gebührt vor allem nodch, der technische Unterstützung in Aussicht stellte.

Das Phänomen des plötzlichen Lahmliegens, das aus dem Nichts gekommen war, verschwand indes auf genau die gleiche Weise – und das ist so hocherfreulich wie beunruhigend. Denn es kann wieder passieren.

Immerhin hat es sein Gutes: Ich merkte, wie sehr mein tägliches Bloggen mir ans Herz gewachsen war – und wie vielen Lesern es ähnlich ging. Zumal ich in der Zwischenzeit sogar einige berichtenswerte Erlebnisse hatte hier auf dem Kiez, darunter die splitternacktesten Tatsachen, die mir hier je unterkamen, es ist unfasslich.

Doch dazu mehr in den nächsten Tagen. Sofern jenes höhere Wesen, das wir alle verehren, mich lässt: das Internet.

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26 November 2009

Ein salomonisches Stöckchen



Eigentlich wollte ich hier und jetzt demonstrativ genervt aufstöhnen, weil es die unverschämte Sinnsphäre gewagt hat, mir eins jener unseligen Stöckchen zuzuwerfen, die eigentlich längst von der Genfer Konvention geächtet wurden.

Ich bin doch kein Dackel!, wollte ich ihm bereits aufgebracht entgegenschleudern, war aber davon sediert, dass er im Zusammenhang mit mir das Adjektiv „genial“ gebrauchte, und wer kann sich dagegen schon wehren?

Allerdings ist das Aufnehmen eines Stöckchen mit Arbeit verbunden, und als jemand, der die Bequemlichkeit weit mehr schätzt als den Schweiß, läge mir kaum etwas ferner. Dass ich es dennoch aufnehme, liegt aber nur zum Teil an der Schmeichelei.

Nein, der entscheidende Grund ist der, dass ich im Grunde die mir auferlegte Arbeit schon längst getan habe, nämlich im Rahmen dieses Interviews.

Eine salomonische Lösung – zumal ich das unlängst in Wien geknipste Foto in einem inhaltlich gerechtfertigten Zusammenhang endlich verbloggen kann.

So ist allen geholfen.

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09 Oktober 2009

Als Krönung die Gröner

Wir waren im Toten Salon, einer Lesereihe von Gerhard Henschel und Richard Christian Kähler, die als Gastgeber heute den Stargast Frank Schulz umrahmten.

Henschel zitierte irgendwann einen bunten Strauß im Web zusammengekehrter Zungenbrecher aus diversen deutschen Dialekten, und ich wunderte mich nicht schlecht, als ich plötzlich aus seinem Munde meine verbloggte hessische „Haa hi ho“-Sentenz vernahm.

Geschmeichelt redete ich mir unwiderlegbar ein, er möge sie in meinem Blog entdeckt haben, und sonnte mich behaglich in diesem für alle anderen außer Ms. Columbo unsichtbaren Ruhm.

Später fingen die drei an zu „singen“, und zwar ein Stück von Leonard Cohen. Ich könnte viel Geld vor allem von Henschel (r.) erpressenbitten für die Bereitschaft, meinen Mitschnitt davon (Szenenfoto) nicht auf YouTube zu veröffentlichen.

Am 10. Dezember, dem übernächsten Toten Salon, wird übrigens Stargast Anke Gröner von Henschel und Kähler umrahmt, was ihnen eventuell noch mehr Spaß macht als mit Schulz.

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25 September 2009

Bitte um Hilfe bei meiner Wahlentscheidung (4): Dr. Guido Westerwelle, FPD

Vorvorgestern habe ich an dieser Stelle meine Mail an die Bundesvorsitzenden von sieben Parteien dokumentiert. Meine Kernfragen waren glasklar gestellt. Sie lauteten:

1) Werden Sie einen Koalitionsvertrag akzeptieren, der die Vorratsdatenspeicherung nicht explizit abschaffen will?

2) Werden Sie einen Koalitionsvertrag unterschreiben, der sich nicht ausdrücklich gegen Netzsperren ausspricht?

3) Werden Sie einen Koalitionsvertrag akzeptieren, der die Verletzung der Privatsphäre mithilfe staatlicher Spionagesoftware nicht explizit ausschließt?

Meine Mail ging natürlich auch an FDP-Chef Dr. Guido Westerwelle (Foto: Dirk Vorderstraße). Er brauchte eine ganze Weile für die Antwort, doch schickte wenigstens eine (im Gegensatz zu CDU, Grüne, Linke und NPD), und zwar von seinem eigenen Account. Hier der Text:

Sehr geehrter Herr Wagner,

haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht vom 25. August 2009 und für Ihr Interesse an liberaler Programmatik. Darüber habe ich mich gefreut.

Seien Sie versichert, dass die Freien Demokraten und ich ganz persönlich auch in Zukunft konsequent unseren Kurs für mehr Respekt vor den Bürgerrechten halten werden. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum – aber wir wenden uns entschieden gegen Maßnahmen, mit denen man keine Straftaten bekämpft, sondern eine Zensur durch die Hintertür einführt.

Zum Thema Internetzensur haben wir Liberale auf unserem Bundesparteitag in Hannover einen eindeutigen Beschluss gefasst. Mit meiner Antwort übersende (ich) (fehlte in der Originalmail, mw) Ihnen den Link zu diesem Beschluss (http://60.parteitag.fdp.de/files/3607/B-60BPT-D2.pdf). Den Kurs, den Sie darin erkennen, werden wir Freie Demokraten auch in Zukunft konsequent verfolgen.

Wie viel wir von unserer liberalen Programmatik für Deutschland umsetzen können, hängt zu allererst von unserer eigenen Stärke ab. Darum kämpfe ich für eine starke FDP in den Ländern und im Bund. Denn je mehr Wählerinnen und Wähler unsere liberale Programmatik unterstützen, desto kraftvoller können wir diese dann auch vertreten. Deshalb werbe ich um Ihr Vertrauen und bitte Sie um Ihre Stimmen für die FDP.

Nochmals vielen Dank für Ihre Zuschrift. Ihnen persönlich alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Guido Westerwelle, MdB
Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion
Bundesvorsitzender der FDP

Vom Abarbeiten meiner drei Fragen kann bei Westerwelle keine Rede sein; er äußert sich eher allgemein und scheut auch Phrasen nicht („Das Internet ist kein rechtsfreier Raum“). Der Verweis auf ein PDF-Dokument ist zudem unschön.

Hübsch hintersinnig ist die Passage, in der „von unserer eigenen Stärke“ die Rede ist, von der Westerwelle die Umsetzung liberaler Positionen in einer Koalition abhängig macht. Sie bedeutet im Klartext: Wenn ich die FDP nicht wähle, kann sie zwar möglicherweise trotzdem koalieren, ist aber zu kraftlos, um gegenüber dem Koalitionspartner liberale Positionen durchsetzen zu können.

Ich wäre also schuld, wenn trotz FDP-Regierungsbeteiligung Vorratsdatenspeicherungen, Netzsperren und Bundestrojaner nicht abgeschafft würden. Eine rhetorische Volte Westerwelles, vor der ich nur den Hut ziehen kann.

Und jetzt, meine Damen und Herren, wünsche ich am Sonntag gute Unterhaltung. Ich habe mich bereits entschieden.

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24 September 2009

Bitte um Hilfe bei meiner Wahlentscheidung (3): Steffen Buchholz, SPD

Vorgestern habe ich an dieser Stelle meine Mail an die Bundesvorsitzenden von sieben Parteien dokumentiert. Meine Kernfragen waren glasklar gestellt. Sie lauteten:
1) Werden Sie einen Koalitionsvertrag akzeptieren, der die Vorratsdatenspeicherung nicht explizit abschaffen will?

2) Werden Sie einen Koalitionsvertrag unterschreiben, der sich nicht ausdrücklich gegen Netzsperren ausspricht?

3) Werden Sie einen Koalitionsvertrag akzeptieren, der die Verletzung der Privatsphäre mithilfe staatlicher Spionagesoftware nicht explizit ausschließt?
Meine Mail an die SPD ging an Franz Müntefering, doch geantwortet hat Steffen Buchholz (Foto
), Mitglied des SPD-Parteivorstandes und zuständig für den Bürgerservice. Seine Mail ist von Anfang an bemerkenswert, denn er verwechselt mich mit seinem eigenen Parteivorsitzenden, wie man bereits der Anrede entnehmen kann …:
Sehr geehrter Herr Müntefering,

vielen Dank für Ihre E-Mail, die uns am 25.08.2009 erreicht hat.


Gerne nehmen wir zum Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornografie in Kommunikationsnetzen, das am 18. Juni 2009 vom Bundestag beschlossen wurde (Drucksache 16/12850) Stellung.


Wir müssen ein wenig ausholen, um die doch recht komplexen Zusammenhänge zu diesem sensiblen Thema deutlich machen zu können.
Wir sind überzeugt, dass alle einen effektiven Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung wollen. Die SPD-Bundestagsfraktion hat dazu mit einem Anfang Mai beschlossenen 10-Punkte-Plan ein umfassendes Konzept mit konkreten zusätzlichen Maßnahmen vorgelegt. Eine der Kernforderungen lautete, dass die Strafverfolgungsbehörden dauerhaft personell und technisch gut ausgestattet sind und die internationale Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden weiter gestärkt wird.

In den vergangenen Jahren haben wir zudem bereits das Herstellen, die Verbreitung und den Besitz von Kinderpornografie lückenlos unter Strafe gestellt.


Der Kampf gegen Kinderpornografie hat viele Facetten, die sich ergänzen und nicht gegeneinander ausgespielt werden sollten. Unabhängig von der Frage, ob der Missbrauch von Kindern selbst zugenommen hat, stellt sich zunehmend das Problem der Verbreitung von kinderpornografischen Inhalten im Internet. Dies liegt an den Besonderheiten des Internets, in dem auch rechtswidrige Inhalte schnell verbreitet und anonym sowie ohne soziale Kontrolle konsumiert werden können.


Die Bekämpfung der Verbreitung von Kinderpornografie im Internet ist deshalb ein wichtiges Thema. Das dürfte weitgehend unbestritten sein. Auch ist das Internet kein rechtsfreier Raum. Ein rechtswidriges Verhalten dort kann selbstverständlich strafbar sein oder zivilrechtlich verfolgt werden.


Fraglich ist letztlich, mit welchen Maßnahmen die Verbreitung kinderpornografischer Inhalte im Internet angemessen, rechtsstaatlich sauber und möglichst effektiv verhindert oder zumindest erschwert werden kann.


Bereits nach heutiger Rechtslage werden Kinderpornografie-Seiten, die sich auf deutschen Servern befinden, von den Internetprovidern heruntergenommen. Ein solcher direkter Zugriff ist im Ausland nicht möglich. Nur deshalb stellt sich die Frage nach Zugangssperren. Es geht hierbei aber nicht um eine Internetzensur,– es geht um die Bekämpfung krimineller Handlungen in einem ganz besonders gelagerten Fall.


Mit dem Gesetz wird das Ziel verfolgt, den Zugang zu kinderpornografischen Inhalten zu erschweren. Uns ist bekannt, dass versierte Nutzer diese Sperrung technisch umgehen können. Es kommt aber auch darauf an, die Hemmschwelle, die an dieser Stelle in den letzten Jahren deutlich gesunken ist, wieder signifikant zu erhöhen. Dem dient neben der Sperrung einzelner Seiten die Umleitung auf eine Stoppseite mit entsprechenden Informationen.


Mit dem nun beschlossenen Gesetz wurde der ursprüngliche Gesetzentwurf ganz wesentlich überarbeitet und verbessert, wobei die SPD-Bundestagsfraktion ihre wichtigsten Änderungsvorschläge in den Verhandlungen mit der Unionsfraktion durchsetzen konnte. Wir haben damit auch die wesentlichen Kritikpunkte, die sich aus der Bundestagsanhörung und der Stellungnahme des Bundesrates ergeben haben, positiv aufgegriffen.


Der endgültige Beschluss hat insbesondere folgende Änderungen gebracht.


1. „Löschen vor Sperren“: Die Regelung kodifiziert den Grundsatz „Löschen vor Sperren“. Danach kommt eine Sperrung durch die nicht verantwortlichen Internet-Zugangsvermittler nur dann in Betracht, wenn eine Verhinderung der Verbreitung der kinderpornografischen Inhalte durch Maßnahmen gegenüber dem Verantwortlichen nicht möglich oder nicht in angemessener Zeit Erfolg versprechend ist.


2. Kontrolle der BKA-Liste: Die Neuregelung nimmt den Wunsch nach mehr Transparenz auf und etabliert ein unabhängiges Expertengremium beim Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit. Mit Blick auf die vornehmlich juristischen Aufgaben, nämlich zu bewerten, ob Inhalte die Voraussetzungen des § 184 b StGB erfüllen, muss die Mehrheit der Mitglieder des fünfköpfigen Gremiums die Befähigung zum Richteramt haben. Die Mitglieder sind berechtigt, die Sperrliste jederzeit einzusehen und zu überprüfen. Mindestens einmal im Quartal erfolgt zudem zusätzlich auf der Basis einer relevanten Anzahl von Stichproben eine Prüfung, ob die Einträge auf der Sperrliste den Voraussetzungen des Paragraphen 1 Satz 1 erfüllen. Sollte die Mehrheit des Gremiums zu der Auffassung kommen, dies sei nicht der Fall, hat das Bundeskriminalamt den Eintrag bei der nächsten Aktualisierung von der Liste zu streichen. Das Expertengremium wird vom Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit für die Dauer der Geltung des Gesetzes (31. Dezember 2012) bestellt.


3. Datenschutz: Das Gesetz dient ausschließlich der Prävention. Verkehrs- und Nutzungsdaten, die aufgrund der Zugangserschwerung bei der Umleitung auf die Stopp-Meldung anfallen, dürfen nicht für Zwecke der Strafverfolgung verwendet werden. Damit wird auch ausgeschlossen, dass sich durch Spam-Mails fehlgeleitete Nutzer/innen einem Ermittlungsverfahren ausgesetzt sehen könnten. Zudem ist keine Speicherung personenbezogener Daten bei den Internetprovidern mehr vorgesehen.


4. Spezialgesetzliche Regelung: Die im Gesetzentwurf bisher für das Telemediengesetz vorgeschlagenen Regelungen zur Zugangserschwerung werden in eine spezialgesetzliche Regelung überführt. Ausschließliches Ziel des Gesetzes ist die Erschwerung des Internetzugangs zu kinderpornografischen Inhalten. Mit dem neuen Regelungsstandort in einem besonderen Gesetz soll noch deutlicher werden, dass eine Zugangserschwerung auf weitere Inhalte ausgeschlossen bleiben soll. Der Änderungsantrag geht damit auf die vielfach geäußerten Befürchtungen ein, die Zugangserschwerung könnte mittelfristig weiter ausgedehnt werden.


5. Befristung: Die Geltungsdauer des Gesetzes ist bis zum 31.12.2012 befristet. Auf der Grundlage der nach zwei Jahren vorzunehmenden Evaluierung wird der Gesetzgeber in die Lage versetzt, zu prüfen und zu bewerten, ob die Maßnahme erfolgreich war, um endgültig zu entscheiden.


Mit der neuen gesetzlichen Regelung bekämpfen wir nicht nur die Verbreitung kinderpornografischer Inhalte im Internet, sondern schützen zugleich Internetnutzer, sichern rechtsstaatliche Grundsätze und ermöglichen ein transparentes Verfahren.


Freundliche Grüße


Steffen Buchholz

SPD Parteivorstand

Partei- und Bürgerservice

mailto: parteivorstand@spd.de
Ganz offensichtlich handelt es sich bei Buchholz’ Mail um einen üppigen Textbaustein, eine Sprachregelung, die allgemein verbreitet wird, ohne auf konkrete Anliegen einzugehen.

Meine drei Fragen spielen im Einzelnen keine Rolle; alles dreht sich um Kinderpornografie, hängt also irgendwie mit Frage 2 zusammen. Die erbetenen „unmissverständlichen Antworten ohne offenstehende Hintertür“ sind dem Text nicht zu entnehmen. Wichtigste Erkenntnis: Die Handschrift der Sozialdemokraten beim Zensursula-Gesetz ist nach eigenem Eingeständnis klar zu erkennen, denn „die SPD-Bundestagsfraktion (konnte) ihre wichtigsten Änderungsvorschläge in den Verhandlungen mit der Unionsfraktion durchsetzen“.


Wie tückisch es sein kann, Bürgeranfragen Textbausteine entgegenzuhalten, zeigt der Fauxpas mit der falschen Anrede. Ich bin nicht Müntefering – und nicht nur deswegen unzufrieden mit Herrn Buchholz’ kümmerlichem Kommunikationsversuch.


Morgen folgt zum Abschluss FDP-Chef Westerwelle, der zweite Bundesvorsitzende, der persönlich geantwortet hat – und mir gleich doppelt für die Mail dankt …

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23 September 2009

Bitte um Hilfe bei meiner Wahlentscheidung (2): Jens Seipenbusch, Piratenpartei

Gestern habe ich an dieser Stelle meine Mail an die Bundesvorsitzenden von sieben Parteien dokumentiert. Meine Kernfragen waren glasklar gestellt. Sie lauteten:

1) Werden Sie einen Koalitionsvertrag akzeptieren, der die Vorratsdatenspeicherung nicht explizit abschaffen will?

2) Werden Sie einen Koalitionsvertrag unterschreiben, der sich nicht ausdrücklich gegen Netzsperren ausspricht?

3) Werden Sie einen Koalitionsvertrag akzeptieren, der die Verletzung der Privatsphäre mithilfe staatlicher Spionagesoftware nicht explizit ausschließt?

Als erster antwortete der Parteivorsitzende der Piraten, Jens Seipenbusch (Foto: Rainer Klute). Hier seine Mail:

Sehr geehrter Herr Wagner,

vielen Dank für Ihre Fragen, Ihr Blog ist mir übrigens schon mal empfohlen worden von einem Freund aus Hamburg :-)

Hinsichtlich Ihrer Fragen kann ich klarstellen:

Wir werden unter meiner Leitung nur Koalitionsverträge akzeptieren, die auch folgende Ziele enthalten:
– Abschaffung der Vorratsdatenspeicherung in Deutschland (also keine verdachtsunabhängige und anlasslose Aufzeichnung der Verbindungsdatenvon Telekommunikation). Die entsprechende Umsetzung der EU-Richtlinie in deutsches Recht ist zurückzunehmen.

– keine Einführung von sog. Netzsperren, Rücknahme des Zensursula-Gesetzes, kein Aufbau von Zensurinfrastruktur für das Internet
– Verbot (bzw. keine Erlaubnis) des sog. Bundestrojaners (staatlich entwickelte Malware zum Zwecke des unbemerkten Eindringens in private Computer durch ihren Internetanschluss).

Zur Erklärung: Die Abschaffung der Vorratsdatenspeicherung ist eines der wesentlichen Kernziele der Piratenpartei. Viele PIRATEN arbeiten auch im Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung mit und insofern gibt es keinen Zweifel, dass wir keine Koalition eingehen können und wollen, die nicht die Abschaffung dieser aus unserer Sicht auch verfassungswidrigen Massnahme anstrebt.

Das einer Zensur im Internet Vorschub leistende sogenannte Zugangserschwerungsgesetz kann getrost als rotes Tuch der Netzgemeinde bezeichnet werden, da es in bisher einzigartiger Weise all das in sich vereint, wogegen die PIRATEN angetreten sind zu kämpfen:

– Die Missachtung von Grundgesetz und Bürgerrechten, wenn es den Regierenden nützlich erscheint.
– Das totale Unverständnis gegenüber dem neuartigen Medium Internet und der Versuch, es durch Zensierung u. ä. solange einzuschränken, bis es sich nicht mehr von den alten (undemokratischeren und unfreieren) Medien unterscheidet.
– Der unerträgliche Populismus, der nicht nur begleitend auftritt, sondern hier sogar jegliches rationale Argument ersetzt und die zahlreichen, sachlich fundierten Gegenargumente schlicht übertünchen soll.

Der Bundestrojaner reiht sich als Massnahme in zwei äußerst bedenkliche Entwicklungen ein, zu deren Bekämpfung die PIRATEN angetreten sind:
1) 'jeder ist verdächtig' – Die Grundhaltung, man müsse alle seine Bürger nach Möglichkeit umfassend überwachen (können), ist der Keim eines Überwachungsstaates. Diese Grundhaltung gilt es zu revidieren.
2) 'der Zweck heiligt die Mittel' – Seit Einführung des großen Lauschangriffs und besonders nach den Anschlägen des 11.9.2001 hat auch der deutsche Staat immer weniger Hemmungen, Mittel einzusetzen, die nicht mit unserer Demokratie vereinbar sind. Hausdurchsuchungen im Falle von polizeilichen Ermittlungen finden ja aus gutem Grunde nicht heimlich statt – entsprechendes muss auch für Durchsuchungen von Computern u. ä. gelten, jegliche Heimlichtuerei passt nicht zur Ausübung staatlicher Gewalt. Die Vermischung von Polizei und Geheimdiensten ist unter allen Umständen zu vermeiden bzw. rückgängig zu machen.

Wir als Piratenpartei können diese Standpunkte übrigens u. a. deshalb glaubwürdig zusichern, weil wir uns ja programmatisch auf wenige Kernthemen beschränkt haben. In einer eventuellen Koalitionsvereinbarung wird es daher insbesondere bei der Verteidigung der Bürgerrechte und der Privatsphäre kein Zurückweichen geben. In diesem Punkte habe ich auch keinen Zweifel, dass ich unseren Mitgliedern aus dem Herzen spreche.

Beste Grüße,
Jens Seipenbusch
Vorsitzender Piratenpartei Deutschland
E-Mail: js/at/piratenpartei.de
Es war zu erwarten, dass ich bei den Piraten offene Türen einrennen würde. Trotzdem finde ich es erfreulich, wie strukturiert Seipenbusch meine drei Fragen abarbeitet. Er hat sie gelesen! Und konkret beantwortet!

Uns werden in den kommenden Tagen andere Beispiele begegnen. Morgen zum Beispiel die SPD, oh weh …



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22 September 2009

Bitte um Hilfe bei meiner Wahlentscheidung (1): Der Brief an alle

Vor einigen Wochen schrieb ich an die Bundesvorsitzenden der Parteien CDU, SPD, FDP, Linke, Grüne, Piraten und – jawoll – NPD eine Mail mit dem Betreff „Bitte um Hilfe bei meiner Wahlentscheidung“. Der Text ging so:
Von: Matthias Wagner
Datum: 25. August 2009 22:14:47 MESZ

Sehr geehrte/r Frau/Herr ?,

in jüngster Zeit gibt es in Deutschland politische Entwicklungen, die mich sehr beunruhigen. Es wurden, wie mir scheint, Freiheits- und Bürgerrechte in einem Ausmaß eingeschränkt, wie es in der Geschichte der Bundesrepublik bisher nie der Fall war, zumindest nicht systematisch.

Beispiele: Vorratsdatenspeicherung, Netzsperren oder auch das staatliche Hacken privater Computer („Bundestrojaner“).

Als Netzbürger ist für mich die Haltung der Parteien zu diesen Punkten von wahlentscheidender Bedeutung. Daher möchte ich von Ihnen wissen, welche Positionen Sie im Fall einer möglichen Regierungsbeteiligung in den unweigerlichen Koalitionsverhandlungen vertreten werden und was mit Ihnen keinesfalls zu machen ist.

Daher möchte ich Sie um Antworten auf folgende drei Fragen bitten:

1) Werden Sie einen Koalitionsvertrag akzeptieren, der die Vorratsdatenspeicherung nicht explizit abschaffen will?

2) Werden Sie einen Koalitionsvertrag unterschreiben, der sich nicht ausdrücklich gegen Netzsperren ausspricht?

3) Werden Sie einen Koalitionsvertrag akzeptieren, der die Verletzung der Privatsphäre mithilfe staatlicher Spionagesoftware nicht explizit ausschließt?

Für unmissverständliche Antworten ohne offenstehende Hintertür, die mir eine klare Wahlentscheidung ermöglichten, wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass ich Ihre Antworten in meinem Blog „Die Rückseite der Reeperbahn“ (http://www.mattwagner.de/blog.htm) veröffentlichen werde. Bitte antworten Sie nicht, wenn Ihnen das nicht recht ist.

Im vergangenen Monat verzeichnete mein Blog 44.171 Besucher und 67.483 Seitenaufrufe.

Vielen Dank für Ihre Mühe.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Wagner

Geantwortet haben drei (in chronologischer Reihenfolge): Jens Seipenbusch (Piraten), Steffen Buchholz (SPD-Bundesvorstand; statt Münte) und Dr. Guido Westerwelle (FDP). Merkel (CDU), Lafontaine (Linke), Roth (Grüne) und Voigt (NPD) wussten keine Antwort, oder Blogger sind ihnen egal (möglicherweise auch nur einer: ich).

Hier im Blog dokumentiere ich ab morgen die Antworten, auf dass nicht nur mir geholfen werde bei meiner Wahlentscheidung, sondern auch dem Rest der (Netz-)Welt.

Los geht es mit Jens Seipenbusch von den Piraten.

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15 September 2009

Rückseitenjubiläum



Heute feierte dieses Blog vierten Geburtstag.

Ich erhielt sogar überraschend ein Geschenk von Ms. Columbo: David Foster Wallace’ „Unendlicher Spaß“. Ein gewaltiger Backstein für den Urlaub – und eine perfekte Umschreibung für die Tätigkeit des Bloggens (wenn man nicht gerade abgemahnt wird).

Auf den ersten Eintrag folgten 1408 weitere. Sie sind dafür verantwortlich, dass eine erkleckliche Anzahl von Menschen sich zu einer insgesamt fünfstelligen Zahl von Kommentaren genötigt
inspiriert fühlte. Entschuldigung.

Der Zähler verzeichnet zurzeit über 1,1 Millionen Seitenaufrufe und 737.683 Besucher; jeder von ihnen schaut sich hier im Schnitt 1:52 Minuten um. Das sei ganz gut, habe ich mir sagen lassen. Verlinkungen und Kommentarfrequenz gingen im Lauf von 2009 allerdings zurück – wohl ein Twittereffekt.

Der erste Satz von „Unendlicher Spaß“ lautet: „Ich befinde mich in einem Büro, umgeben von Körpern und Köpfen.“

Klingt zum Kichern kurios, wenn der Urlaub gerade begonnen hat.


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30 August 2009

Fundstücke (55): Von Metaphernhöllen & Denglishgedengel

1. Die abgebildete Anzeige aus der Mopo stellt zweifellos einen neuen Höhepunkt in der Disziplin „Fisch sucht Fahrrad“ dar. So vieles geht da schief, von der widernatürlich süßen Zitrone über die Denunzierung des eigenen Kindes als „Schädling“ bis hin zum unfreiwillig derben „Entsafter“, der unbedingt „funktionsfähig“, also keineswegs impotent zu sein hat.

Doch sollte Letzterer nicht eher, um im metaphorischen Subtext zu bleiben, dahingehend funktionieren, dass er „Saft“ beisteuert statt ihn zu stibitzen? Und warum soll der Herr Entsafter bloß für einen abgerundeteren Geschmack sorgen, wo doch die Zitrone schon gar nicht mehr sauer, sondern verblüffenderweise süß ist?

Vielleicht sucht die 38-Jährige Anzeigenschalterin aber in Wahrheit auch nur nach einem Auftragskiller, der ihr den Schädling vom Hals schafft, möglichst mithilfe eines Entsafters. Allerdings gibt so was erfahrungsgemäß eine Riesensauerei – und kostet bestimmt Aufpreis in Auftragskillerkreisen.

2. In Kölle hat man nur eins im Kopp: Sex! Natürlich ist das eine unzulässige Verallgemeinerung, ich weiß – zumal die Basis nur ein einziger Leser darstellt, der sich allerdings anderthalb Stunden lang in jene Einträge meines Blogs vertiefte, die mit Sex etikettiert sind.

3. Jan Leube ist Berliner Kreativchef der Werbeagentur BBDO – und eindeutig die Jil Sander des neuen Jahrtausends. Und zwar wegen dieses Denglishgedengels:
„Gerade jetzt, da die klassischen Bezahlbühnen zunehmend in die Knie gehen“, salbaderte Leube nämlich vor einigen Wochen öffentlich, „wird Content, der so compelling ist, dass er sich von alleine durchsetzt, zur einzig wichtigen Währung in der Attention Industry formerly known as Advertising.“
Da Leube Anglist ist, steht zu vermuten, dass während seines Sprachstudiums einfach einige Synapsen falsch verdrahtet wurden und er sie jetzt nicht mehr entwirren kann. Zum Glück gilt das in seiner Branche nicht als Behinderung.

4. „Holt er nur die Zeitung rein/möcht ich seine Zeitung sein.“ Balzversuch von Uschi Glas im Song „Mein Wochenende“. Allerdings ist die Peinlichkeit verjährt, das Stück ist von 1973.



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17 August 2009

Ein Eintrag mit sprunghaften Ort- und Themenwechseln



Am Sonntag sah ich auf dem Dockville-Festival eine Frau, die sich hinter der endlosen Reihe der Dixieklos in die Büsche schlug und lieber dort den Rock lüftete. Ich beschloss, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und die Dixieklos zu meiden.

Vor der Zeltbühne fanden drei Fans (w, w, m) ein paar Münzen und gingen danach nur noch mit gesenkten Köpfen übers Gelände. Oben am Deich hätte jemand meinetwegen gerne den Namen der Straße allzu wörtlich nehmen dürfen („Reiherdamm“), doch dafür fand ich keinerlei Beweise, deswegen bleibt die Pointe rein fiktiv. Nur wenige Meter weiter aber führte wenigstens der Notausgang direkt in einen Erdwall.


So, Dockville-Modus aus, Kiezmodus an.

Hier herrschte heute höchste Hygiene – zumindest im Copper House, wo man dank eines kulinarischen Schwerpunkts (nämlich Sushi) auch peinlich genau darauf achten muss. Dorthin entführte ich heute Abend unter generöser Deckung aller Kosten den Kollegen Mr. Starkey, weil er mir damals den entscheidenden Hinweis aufs ungenehmigte Senden meines Poizeieinsatzfilmchens durch Spiegel TV gegeben hatte.

Diese Sache ist inzwischen zu meiner vollständigen Zufriedenheit erledigt; mehrere Nachträge im Beitrag informieren über die Dramatik und Dramaturgie des Verlaufs.

Das Honorar, das Spiegel TV nachträglich äußerst klaglos entrichtete, nachdem RA Udo Vetter höflich darum ersucht hatte, ist übrigens höher als die Kosten, die dieses Blog im Lauf von knapp vier Jahren verursacht hat. Daher erschien es mir opportun, einen Teil dieses Honorars umstandslos in die Ankurbelung der kiezianischen Speisewirtschaft zu stecken.

„Aber warum ins Copper House?“, höre ich nun vorm inneren Ohr einige Gentrifizierungsgegner waidwund aufjaulen, schließlich hätte etwa der dänische Hotdoghöker an der Reeperbahn eine entsprechende Förderung gewiss nötiger gehabt. Doch Mr. Starkey hat – als Studiosus und notorischer Zwangsnebenjobber – einfach etwas Besseres verdient als Pölser.

Wer übrigens gerade ein kieznahes WG-Zimmer frei hat: Er sucht eins.


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12 August 2009

Fundstücke (54)



1. Die Polizeiwache auf dem Heiligengeistfeld ist mit Sicherheit die traurigste in der ganzen Republik. Andererseits ist sie auch nur dann in Betrieb, wenn Dom ist, und dann können sich die Polizisten mit gebrannten Mandeln trösten.

2. Oha, ein Interview – mit mir.

3. Jemand hat bei Google den recht unspezifischen Suchbegriff „r“ eingegeben und ist trotz 2,33 Milliarden Treffern auf meinem Blog gelandet. Im Lotto hätte ich gern genauso viel Glück.

4. „Noch ist Sommer, aber der Herbst wird kommen. Das ist sicher.“ Die Firma Fleuresse vermittelt in einer Pressemitteilung verblüffende Erkenntnisse.

5. Unlängst beklagte sich ein Künstler in harschen Worten via Mittelsmann darüber, von mir in einer Rezension als „okkultophiler Vollspinner“ bezeichnet worden zu sein. Dabei ist er Engländer und dürfte a) die Bedeutung des Wortes gar nicht verstehen und b) die Rezension überhaupt nicht finden. Doofes Internet.


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12 Juli 2009

Störteblogger strikes again

Am kommenden Mittwoch, den 15. 7. um 19 Uhr, findet in der Agentur Zwogee das zweite Hamburger Störtebloggertreffen statt (Adresse: c/o Stilflut Bürokombinat, Harkortstraße 79, Eingang B).

Wie es beim ersten Mal war, erzählt Mitorganisator Nils von Blanc in seinem Blog; bei ihm kann man sich auch anmelden, sofern man selbst bloggt oder eidesstattlich versichert, demnächst damit beginnen zu wollen.

Wie ich die Agenturleute kenne, werden sie aber auch keinem den Einlass verwehren, der nur twittert (oder wie dieses neumodische Zeugs heißt).



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16 Juni 2009

Fast wie beim Abi



Okay, wer anhand der abgebildeten Infografik herausfindet, an welchem schönen Junitag Udo Vetter einen Eintrag von mir verlinkt hat, bekommt eine insgeheime Belobigung mit Gedankenschleifchen.



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13 Juni 2009

Blogger, höret die Signale!



Alles Weitere zu diesem bahnbrechenden Ereignis gibt es auf der Seite des rührigen Ideengebers und Organisators Nils von Blanc.

Ich wäre zu Tränen gerührt von der geschlossenen Anwesenheit meiner Hamburger Blogroll, repräsentiert durch Amber, German Psycho, Julia, Lena, Mark, Maunamea, Noll, Ramses und Maastrix.

Entschuldigtes Fernbleiben geht übrigens nur mit elterlicher Unterschrift – is klar, nöch?


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29 Januar 2009

Ciao, Edi (2)

Seinen letzten Kommentar hat er vor fünf Tagen hier abgegeben. Hätte ich die Hoffnung, ihn je wiederzusehen, würde ich sagen: Ich freue mich auf dich, Edi.

Wer mag, kann hier kondolieren.

Ich lese jetzt noch mal die Geschichte von der Opaverschwörung, die indirekt schuld daran war, dass er Hamburg verließ und zu seiner Familie nach Kempten zog.

So traurig ich das damals fand: Es war gut so. Der Nuttenturm auf der Reeperbahn wäre einfach nicht der richtige Ort gewesen zum Sterben.



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22 Januar 2009

Die hatten ja einen Knall

In der Mittagspause flanierte ich durch eine Ottenser Buchhandlung und begann in einem Buch des Berliner Originals Heinrich Zille zu blättern.

Dabei erfuhr ich wieder mal Dinge, die ich eigentlich nicht unbedingt wissen möchte – und versuche sie nun zu exorzieren, indem ich sie verblogge. Dann haben alle etwas davon.

Zille also durchstreifte Anfang des 20. Jahrhunderts Bordelle und schaute den Huren aufs Maul. Die verrieten ihm einiges über die Männlichkeitsideale der damaligen Zeit.

Zum Beispiel galt das sehr vernehmliche Entfleuchenlassen von Darmwinden als besonders maskulin und sexy. Die Damen wiederum fühlten sich, laut Zille, häufig zur Imitation dieses Verhaltens animiert. Denn es galt das freierfreundliche Motto: „Je lauter es knallt, desto weiter der Spalt.“

Ja, es muss eine merkwürdige Geräuschkulisse in den damaligen Bordellen geherrscht haben. Musik gab es praktisch noch keine; dafür musizierten die Ärsche. Mit einer ähnlichen Taktik dürften die Kiezprostituierten heutzutage nicht mehr entscheidend punkten können. Höchstens bei Charlotte Roche.

PS: Heute hat Kochbuch-Marion kräftig eins auf die Mütze bekommen vorm Hamburger Oberlandesgericht, und das ist ein großer Tag für Blogger. Mehr bei RA Sascha Kremer, der auch mir damals gegen die Serienabmahner beistand.

PPS: Neu in der Blogrolle links: Dorfblogger Opa Hannes. Feine Sache.



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16 Januar 2009

Sex sells(?)



46 902 wird wohl die Webzahl des Jahres.

Für diesen beschämenden Eurobetrag ging das Basic-Thinking-Blog bei Ebay über den Ladentisch, dabei hatte es doch die Berechnungsseite „How much is my blog worth?“ als zwölfmal so wertvoll taxiert. Macht einen Versteigerungsverlust von einer halben Million Euro.

Bei „How much …?“ kommt dieses Blog hier übrigens nur auf eine Bewertung von 14 676 Euro, und das trotz meines unverhohlenen Sex-Schwerpunkts und viel schönerer Fotos (Foto).

Ein Schnäppchen also! Möchte wer?


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22 Dezember 2008

Neues vom Blogpapst der Herzen

Wie viele wissen, hat das Blogurgestein Opa Edi vor einigen Wochen einen Schlaganfall erlitten.

Der Träger des weltweit einzigen hölzernen Kalauerkreuzes am Bande ist des Lesens, Sprechens und Schreibens kaum noch mächtig. Auch sein Blog ist inzwischen offline.

Edis Kumpel Jo hält den Kontakt zum Patienten, der sich momentan in einer Rehaklinik in Füssen aufhält. Schaut doch gelegentlich mal bei Jos Oldblog vorbei, dort gibt es in unregelmäßigen Abständen neue Bulletins.

Übrigens spricht Edi noch immer auf Musik an. Wer ihm Aufmunterndes (gerne Klassisches) schicken möchte, findet im Oldblog auch die Postadresse.

(Foto von Mai 2007)

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01 November 2008

Leonard Cohen, Weltrekordler



Der Grad von Leonard Cohens Grandseigneurhaftigkeit ist Guinness-Buch-der-Rekorde-reif. Außerdem hat er den leisesten Drummer der Welt.

Wie es sonst war beim Cohen-Konzert? So wie es Wildgans anlässlich seines Frankfurter Auftritts beschrieb. Also sehr ergreifend.

Übrigens bin ich erstaunt, wieso nicht alle 80 Millionen Deutsche sofort versuchen, Karten zu bekommen, wenn einer wie er auf Tour kommt. Was um alles in der Welt kann die Alternative sein – etwa Halloweenkürbisse schnitzen …?

Cohen gehört zu jenen Künstlern, von denen ich auratische Devotionalien besitze, obwohl ich sonst nicht zu den Signierbettlern gehöre. Den herrlich wackligen Eintrag in mein uraltes Exemplar seiner gesammelten Werke schrieb er mit der gleichen Hand, die einst „Suzanne“ verfasste oder den dunklen Bildungsroman „The favorite game“.



Außerdem vermachte er mir sein mit der Maus gemaltes Selbstporträt „Happy at last“. Heute Abend sah er sich sehr ähnlich, nur nicht so blau im Gesicht und dank Hut und Maßanzug weitaus grandseigneurhafter.

Und hätte er Maastrix nicht schon im Vorfeld mit einem Knebelvertrag verärgert, ich würde ihn glatt adoptieren. So aber schoss ich aus Protest ein pixeliges Foto von der Videoleinwand und wandere halt jetzt in den Knast.


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30 Oktober 2008

Fahrlässiges Feixen und Flachsen




Spiegel online hat als Pseudonym für einen Vergewaltiger ausgerechnet den bürgerlichen Namen des bekanntesten deutschen Krawallbloggers auserkoren, der sich übrigens auch in meiner Blogrolle befindet.

Irgendwie ist das unschön – und zwar ganz generell. Man könnte schließlich auch mit Initialen arbeiten, statt in vielen deutschen Sozialzusammenhängen nun fahrlässig hämisches Feixen und Flachsen hervorzurufen. Immerhin zeichnet sich der von Spon verwendete Name nicht gerade durch endemische Seltenheit aus.

Beim Kölner Express heißt der Mann übrigens „Jens H.“, ka-news.de aus Karlsruhe schafft es sogar ganz ohne Namensfantastereien. Geht doch.


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23 Oktober 2008

Nachts in der Anatomie

So sah es heute Abend im Uebel & Gefährlich aus, als die Band Bohren & Der Club Of Gore dort spielte.

Selbst Maastrix, dessen Kamera dir normalerweise selbst die dunkle Seite des Mondes mit allen Nuancen abbildet, beschränkte sich resignierend darauf, mein Display zu fotografieren, während ich versuchte, die diffus mit dem Dunkel verschmelzenden Gestalten auf der Bühne zu fotografieren.

Zu den ultralangsamen Klängen der Mülheimer Düsterfreaks assoziierten wir Geschichten. Maastrix fühlte sich an den Geruch einer sogar namentlich benennbaren Frau erinnert, die vor acht Jahren in seinem Bett gelegen hatte; meine verkümmerte Fantasie hingegen faselte was von „postindustrieller Kohlerevierbrache“ und „Film-noir-Detektiven im Trenchcoat, die nachts durch regennasse Stadtrandviertel schlurfen“.

In Wahrheit fühlte ich mich über weite Strecken, als hätte man mich nachts in der Anatomie eingeschlossen, und plötzlich regt sich was unter den Leichentüchern.

Maastrix hingegen beömmelte sich die ganze Zeit. Für ihn war das eher Quatsch-Comedy-Club als todernster Slomojazz. Obwohl Bohren auch lustig waren, vor allem die Ansagen. „Früher hat man uns erzählt“, sprach eine Stimme ohne Gesicht von irgendwo auf der Bühne, „wenn du deinen Teller nicht leer isst, dann kriegst du Aids.“

So unterschiedlich sind die Erziehungsmethoden: Mir hat man in der gleichen Lage noch für morgen mit schlechtem Wetter gedroht. (Ohne zu ahnen, dass es auch Tage gab, an denen ich Regen ganz unterhaltsam fand.)

Vor der Zugabe lasse ich einen immer wieder haltlos glucksenden Maastrix zurück. Aus irgendeinem Grund formuliere ich innerlich auf der Heimfahrt ein hinfort gültiges ehernes Gesetz: Fernsehsendungen mit Werbeunterbrechungen niemals live gucken.

Und jetzt schlafen.



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17 Oktober 2008

Auf Blondinentour

Am Mittwoch war ich beim Konzert von Heather Nova in der Großen Freiheit.

Von der Bermuderin hatte ich analog zu ihrem neuen Album seelenstreichelnden Folk zur Akustikgitarre erwartet und deshalb die Ohrstöpsel daheim gelassen. Stattdessen pulverisierte die hinterhältige Insulanerin neben meinen Erwartungen auch die Hälfte meines Hörvermögens.

Anders die überraschend unblonde Annett Louisan am Donnerstag beim Foyerkonzert des NDR: Im öffentlich-rechtlichen Proseccoambiente blieb ihre Dynamik kongenial gedimmt. Doch vielleicht lag mein Eindruck des angenehm Mittellauten auch nur an jenem Resthörvermögen, das Blondine Nummer 1 am Tag davor übriggelassen hatte.

Plötzlich tauchte Maastrix auf und begann, Louisan zu fotografieren, was GP und ich zum Anlass nahmen, The Maastrix zu fotografieren.

So hatten wir alle unseren Spaß.

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12 Oktober 2008

Gesichtszwillinge (15)



Bisher vermutete ich arglos, die Kunstfigur Knut Hansen (r.) werde von Christian Ulmen dargestellt.

Seit gestern aber habe ich eine neue aufregende Theorie: Die Kunstfigur Christian Ulmen wird von Opa Edi (l.) dargestellt, der sich als Knut Hansen verkleidet hat.

Das Leben war auch schon mal weniger kompliziert.

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17 September 2008

Nutzloses Wissen



Habe gestern glatt den dritten Bloggeburtstag vergessen.

Ms. Columbo hingegen nicht: Sie schenkte mir zur Feier des Tages ein Buch von Ralf „Stromberg“ Husmann, und zwar mit den Worten: „Heute hat auch Oskar Lafontaine Geburtstag. So kannst du dir das immer gut merken.“

Ms. Columbo verdanke ich somit schon das zweite Mal in dieser Woche extrem interessantes nutzloses Wissen. Am Montag bereits war sie beim Blättern in einem Reiseführer auf eine norwegische Vokabel gestoßen, die ich nie mehr vergessen werde.

Weichen Kuchen nennen sie in Oslo & Co. nämlich „Bløedkake“. Steht im Reiseführer. „Ich glaube“, sagt Ms. Columbo, „man kann eine Menge Spaß haben, wenn man Norwegisch lernt.“

Das fände wohl auch das Ballonmännchen über der Talstraße.

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05 September 2008

Fundstücke (40)



1.
An der Kühltruhe von Real in der Feldstraße hängt ein Schild mit Platzierungsempfehlungen für die einzelnen Eissorten. Es propagiert vier Kategorien, die unterschiedlicher nicht sein könnten: „Magnum“, „Hörnchen“, „Klassiker“ und „Kids“. Das eine ist eine Marke, das andere eine Form, das dritte ein Erfolgsprodukt und das vierte eine Zielgruppe. Eine Spitzenleistung in der Disziplin Wirrwarr.

2. „In einer ehemaligen afrikanischen Kolonie Englands überlegte die Regierung, den Rechtsverkehr einzuführen. Um diesen Fortschritt nicht zu übereilen, entschloss man sich, die neue Regelung vorerst nur für Lastwagen gelten zu lassen.“ (Aus einem Brief André Müllers an Peter Hacks vom 7. 11. 1988)

3. Wir rätseln rum, in welchem Kinofilm man mal gehen könnte. Vielleicht in „Elegy“? „Wir könnten Penelope Cruz nackt sehen und Ben Kingsley angezogen“, sage ich zu Ms. Columbo. „Ja, so rum find ich’s auch besser“, sagt sie. Gleichwohl schauen wir seit Tagen die DVD „Mein neuer Freund“ des begnadeten Christian Ulmen – und parallel dazu die exklusiven Folgen im Web.

4. Neulich wurde dieses Blog überflutet von verirrten Schäfchen, die bei Google nach der Wortkombi „marietta slomka schwanger“ gesucht hatten und wohl deswegen hier gelandet waren. Daraus schließe ich: Marietta Slomka ist möglicherweise schwanger. Die Yellow Press brauche ich praktisch nicht mehr zu studieren, mir reicht die Blogbesucherstatistik.

5. Heute las ich die schönste Begründung für die Pleite eines Unternehmens, die ich seit langem gehört habe: „Wir sind ein Opfer der eigenen visionären Kräfte geworden.“

6. Wie ist es Cosimas Verehrer wohl gelungen, der U-Bahnbrücke am Schulterblatt seine Gefühle zu gestehen, ohne das ein oder andere Verkehrsmittel letal zu kontaktieren? Und warum überhaupt wandte er sich mit seinem Anliegen nicht direkt an Cosima, sondern an eine U-Bahnbrücke? Begründung bitte als Kommentar, es interessiert mich wirklich.


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28 August 2008

Prost!

Die sogenannte Blogolympiade ging merkwürdigerweise zu meinen Gunsten aus.

Dabei werden hier doch unablässig derbe Wörter benutzt, unschuldige Ethnien beleidigt, Ex-Kiezgrößen glorifiziert – und Beiträge salbadert, die dieses Blog bei Google auf Platz 1 hieven, wenn man nach „nackte Opas“ sucht. Versteh einer die Menschen. Trotzdem danke.

Ich jedenfalls weiß seit heute, wie Michael Phelps sich fühlen muss. Und er stellte sich nach der Olympiade bestimmt sofort die gleiche Frage wie ich und das abgebildete Haus in der Lerchenstraße.


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