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Die Rückseite der Reeperbahn

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Mein Foto
Name: Matthias Wagner
Standort: Hamburg, Germany

Schreiberling




23 Februar 2010

Skurrilitäten des Alltags

Im Hans-Albers-Eck mitten im Rotlichtviertel sahen wir vier Jungs von allenfalls knapp 18, die wie an der Schnur aufgereiht an einem Wandtresen saßen.

Die Wand vor ihnen war verspiegelt, und statt miteinander zu sprechen, starrten die Jungs die ganze Zeit ihr jeweils eigenes Spiegelbild an. Ab und zu nippten sie an ihrem (höchstwahrscheinlich illegal ausgeschenkten) Bier, ansonsten waren sie sich selbst genug. Ein irgendwie friedliches Bild. So voller Narzissmus und vielversprechender Zukunft.

Ein irgendwie unheimliches Bild
hingegen präsentierte sich mir heute Mittag im Ottenser Restaurant Zinken. Auf der Herrentoilette gibt es zwei Waschbecken im Meterabstand, und wenn du bei einem den Hahn aufdrehst, läuft synchron auch der andere. Verblüfft deklinierte ich alle Möglichkeiten durch: Der Effekt war immer der gleiche.

Zurück im Gastraum sprach ich einen Kellner darauf an. „Auf dem Herrenklo laufen immer beide Wasserhähne, wenn man einen aufdreht. Wissen Sie das eigentlich?“ Kellner: „Ja.“ Matt: „Und welchen Zweck hat das?“ Kellner: „Das ist ein Defekt.“

… Der allerdings schon jahrelang besteht, wie ich später vom Franken hörte, der diese Geschichte dereinst bereits vom Syrer erzählt bekommen hatte (der Franke selbst nämlich besucht niemals Toiletten in Gaststätten und richtet es immer so ein, dass er zu Hause … Aber lassen wir das.).

Die Waschbecken des Zinken jedenfalls verbrauchen seit Jahren ungestraft eine doppelt so hohe Wassermenge wie nötig, dabei würde man in der Sahelzone töten für zwei Tropfen davon und auf Haiti …

Aber lassen wir das.

PS: Mein Beispielfoto ist schon älter. Inzwischen heißt der Laden Zum kleinen Zinken, Untertitel: „Restaurant für Arm und Reich“. Die Herrenklohähne übten sich aber auch schon zum damaligen Zeitpunkt im Synchronfließen.


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21 Februar 2010

Kein Risiko



Matt
zum alten Freund C: „Wie geht es eigentlich deiner Tochter?“

Junge frische Freundin des alten Freundes C. mit aufgerissenen Augen zum alten Freund C.: „Was: Du hast eine TOCHTER?“

Exakt wegen dieses denkbaren Gesprächsverlaufs fragte ich meinen alten Freund C. (M., scharf) in Gegenwart seiner jungen frischen Freundin dann doch lieber nicht nach dem Befinden seiner Tochter. Und als sie mal nicht dabei war, dachte ich nicht dran.

Vielleicht ist das aber auch alles völlig unwichtig.



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03 Februar 2010

Geschnieft, aus verschiedenen Gründen

Schnuffelnd stieg ich heute Morgen in den 37er-Bus, ließ mich ächzend auf den Sitz fallen und kramte den iPod raus, um mir die Fahrt nach Altona mit Roger Eno zu versüßen.

Zwei Sitze vor mir drehte sich plötzlich ruckartig eine Frau zu mir herum. Sie starrte mir in die Augen, ihr rechter Arm schoss hervor wie vom Katapult abgefeuert, und in ihrer ausgestreckten Hand erblickte ich – eine Packung Papiertaschentücher.

Ich hatte wohl einen Tuck zu lang geschnieft. Doofer Roger Eno.

Zum Glück wurde der Tag abends noch veredelt. Und zwar von der drahtigen alten Cree-Indianerin Buffy Sainte-Marie, die mir in der Fabrik ihre 46 Jahre alte überzeitliche Protesthymne „Universal Soldier“ vorsang.


Drei Minuten für die Ewigkeit; ich hätte ein Taschentuch gebraucht. Doch die Frau aus dem Bus war nirgends zu sehen.


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16 Januar 2010

Ausgegangbangt



Inzwischen hat der so „frivole“ wie „tolerante“ Downstairs-Club in Ottensen dichtgemacht.

Wahrscheinlich war die Welt einfach noch nicht reif für sein abwechslungsreiches Programm.

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12 Januar 2010

Ein Angebot, das man ablehnen muss



Herr Bosch hat es schon vor einem Jahr prophezeiht, doch erst jetzt ist das Phänomen auch in Ottensen angekommen: ein komplettes „Cafe to go“.

Das verblüffend immobile Angebot macht die Bäckerei H. von Allwörden. Mich würde echt mal die Einkaufstüte interessieren – und natürlich, ob das alles von einem x-beliebigen Stammkunden überhaupt zu wuppen wäre, transporttechnisch und vor allem finanziell.

Immerhin gilt die Bäckerei laut Aufkleber als „BILD Top-Händler“, und man weiß ja, an welche Schichten Kai Diekmann sein Blatt
vorwiegend verkloppt: an die so bildungs- wie einkommensfernen. Kurz: Das Verkaufsangebot müsste noch mal überarbeitet werden.

Vielleicht versucht Allwörden es einfach erst mal mit Kaffee zum Mitnehmen.


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06 Januar 2010

Krustenfixiert

Heute fiel mir ein schier genialischer Aphorismus ein, den ich sogleich vertwittern wollte. Plötzlich aber erschien er mir viel zu großartig, um als 140-Zeichen-Marginalie ein paar Hundert Followern vor die Füße geworfen und somit in den Internetorkus des baldigen Vergessens getreten zu werden.

Also hob ich ihn mir zwecks literarischer Verwendung auf. Und jetzt habe ich ihn vergessen.

Vielleicht lag das an der amnesischen Wirkung des Krustenbratens, den der Franke und ich mittags an einem einschlägigen Stand im Mercado zu uns nahmen. Ich machte die Verkäuferin explizit auf meine Krustenfixierung aufmerksam und betonte, ich nähme auch gern ausschließlich die Kruste, ohne weitere Fleischbeilage.

Sie lächelte ablehnend und schnitt mir kopfschüttelnd ein Stück ab, dessen Krustenanteil ich als eher suboptimal empfand, doch was war dagegen zu tun? Nichts. Der Kunde ist vielleicht König, doch eine Krustenbratenverkäuferin Gott. Mindestens.

Der Franke orderte sabbernd vor Verlangen das gleiche Mahl, und als er damit an den Tisch trat, fiel mir sofort eins auf: Er hatte mehr Kruste abgekriegt als ich. „Du hast mehr Kruste abgekriegt als ich!“, greinte ich empört. „Und das, obwohl ich meine Krustenfixierung doch wohl klar und deutlich verbalisiert hatte!“

„Ja-ha“, feixte der Franke, während er den ersten Bissen bereits zufrieden mümmelte. „Und weißt du, was die Verkäuferin zu mir gesagt hat: ,Tun Sie mir einen Gefallen: Zeigen Sie’s ihm nicht.’“

Manchmal hasse ich die ganze Welt, aber manchmal auch nur Krustenbratenverkäuferinnen. Insofern ein hassarmer Tag.

PS: Da ich vor lauter empörtem Greinen das Fotografieren vergaß, gibt es heute mal wieder ein Bild, das nur sehr partiell etwas mit dem Eintrag zu tun hat. Aufnahmeort: Zeisehallen, vorm großen Wintereinbruch.


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Fundstücke (63): Lose Zusammengekehrtes

1. Im Mercado, Ottensen: Bei Bürobedarf Jürgensen liegt eine tote Maus zwischen den Regalen. Beim Nudelitaliener hingegen wieseln ihre Artgenossen den Angestellten fröhlich zwischen den Beinen rum. Papier ist anscheinend weniger nahrhaft als Pasta.

2. Meine berüchtigte Sammlung ekliger Bandnamen habe ich in der Vergangenheit aus Pietät über mehrere Einträge verstreut (nämlich hier, hier, hier und hier). Heute gibt es mal wieder Nachschub. Zuletzt nämlich kamen mir folgende absolut ekelerregende Bandnamen unter: „Feuerschwanz“, „Knochenfabrik“, „Casanovas Schwule Seite“, „Angeschissen“, „Blumen am Arsch der Hölle“ sowie „Oma Hans“. Der Musikantentruppe „Kommando Sonne-Nmilch“ (sic!) habe ich hingegen die Aufnahme in die Liste verwehrt. Nicht eklig genug.

3. Flohmarktdialog. Kundin (irritiert, mit vorwurfsvollem Unterton): „Darf man hier denn rauchen?“ Händler (rauchend): „Weiß ich nicht. Ich rauche. Nicht so viel fragen – machen.“

4. Segals Gesetz besagt: „Ein Mensch mit einer Uhr weiß, wie spät es ist. Ein Mensch mit zwei Uhren ist sich nie ganz sicher.“ Mir ist der mit den zwei Uhren näher – obwohl ich keine einzige besitze.


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07 November 2009

Die gesammelten Irritationen des Tages



In der Weinstube Zur Traube in Ottensen lassen wir uns Wirsingrouladen schmecken, die bedauerlicherweise mit stark überwürztem Rehhack gefüllt sind.

Die weitaus nachhaltigere Irritation ereilt mich allerdings auf der Herrentoilette: Dort stehen auf einer Ablage über der Kloschüssel Mikadostäbe in einer kleinen Glasvase, die zu einem Drittel mit Wasser gefüllt ist. Mikadostäbe.


Wenn Zahnstocher auf dem Tisch stehen, kann ich ihre Funktion unmittelbar nachvollziehen. Aber bei Mikadostäben auf dem Klo?

Es läge nahe, von den Zahnstochern ausgehend analog rückzuschließen auf eventuelle Einsatzgebiete ihrer großen Brüder, doch hält mich nicht zuletzt die im Gastraum überdeutlich ausgestellte Gutbürgerlichkeit der Traube davon ab, diesen Gedanken bis zum unappetitlichen Schluss durchzudeklinieren.

Leider habe ich die Kamera nicht dabei, sonst hätte ich das Ganze fotografisch festgehalten und zu einer längst fälligen weiteren Folge der Herrenkloserie ausgebaut. So bleibt mir nur, die dritte Irritation des Tages zu dokumentieren; chronologisch gesehen war sie sogar die erste.

Sie suchte mich mittags heim. Als ich in meine Espressotasse blickte, schien die Crema zu meinem namenlosen Entsetzen das Jack-Wolfskin-Logo nachbilden zu wollen. Auf dem Foto sieht man das leider praktisch überhaupt nicht.


Jedenfalls half nur die sofortige Vernichtung aller Beweise. Und darin bin ich zum Glück spitze.


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20 Oktober 2009

Der lachende Afrikaner

Stieß gestern in Ottensen in der Nähe des Aurel (Foto) mit einem anderen Radfahrer zusammen, einem Afrikaner.

Ich wollte gerade auf die Bahrenfelder Straße einbiegen, als er unversehens hinter einem parkenden Auto auftauchte, und zwar auf seiner linken Seite. Unmöglich zu bremsen, ich rasselte ihm heftig ins Vorderrad, doch der Notarzt musste nicht anrücken.

Er: „Sorry, sorry!“ Ich: „Puh!“ Und dann begann der Afrikaner laut aufzulachen.

Ich muss derart perplex geguckt haben, dass er nicht anders konnte. Sein Lachen ließ mich freilich noch perplexer gucken, was es weiter steigerte. Ähnlich verläuft wohl eine atomare Reaktion.

Gerne hätte ich ihn an dieser Stelle darauf verwiesen, dass wir hier nicht in England seien, wo man die Straßen nicht nur links befahren darf, sondern muss, doch sein inzwischen am Rande des Krampfartigen angelangter Lachanfall ließ mich davon Abstand nehmen. Die semantische Vermittlung der Botschaft schien mir angesichts seiner mangelnden Rezeptionsbereitschaft schlicht zu ungewiss.

Als ich weiterfuhr, verklang sein Lachen nur sehr allmählich im Gewirr der Ottenser Gassen.

Irgendwie schon ganz andere Menschen, diese Afrikaner.


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11 Oktober 2009

Die fatalen Folgen von Pfefferminztee auf polnische Kracherblondinen

Ms. Columbo, German Psycho, Pat Bateman, Cinema Noir und ich haben den besten Platz in der schlauchförmigen Bar Gazoline in Ottensen, nämlich direkt am einzigen Fenster mit freiem Blick auf die Bahrenfelder Straße.

Dort passiert zwar nix, aber trotzdem. Könnte ja.

Nach einem mäßigen Bioriesling und einem erheblich passableren Grauburgunder haue ich bereits Thesen raus, die die Welt noch nie gehört hat und deshalb dringend braucht. Zum Beispiel die, dass es bei Frauen auf die inneren Werte ankäme.

„Und auf Doppel-D!“, plärrt GP, was ich mit dem Argument auskontere, das von Doppel-D bergend und stützend Umschlossene zähle ja wohl ebenfalls zu den inneren Werten, denn es sei ja gerade durch die segensreiche Wirkung von Doppel-D nicht sichtbar. Und so weiter.

Später in der Nacht landen wir in der bekanntlich schlimmen Kiezspelunke Windjammer in der Davidstraße. Dort ruft Ms. Columbos argloser Getränkewunsch bei der so polnischen wie tiefdekolletierten Kracherblondine, die hier gemeinsam mit ihrer Schwester als Tresendame fungiert, eine beeindruckende Reaktion hervor.

„Haben Sie Pfefferminztee?“, fragt Ms. Columbo nämlich.

Die polnische Kracherblondine bricht augenblicks mit vors Gesicht geschlagenen Händen auf dem Tresen zusammen und beginnt fassungslos zu gackern, während sie ihre Blondmähne derart schüttelt, als wolle sie damit den nicht vorhandenen Ventilator vertreten.

Ein Ventilator wäre übrigens bitter nötig, denn hier wird geraucht. Vor allem Zigarillos, die Pat Bateman generös verteilt, sogar an ausgewählte andere merkwürdige Menschen, die es aus unerfindlichen Gründen ebenfalls heute Nacht in den Windjammer gezogen hat.

Also kein Pfefferminztee, entnehmen wir der Reaktion hinterm Tresen.


Los geht eine mühselige Suche nach Ersatz. Neben den zwölfhundertvierundachtzig Sorten Alk, die Windjammer-Chef Fred aus durchweg durchsichtigen Erwägungen offeriert, gibt es immerhin auch ein Getränk ganz ohne Umdrehungen, nämlich – tätä – Apfelsaft (links unten).

Und das muss man an dieser Stelle einfach mal so stehenlassen.


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28 August 2009

Beim Büffetinder

Franke: „Ich glaube, ich hole mir noch ne Portion.“
Matt: „Du brauchst dich mir gegenüber nicht zu rechtfertigen, Franke.“
Franke: „Ich habe nicht mit dir geredet.“
Matt: „Sondern?“
Franke: „Mit mir selbst.“
Matt: „Aha. Du hättest deinen Plan also auch dann bekanntgegeben, wenn ich nicht hier säße?“
Franke: „Nein, das tut man nur, wenn man einen Schatten hat.“
Matt: „Dann hast du dich ja doch mir gegenüber gerechtfertigt!“
Franke: „Quatsch. Ich hol mir jedenfalls noch ne Portion.“
Matt: „Ich auch.“


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20 August 2009

Die aufgeflogene Flanage

Mist, der Aldiverkäufer ist uns Flaneuren auf die Schlenderschliche gekommen …

„Wieder Mittagspause?“, fragt er scheinbar leutselig, doch mit desillusioniertem Blick. Wir bejahen. „Na, klasse“, sagt er.

Dieses „Na, klasse“, die Art, wie der Aldiverkäufer Resignation und Weltekel in seine Intonation einfließen lässt, offenbart alles. Er hat uns durchschaut, er hat erkannt, dass wir dort bei Aldi nichts weiter tun als gemächlichen Schrittes die lieblos eingeräumten Regale abzuschreiten, uns lustvoll über die „Ampullen-Monatskur“ mokieren und abschätzig den Preis für die hinter Glas gesperrte externe Festplatte kommentieren (320 GB für wahnsinnige 59,99 Euro – hallo???).

Er weiß, wir werden hier nie etwas kaufen. Und durch sein „Na, klasse“ sollen auch wir wissen, dass er es weiß.

Irgendwie macht danach die Flanage nicht mehr so viel Spaß. Wir drücken uns an der Kassenschlange vorbei hinaus. Doch noch lange hallt sein „Na, klasse“ nach, und sein trauriger Blick hängt uns an den Kleidern wie ein Brandloch.

Vielleicht sollten wir doch mal was kaufen bei Aldi.
Zum Beispiel eine Dose Hundebelohnungskekse.

Foto: Aldi-Nord


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03 Juni 2009

Doctor, my eyes!

Willigte nur deshalb in eine Netzhautfrüherkennungsuntersuchung ein, weil mein Augenarzt das Wort auf seinem Infoblatt korrekterweise ohne Deppenbindestrich geschrieben hatte.

30 Euro später dämmerte mir, dass mir manche meiner Macken im Grunde selber seltsam vorkommen sollten.

Zumal ich nach der deppenbindestrichlosen Netzhautfrüherkennungsuntersuchung drei Stunden lang mit klodeckelgroßen Pupillen und entsprechenden Schlitzaugen durch eine psychedelisch leuchtende verschwommene Welt stolperte.

Sogar zu Hause auf der Toilette musste ich eine Sonnenbrille tragen, um nicht durchzudrehen. Zum Trost hörte ich mir später Jackson Brownes „Doctor, my eyes“ an – aber erst, als ich das iPod-Display wieder entziffern konnte.

Mein Arzt sitzt übrigens in Ottensen und heißt Dr. Hasenbein, genau wie in dem Helge-Schneider-Film.

Kein Scherz.



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17 April 2009

Fundstücke (46)



Die Features dieses Handys (s. Hervorhebung) sind nur auf den ersten Blick fantastisch.

Beim näheren Hinsehen nämlich stellt sich heraus, dass man im Grunde ständig telefonieren muss, damit der Akku sich nicht rasend schnell entleert. Und ohne Flatrate geht so was immens in die Kosten.

Doch für Vieltelefonierer und Fans magischer Technik ist das Teil ein Muss, ganz klar.

(Entdeckt bei Penny in Ottensen.)


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19 März 2009

Wir stehen auf dem Schlauch

„Was soll das?“, sagt der Syrer zu mir. „Versteh ich nicht.“

Wir stehen gemeinsam vor diesem tanzfeindlichen Schild, das vom Rückspiegel eines parkenden Autos baumelt, und ich verstehe den Witz auch nicht.

Semantisch ähnliche Schilder gab es hierzulande schon mal, aber das ist länger her. Jedenfalls verstehen wir es nicht. Erst recht nicht das gartenzwerghafte Männchen auf der Ablage, das offenbar unter Strom gesetzt werden kann.

Verstört gehen wir zum Inder, um alle Irritationen einfach wegzuessen.

Es klappt.



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27 Februar 2009

Vor- und Nachteile von Haaren



Sich eine Wollmütze überzuziehen, die eine Weile auf der Heizung gelegen hat, gehört zu den angenehmsten sinnlichen Erlebnissen weltweit. Zumindest, wenn dir (wie mir) keine lästigen Haare mehr aus dem Kopf wachsen.

Andererseits sind diese unbedingt erforderlich, damit sie dir angesichts des abgebildeten Plakats aus einem Geschäft in der Friedensallee adäquat zu Berge stehen können.

Aber man kann nicht alles haben.

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21 Februar 2009

Ohne Worte (31): Für Hunde im Landeanflug



Entdeckt in Bahrenfeld.

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10 Februar 2009

Der düpierte Sternmull

Esstechnisch gehören meine Begleiter – der Franke und der Syrer – zu den bizarrsten Lebewesen, die je diesen Erdball bevölkerten.

Der Franke ist, wie geplagte Leser dieses Blogs seit langem wissen, einer der schnellsten Vertilger im Weltall, allenfalls noch überboten vom Sternmull.

Für den Syrer hingegen sind 99 Prozent aller weltweit zur Verfügung stehenden Lebensmittel völlig ungeeignet. Entweder ist er allergisch dagegen, oder er mag sie nicht.

Als fatale Erschwernis negiert er auch noch sein Wesen als Raubtier und besteht auf pflanzlicher Kost. Aber hat man je von einem Vegetarier gehört, der weder Rohkost noch Tofu verknusen kann …? Ich hoffe, das verdeutlicht die Lage, mit der ich mich alltäglich beim Lunch konfrontiert sehe.

Beim Franken kommt zum Essrasertum noch eine spezielle Eigenart hinzu: Mengenmäßig gibt es für ihn praktisch keine Deckelung. Wenn in den Hamburger Hafen die komplette Stadt Köln passt, dann passt in seinen Magen der komplette Hamburger Hafen – und zusätzlich der Rotterdamer.

Diese Nährstoffvernichtungsmaschinerie auf zwei Beinen bewegt sich auf einer nach oben offenen Frankenskala, die nur für ihn erfunden wurde. Daran mag es auch liegen, dass er heute bei Holli und Toddi (Foto: Bertucio/Qype) meine Anregung, doch die offerierten Hühnerbeinchen zu präferieren, mit den Worten zurückwies: „Das ,chen’ schreckt mich ab.“

Jede Verniedlichung wertet er eben als Gefahr kommenden Unterversorgtseins und daher als Affront. Schließlich entscheidet er sich für Kasseler mit Püree und Sauerkraut – was er schneller aufsaugt, als ein Sternmull „Hmpf“ machen kann.

Mein Essen hingegen glänzt mit unvereinbaren Komponenten. Spinat mit Spiegelei, Kartoffeln und Fischstäbchen – wer denkt sich so etwas aus? Für den Syrer indes schnurrt alles auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zusammen, einen mit Rauke belegten Flammkuchen. Allerdings ist da auch Quark drauf, und morgen feiert er mit Sicherheit krank.

Manchmal – und nicht nur im Darwinjahr – frage ich mich schon, wie der Mensch derart passabel evolvieren konnte.



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03 Februar 2009

Die verpasste Engtanzchance



Wir sind in der Fabrik beim Konzert der Poplegende 10cc. Natürlich warte ich den ganzen Abend auf „I’m not in Love“, um Ms. Columbo mit einem spontanen Engtanzwunsch überfallen zu können.

Doch zunächst einmal muss ich „für kleine Königstiger“, wie Mark seit Jahren im Bedarfsfall zu sagen pflegt; auch heute sagt er es wieder, und warum auch nicht.

Als ich die Örtlichkeit betrete, steht am Pissoir ein gepflegter Glatzkopf mit (schätzungsweise) Kaschmirmantel und -schal. Er parliert auf italiano. In der rechten Hand hält er sein Handy, in der linken … nun ja … etwas anderes.

Wie Leser dieses Blogs wissen, ist mein Ort auf dem Örtchen stets die Kabine, und als ich sie wieder verlasse, hat sich an der Szenerie nichts geändert. Maestro spricht und pieselt parallel; bei ihm handelt es sich wohl um einen großen Königstiger.

Ich begebe mich zurück zu Ms. Columbo und warte auf „I’m not in Love“. Wenig später taucht auch Signore wieder auf. Er telefoniert immer noch. Irgendetwas sagt mir, dass er sein Gespräch seit unserer ersten Begegnung nicht unterbrochen hat, mit allen Konsequenzen für seine Körperhygiene.

10cc haben inzwischen „Art for Art’s sake“ genauso gespielt wie „Dreadlock Holiday“, doch „I’m not in Love“ noch immer nicht. Ms. Columbo sagt: „Ich hol mir mal ein Wasser.“

Kaum ist sie weg, spielen 10cc „I’m not in Love“.

Das Stück ist von 1975. Da sieht man, wie lange ich eventuell auf die nächste Engtanzchance warten muss.

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22 Januar 2009

Die hatten ja einen Knall

In der Mittagspause flanierte ich durch eine Ottenser Buchhandlung und begann in einem Buch des Berliner Originals Heinrich Zille zu blättern.

Dabei erfuhr ich wieder mal Dinge, die ich eigentlich nicht unbedingt wissen möchte – und versuche sie nun zu exorzieren, indem ich sie verblogge. Dann haben alle etwas davon.

Zille also durchstreifte Anfang des 20. Jahrhunderts Bordelle und schaute den Huren aufs Maul. Die verrieten ihm einiges über die Männlichkeitsideale der damaligen Zeit.

Zum Beispiel galt das sehr vernehmliche Entfleuchenlassen von Darmwinden als besonders maskulin und sexy. Die Damen wiederum fühlten sich, laut Zille, häufig zur Imitation dieses Verhaltens animiert. Denn es galt das freierfreundliche Motto: „Je lauter es knallt, desto weiter der Spalt.“

Ja, es muss eine merkwürdige Geräuschkulisse in den damaligen Bordellen geherrscht haben. Musik gab es praktisch noch keine; dafür musizierten die Ärsche. Mit einer ähnlichen Taktik dürften die Kiezprostituierten heutzutage nicht mehr entscheidend punkten können. Höchstens bei Charlotte Roche.

PS: Heute hat Kochbuch-Marion kräftig eins auf die Mütze bekommen vorm Hamburger Oberlandesgericht, und das ist ein großer Tag für Blogger. Mehr bei RA Sascha Kremer, der auch mir damals gegen die Serienabmahner beistand.

PPS: Neu in der Blogrolle links: Dorfblogger Opa Hannes. Feine Sache.



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18 Januar 2009

Ohne Worte (23): Das Superwahljahr beginnt



Entdeckt in den Zeisehallen.


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06 Januar 2009

Der Müllwühler

Menschen, die in Mülleimern wühlen, kann ich nicht ansehen. Es ist mir peinlich, ihnen die Peinlichkeit zuzumuten, beim Wühlen im Müll beobachtet zu werden. Wenn sie herschauen, schaue ich weg.

So ging es mir auch heute an der Haltestelle Friedensallee, wo ich gottergeben auf den sogenannten Schnellbus wartete. Ein Radler näherte sich über den Gehweg. Er trug zu üblicher Winterkleidung einen Wollschal, Handschuhe – und eine am Kopf befestigte Grubenlampe.

Die Lampe leuchtete. Der Mann stoppte und hielt sich am Mast der Fußgängerampel fest, ohne abzusteigen. Noch immer schaute ich nicht weg, denn er wirkte keinesfalls wie einer, der nun den Kopf senken und mit der Grubenlampe den am Mast befestigten Mülleimer ausleuchten würde.

Doch genau das tat er; seine Ausrüstung war dafür optimiert. Hier hatten wir einen Profimüllwühler. Schnell schaute ich weg; sein sportlich-bürgerliches Outfit und seine noch keineswegs fortgeschrittene Entwürdigung schienen das Peinlichkeitspotenzial der Situation zu verdoppeln.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er mit dem linken Arm tief im Schlund des Mülleimers herumfuhrwerkte. Irgendwann zog er eine Zeitung heraus. Und dann lehnte er sich gemütlich an den Ampelmast und studierte die wichtigsten Texte des Tages.

Keiner, der ihn nicht aus den Augenwinkeln beobachtet hätte, wäre in diesem Moment auf den Gedanken gekommen, es könnte sich um einen Müllwühler handeln. Dann steckte er die Zeitung ein und radelte weiter. 20 Meter weiter stand der nächste Mülleimer. Er hielt an.

Und dann senkte er wieder den Kopf. Ich schaute schnell weg.


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21 Dezember 2008

Murphy’s law (Remix 2)

Was tiefer und schiefer stehen kann,
steht auch irgendwann tiefer und schiefer.

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27 November 2008

Action, aber ohne mich



Vergangene Nacht sollen holländische Hooligans die Reeperbahn zerlegt haben. Doch es war wie immer: Was auch auf dem Kiez ab- und schiefgeht, wer hier ein Messer zückt und wie viel Blut auch fließt, wir lesen immer nur davon.

Vielleicht findet das alles ja in Wirklichkeit gar nicht statt, vielleicht wird es nur inszeniert für uns – wie die Existenz Bielefelds oder der interkontinentale Luftverkehr, der natürlich nichts als ein riesiger Fake ist, mit vor den Fenstern vorbeiziehenden Wolkenanimationen und Horden von fremdsprachigen Schauspielern nach der „Landung“.

Dieses Szenario jedenfalls entwickelte ich heute aus der Lameng im Aurel, ich glaube, nach dem dritten Bier. Wichtigstes Indiz für diese für viele Urlauber unerhörte Theorie: Wäre der interkontinentale Flugverkehr kein Fake, hörte man viel öfter von Abstürzen.

„Klar“, pflichtete GP mir sofort bei, „weil nämlich nichts fliegen kann, das schwerer ist als Luft.“


Wie gesagt: Das alles geschah nach dem dritten (oder vierten) Bier, und als ich nach Hause kam, las ich im Web vom holländischen Mob auf der Reeperbahn und hatte wieder mal die komplette Action verpasst.

Andererseits: Es gibt schlimmere Schicksale.


PS: Das Foto von der Folge eines Scheibenattentats auf der Reeperbahn stammt nicht von heute, steuert aber eine sachverwandte und somit adäquate Illustrationsleistung bei.



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26 November 2008

Aug’ in Aug’ mit Muskeltürken



Auf der Balustrade der Zeisehallen (Foto) krame ich den iPod hervor. Er soll mir den Weg zum Fitnessclub mit Lieblingsmusik versüßen.

Noch während ich an den Ohrhörerkabeln nestele, sehe ich am Ende der Balustrade, wo ich vorbeimuss, eine Gruppe stiernackiger Jugendlicher herumsitzen und -stehen.

Es handelt sich um jene Art Heranwachsender um die 18, die Kramer gewöhnlich respektvoll als „Muskeltürken“ einzustufen pflegt. Sofort habe ich das Gefühl, das schneeweiße Leuchten meines iPods sei kontraproduktiv für ein schadloses Passieren des Trios, was ich natürlich innerlich sofort als paranoid missbillige.

Die Muskeltürken wiegen durchweg rund 90 Kilo bei jeweils gedrungener Statur, und ihre Gespräche ersterben, als ich mich nähere. Sie schauen mich stumm an. Einer sitzt rundrückig auf dem Boden wie eine missgelaunte Kröte und stiert zu mir hoch.

Mit einem forsch-jovialen „Hi“ versuche ich die Situation zu entkrampfen. Seine Reaktion ist vergleichbar mit der einer Wanderdüne im Winter: Er stiert mir weiter regungslos mitten ins Gesicht.

Nicht das kleinste Zucken umspielt seine Lippen. Und mein iPod liegt mir bleischwer in der Hand. Er leuchtet wie ein Halogenstrahler.

Das anhaltend stumme Stieren des Krötenähnlichen beschließe ich als Zusage für freies Geleit zu interpretieren. Betont gelassen und in mittlerem Tempo gehe ich vorbei, ohne aufgehalten zu werden. Auf der Treppe beschleunige ich den Schritt.

Gedeckte Farben würden einem iPod bestimmt auch sehr gut stehen. Ich bin mir sogar sehr sicher.

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06 November 2008

O du nölige

Bei Penny. „Nenn mir ein Wort mit vier tz“, fordert der Franke mich unvermittelt auf.

„Weiß nicht“, muffle ich, erschüttert und fasziniert von der scheußlichen Weihnachtsdeko, die uns umgibt wie ein terroristischer Anschlag. Meine geistige Trägheut freut den Franken, denn jetzt kann er glänzen. Das tut er auch.

Atzventzkrantzkertzen!“, triumphiert er in einer Lautstärke, welche Pennykunden verschüchtert darüber nachdenken lässt, das nächste Mal besser zu Aldi zu gehen. Sie wissen ja nicht, dass der Franke auch dort regelmäßig seine sonischen Duftmarken zu setzen weiß.

Atzventzkrantzkertzen also. Wer ist da eigentlich als erster drauf gekommen, irgendein Komiker? Der Franke jedenfalls nicht von alleine, es gibt 80 Treffer bei Google.

Später erhalte ich eine Spammail mit dem Betreff: „Ihre Anfrage nach Kunsttannen“, und beim Thailänder in der Taubenstraße servieren sie zum Likör
einen wohl weihnachtsmäßig gemeinten Langhaarschrat mit Wallebart.

Diese ganze Atzventzzeit ist von höchst zweifelhafter Provenienz, wenn ihr mich fragt.


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W. C. Fields hatte doch Recht

Da, wo ich herkomme, gab es weniger Bohei um einen Laternenumzug.

Man wählte die Bürgersteige unbelebter Seitenstraßen, und die Restwelt blieb unbeeinträchtigt. So einfach war das. Heute ist das anders, zumindest in Hamburg.

Ich stand an der Haltestelle Barner Straße und sah den Bus schon kommen in der Ferne. Dieser Anblick ist stets verbunden mit einem wohligen Gefühl, das ich sehr schätze.

Die quälende Ungewissheit, wann wohl die notorisch launische Linie 37 ihren nächsten Bus vorbeizuschicken geruht, ist schlagartig vorbei; der Anblick des Gefährts, dessen Nahen man hier über einen ganzen Kilometer hinweg verfolgen kann, überzuckert die restlichen Minuten des Wartens mit Behaglichkeit und der schmeichelhaften Illusion, im Übermaß mit Nachsicht und Geduld ausgestattet zu sein.

Ein Getrommel von links stört indes meine Kontemplation: Es ist ein Laternenumzug. Er nähert sich der Kreuzung im rechten Winkel zum Bus, und eins wird schnell klar: Sollte der Umzug sie vorher erreichen, wird der Bus zu seiner eh schon beträchtlichen Verspätung noch erheblich mehr aufgebrummt bekommen – und damit auch ich.

Das von mir nun fieberhaft verfolgte Rennen bleibt offen bis kurz vor Schluss, dann siegen die Laternen. Der Bus verharrt vor der nutzlos grünen Ampel, während sich die trommelnden Kinder samt ihrer verantwortungslosen Erziehungsberechtigten in einem Tempo über die Kreuzung wälzen, gegen das die Grönlandgletscherschmelze wirkt wie ein Zeitrafferfilm.

Nun aber zurück auf Anfang: zum Bohei. Dieser Laternenumzug nämlich hat – im Gegensatz zu dort, wo ich herkomme – etwas eklig Professionelles. Vorneweg marschieren zwei wichtigwichtige Herren mit Kellen und Reflektoren auf den Jacken; sie sind die Hauptschuldigen für das Stoppen meines Busses.

Dahinter folgen mitten auf der Hauptverkehrsstraße die ursächlich Verantwortlichen für den ganzen sinnlosen Unfug, und nach hinten wird die entropiebeschleunigende Veranstaltung abgesichert von einem schillblauen Streifenwagen sowie einem kapitalen Feuerwehrauto in vollem Ornat.

Was glauben die Behörden eigentlich, was von diesen Kindern mit ihren Teelichtern alles stadtteilgefährdend abgefackelt werden kann – der Teer?

Die Blondine neben mir, die ebenfalls schon eine Viertelstunde auf den Bus gewartet hat, bevor die Laternen kamen, trägt einen kurzen Pferdeschwanz und einen harten Zug um die Lippen, der sie intelligent wirken lässt. Sie flucht jetzt leise.

Später, sehr viel später, steht sie im Fitnessclub zufällig neben mir auf dem Crosstrainer, aber das hat bestimmt nichts zu bedeuten, auch wenn unsere Schicksale seit dem Laternenumzug unverhofft eine kleine Schnittmenge aufweisen, für immer.


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26 Oktober 2008

Das Ensemble des Todes



Seit Wochen müssen sie der absolute Hit bei Penny in Ottensen sein, sonst wären sie längst aus dem Sortiment verschwunden: Grablampen.

Allerdings konzentriert Penny sich voll auf das Modell „Grablampe mittel“, als gäbe es nicht auch eine ungestillte Sehnsucht nach S oder XXL.

Um diese Lücken im Sortiment zu verschleiern, hat Penny den Grablampen seit neuestem ein Gespenst von 24 Zentimetern Höhe zur Seite gestellt. Grundsätzlich gar nicht mal unsinnig; schließlich gehören Gespenster ebenfalls jener Sphäre an, die Grablampen gemeinhin zu erhellen versuchen.

Doch warum lacht das terrakottafarbene Gespenst halloweenesk auf und wedelt mit der Rute? Im Angesicht von „Grablampen mittel“ ist das pietät-, geschmack- und würdelos.

Anders gesagt: Gefällt mir richtig gut.


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25 August 2008

Die untaugliche Frankenbremse

Der Franke hat eine neue kulinarische Theorie. Je mehr er zum Frühstück äße, behauptet er, desto heißhungriger müsse er sich zwangsläufig aufs Mittagessen stürzen. Anders gesagt: Viel hilft wenig.

Bisher begründete er allerdings die Tonnen an Lebensmitteln, die er zum Lunch in sich hineinschaufelte, stets mit dem genauen Gegenteil: einem höchst kargen Frühstück nämlich, welches lediglich aus einer Tasse Espresso bestanden habe.

Heute früh aber sah man ihn bereits zum Arbeitsantritt mit zwei kapitalen Mettbrötchen von der Größe je eines Turnschuhs ins Büro hetzen. Schon unterwegs hatte er sich gierig in eins verbissen wie ein Zombie in Tine Wittlers Oberschenkel, und am Schreibtisch setzte er diesen unästhetischen Vorgang auf eine Weise fort, deren Beschreibung jeden augenblicklich zum Gebrauch von Kernseife zwänge.

Kurz gesagt: Der Franke war schon in aller Herrgottsfrüh voll wie ein Walhai. Gleichwohl brachte er mittags plötzlich oben zitierte Theorie vor. Waidwund in unserem Essen stochernd mussten wir daraufhin mittags beim Inder in der Bahrenfelder Straße mit ansehen, wie er ein ums andere Mal durchs Buffet marodierte, mit vollbeladenen Tassen und Tellern zurückkehrte und zwischen zwei Bissen seine neue Theorie argumentativ zu fundieren suchte, was dank seiner unsauberen, reis- und hühnchengedämpften Spreche aber schon rein phonetisch nicht fruchtete.

Es ist übrigens nicht so, als seien nur die Mengen unzumutbar, die sein ganz offensichtlich außerirdischer Metabolismus ohne größere sichtbare Folgen zu verwerten imstande ist. Es ist auch die pure Geschwindigkeit, mit der er sich das alles zuführt. Manchmal hat man das Gefühl, man sähe dem Krümelmonster beim Keksfressen zu, aber im Zeitraffer.

Unlängst versuchten wir daher heimtückisch sein Esstempo zu senken, indem wir ihn zu extrem unhandlichen Lebensmitteln überredeten. Schauplatz war der Italiener im Mercado. Das Ergebnis indes war ernüchternd: Spaghetti mit Tomatensoße sind keine Frankenbremse, o nein. Sie sorgen lediglich dafür, dass er nach dem Mahl auch obenrum nicht mehr repräsentabel aussieht.

Wieso er trotz alledem auf schroffe Art nicht bereit ist, sich im Rahmen eines Workshops von emotionalem Essen heilen zu lassen, versteht wahrscheinlich nicht mal Tine Wittler.



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16 Juli 2008

Hüllen in Fülle

Dirk Mantheys neues Baby meedia.de hat eine Rubrik namens „Best of Web“, in der bisher nur sechs Internetseiten vorgestellt werden.

Doch nicht die Überschaubarkeit der Liste erstaunt (ist ja noch die meedia-Betaversion), sondern die trauliche Nachbarschaft von Bild.de und Bildblog. Die beiden verhalten sich doch zueinander wie entweder und oder – was sollen sie gemeinsam in einer Liste namens „Best of Web“ …?

Nein, das geht nicht zusammen. Genausowenig wie oftmals meine Pläne und die dann eintretende Wirklichkeit. Monatelang versuchte ich etwa den heimischen Mangel an Prospekthüllen störrisch auszusitzen, denn ich wusste: Zweimal im Jahr füllt Aldi seine Grabbelkisten damit, und dann werde ich mich prospekthüllentechnisch für lange Zeit in Planungssicherheit wiegen können.

Woche für Woche schlich ich also zwischen Aldiauslagen herum und ertrug tapfer den Anblick von 99-Cent-Weinen, ohne aber je mit dem erlösenden Auftreten von Prospekthüllen entschädigt zu werden. Ende letzter Woche dann knickte ich ein und orderte zermürbt 100 Hüllen im Web.

Heute betrat ich ausschließlich in Flanageabsicht den Aldiladen in Ottensen, und was liegt tausendfach herum und schimmert hämisch silbergrau im Licht schonungsloser Lampen? Prospekthüllen.

Zerschmettert und willenlos nehme ich vier Packen (= 200 Stück), schlurfe zur Kasse wie ein Zombie, zahle 4,36 Euro, fahre heim – und finde dort die im Web bestellte und fix versandte Lieferung vor.

Braucht jemand Prospekthüllen – vielleicht Dirk Manthey? Bin für jeden Abnehmer dankbar.


(Foto: schoenherr.de)

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12 Juli 2008

Eine Frage der Perspektive

Endlich hat der Gesundheitswahn eine Schlüsselindustrie erreicht. Gibt es eigentlich auch koschere Atombomben?

Entdeckt in Ottensen, am Rand des Spritzenplatzes.

PS: Alles übrigens nur eine Frage der Perspektive – und eines kleinen Knicks an der richtigen Stelle.


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