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Die Rückseite der Reeperbahn

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Name: Matthias Wagner
Standort: Hamburg, Germany

Schreiberling




12 Januar 2010

Ein Angebot, das man ablehnen muss



Herr Bosch hat es schon vor einem Jahr prophezeiht, doch erst jetzt ist das Phänomen auch in Ottensen angekommen: ein komplettes „Cafe to go“.

Das verblüffend immobile Angebot macht die Bäckerei H. von Allwörden. Mich würde echt mal die Einkaufstüte interessieren – und natürlich, ob das alles von einem x-beliebigen Stammkunden überhaupt zu wuppen wäre, transporttechnisch und vor allem finanziell.

Immerhin gilt die Bäckerei laut Aufkleber als „BILD Top-Händler“, und man weiß ja, an welche Schichten Kai Diekmann sein Blatt
vorwiegend verkloppt: an die so bildungs- wie einkommensfernen. Kurz: Das Verkaufsangebot müsste noch mal überarbeitet werden.

Vielleicht versucht Allwörden es einfach erst mal mit Kaffee zum Mitnehmen.


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25 Oktober 2009

Fundstücke (61): Über Gott und die Welt



1. Wie betrüblich es um die monotheistischen Religionen bestellt ist, dokumentiert u. a. die beschämende Followerzahl von Gott bei Twitter: lediglich 116 Schäfchen wollen Sein Wort hören. Doch auch Er leidet unter Weltekel und interessiert sich nur noch für 49 seiner Geschöpfe. Konsequenterweise hat Er seit einem Monat nichts mehr getwittert. Ja, es ist ein Elend.

2. Budnikowsky bietet eins der hartnäckigsten Nester von Deppenleerzeichen auf ganz St. Pauli. Da müsste mal der Deppenleerzeichenkammerjäger durchmarodieren; ein Job, für den ich keineswegs unterqualifiziert wäre. „Dieser Bereich ist Kamera“, heißt es etwa kryptisch auf einem Schild über der Kasse. In einer weiteren Zeile hält uns das Schild dann ein unmotiviertes „überwacht“ vor die Nase, und man ahnt, was die Budnikowskys semantisch im Sinn hatten, als sie dem Schildermacher diesen debilen Auftrag erteilten. Die Deppenleerzeichenmarotte erstreckt sich sogar bis aufs Sortiment. Im Alnatura-Regal zum Beispiel findet sich ein „Berg Linsen“. Immerhin lässt das den Kilopreis von 3,98 Euro nicht gerade überteuert wirken.



3. „Pizza, ital. Art“ klingt wie „Eulen nach Vogelart“, jedenfalls betäubend tautologisch. Dafür sind aber immerhin weder Gott noch Budnikowsky verantwortlich, sondern ganz allein Würzburg.


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14 September 2009

Fundstücke (57)



1. Für die krasseste Denglishdämlichkeit seit Jil Sander ist die Seite meebo.com verantwortlich. „… you agree to our Nutzungsbedingungen and Datenschutzrichtlinien …“: Sind die Gammelsprechler jetzt völlig am Durchdrehen?




2. Drei edelsüße Raritäten, entdeckt auf dem Flohmarkt am Eppendorfer Weg und nach harten Verhandlungen für insgesamt 20 Euro mitgenommen. Kann mir bitte mal ein Fachmann erklären, wie der 1981er Mühlhofener Rosenberg Eiswein ohne Doping auf sagenhafte 17 Prozent Alkohol kommen kann?



3. Schmerzliche Prognose (1). Entdeckt beim Komprimieren.




4. Schmerzliche Prognose (2). Entdeckt in Eimsbüttel.


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30 August 2009

Fundstücke (55): Von Metaphernhöllen & Denglishgedengel

1. Die abgebildete Anzeige aus der Mopo stellt zweifellos einen neuen Höhepunkt in der Disziplin „Fisch sucht Fahrrad“ dar. So vieles geht da schief, von der widernatürlich süßen Zitrone über die Denunzierung des eigenen Kindes als „Schädling“ bis hin zum unfreiwillig derben „Entsafter“, der unbedingt „funktionsfähig“, also keineswegs impotent zu sein hat.

Doch sollte Letzterer nicht eher, um im metaphorischen Subtext zu bleiben, dahingehend funktionieren, dass er „Saft“ beisteuert statt ihn zu stibitzen? Und warum soll der Herr Entsafter bloß für einen abgerundeteren Geschmack sorgen, wo doch die Zitrone schon gar nicht mehr sauer, sondern verblüffenderweise süß ist?

Vielleicht sucht die 38-Jährige Anzeigenschalterin aber in Wahrheit auch nur nach einem Auftragskiller, der ihr den Schädling vom Hals schafft, möglichst mithilfe eines Entsafters. Allerdings gibt so was erfahrungsgemäß eine Riesensauerei – und kostet bestimmt Aufpreis in Auftragskillerkreisen.

2. In Kölle hat man nur eins im Kopp: Sex! Natürlich ist das eine unzulässige Verallgemeinerung, ich weiß – zumal die Basis nur ein einziger Leser darstellt, der sich allerdings anderthalb Stunden lang in jene Einträge meines Blogs vertiefte, die mit Sex etikettiert sind.

3. Jan Leube ist Berliner Kreativchef der Werbeagentur BBDO – und eindeutig die Jil Sander des neuen Jahrtausends. Und zwar wegen dieses Denglishgedengels:
„Gerade jetzt, da die klassischen Bezahlbühnen zunehmend in die Knie gehen“, salbaderte Leube nämlich vor einigen Wochen öffentlich, „wird Content, der so compelling ist, dass er sich von alleine durchsetzt, zur einzig wichtigen Währung in der Attention Industry formerly known as Advertising.“
Da Leube Anglist ist, steht zu vermuten, dass während seines Sprachstudiums einfach einige Synapsen falsch verdrahtet wurden und er sie jetzt nicht mehr entwirren kann. Zum Glück gilt das in seiner Branche nicht als Behinderung.

4. „Holt er nur die Zeitung rein/möcht ich seine Zeitung sein.“ Balzversuch von Uschi Glas im Song „Mein Wochenende“. Allerdings ist die Peinlichkeit verjährt, das Stück ist von 1973.



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16 August 2009

Was in Künstlerinterviews wirklich gesagt wird

„Kann natürlich auch sein, dass einige Leute sagen, das geht zu weit, weil, mich interessiert überhaupt nicht, was er über seine Oma denkt, weißt du, aber es gibt genauso die anderen Leute, wenn ich jetzt Lieder mache, wie ich sie immer gemacht habe, einfach mit nem fetten Beat such, gute Reime such, und dann ist einfach n toller Flow und jetzt aber nich so, dann gibt’s eben auch die Leute, die sagen so, das is bestimmt gut für das, was er macht, aber toucht mich überhaupt nicht, und deshalb, das muss man immer für sich abschätzen, was man jetzt gerade machen will und welche Leute man womit erreichen will und jetzt gerade, das Feedback was ich krieg, eben dadurch, dass die Leute eben dann nich sagen: oah, das war jetzt ein fetter Beat, weißt du, und Kritik kam jetzt eh gar nicht die letzten Tage, keiner hat jetzt wirklich was zu kritisieren, und alle sagen mir so, ja, meine Oma, das war ja so, und weißt du, und fangen dann an zu reflektieren über ihr eigenes Leben, und das ist ja letztendlich, was ich auslösen will.“

(Authentischer Teil eines Interviews mit einem bekannten deutschen Rapper.
Um wen es sich handelt, wird hier verschwiegen. A
us humanitären Gründen.)

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15 August 2009

Da lacht der Lachs



Einst, als ich erstmals über Freddy, den Hähnchenhöker, bloggte, hatte ich die sehenswerte Speisekarte über der Friteuse leider links hängen lassen.

Dabei gibt es dort viel zu entdecken, zum Beispiel ein drolliges „Seelachfilet“. Doch man kann bei Freddy auch einen „Chef Salatmitschinkenkaseundei“ kaufen, ebenso wie „Kraut Salat“ oder „Matjes mit Zwibeln“.

Besonders auffällig: das topausgestattete Geflügelgericht „Pute mit Pute“. Zweifellos will Freddy damit subtil anspielen auf die kleinen Tricks der Lebensmittelindustrie, wo ja oftmals Schwein und Sein nicht deckungsgleich sind.

All diese Köstlichkeiten ringen u. a. mit einem „Linseneitopf“ hart um unsere Gunst. Doch für was man sich auch entscheidet: Dazu passt garantiert Freddys vorzügliches „Bier auser haus“.

Gleichwohl nehme ich wie immer das Hähnchen mit Pommes Frites, ich konservativer alter Sack.


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28 Juli 2009

„Gesundes Volksempfinden“ wird (fast) komplett ignoriert

Es ist einer der größten sprachlichen Ausrutscher seit Erstürmung des Führerhauptquartiers, doch kaum einer regt sich drüber auf:

CDU-Politiker Georg Schirmbeck (r., Pressefoto) nutzt das lachhafte Nichtmalskandälchen um Ulla Schmidts Dienstwagen, um den zuletzt von Joseph Goebbels benutzten Begriff des „gesunden Volksempfindens“ zu revitalisieren.

Der geschätzte Bloggerkollege German Psycho greift das Thema treffsicher auf – und das ist so bezeichnend wie unheimlich: Während die „Holzmedien“ sich begeistert auf die sog. Dienstwagenaffäre stürzen, darf ein Schirmbeck unkommentiert im braunen Sprachschlamm waten.

Es bleibt wohl an der Blogosphäre hängen, ein wenig Terz zu machen.

Einverstanden?


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20 Juli 2009

Ein paar Kilo Sale, bitte

Im Moment gibt es überall spottbillig Sale zu kaufen. 30, 40, 50 Prozent Nachlass auf Sale sind keine Seltenheit, heute sah ich sogar ein Schild, das 70 Prozent Ermäßigung auf Sale ausrief.

Irgendwo scheint eine gewaltige Überproduktion des Produktes aufgelaufen zu sein. Offenbar hat man mit erheblich höheren Absatzmengen von Sale kalkuliert, und jetzt sitzt der deutsche Einzelhandel auf einem Saleberg, der höher ist, als es der EU-Butterberg je war.

Die Läger platzen schier vor lauter Sale, jetzt muss es raus, unter allen Umständen, und sei es zum Ramschpreis.

Erstaunlich, wie viele Läden – vor allem aus der Kleiderbranche – sich anscheinend monatelang über Gebühr mit Sale eingedeckt haben: Esprit, C&A, Zara, Karstadt, alle sind sie dabei, sogar Zegna und Armani haben auf einmal zu viel Sale auf Halde und bieten es jetzt an wie Schimmelbrot.

Wo war bloß Ihre kaufmännische Weitsicht, meine Damen und Herren Modehausbetreiber? Hm?

Na ja, egal, jetzt profitieren wir schließlich alle vom Preisverfall bei Sale, und sogar ich habe schon überlegt, ob ich mir bei den derzeitigen Dumpingpreisen ein paar Kilo davon zulegen soll.

Doch ich bin unsicher, ob ich Sale überhaupt gebrauchen kann. Ehrlich gesagt weiß ich nicht mal, wozu Sale überhaupt gut ist.

Aber bitte nicht weitersagen, das wäre echt ein bisschen blamabel.



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09 Juli 2009

Hier wächst zusammen, was nicht zusammengehört

Bisher hatte ich zum Mobilfunkanbieter Vodafone gar keine Meinung. Ja, ich wusste nicht mal, ob und wie peinlich die Firma ist. Seit heute ist das anders: Denn ich habe ihren neuen Werbespot gesehen.

Er verhunzt einen meiner fünf ewigen Lieblingssongs, nämlich David Bowies „Heroes“, und allein das wäre schon ein Killergrund, eher die klassische no go area T-Mobile zu entern, als sich je in die Hände von Vodafone zu begeben.

Doch hinzu kommt noch ein Begleitsalbadern von seltener Schmerzbefreitheit. Verantwortlich dafür ist Vodafone-Marketingchef Gregor Gründgens.

„Vodafone gibt dir die Kraft, das Beste aus deinen Möglichkeiten zu machen, die dir das Leben bietet“, raunt er, als rede er von Gott oder wenigstens LSD, aber er meint nur Funkwellen. Und dann sagt er auch noch: „Wir haben den muscle, um Dinge zu bewegen.“


Er sagt wirklich „muscle“, man kann es überall nachlesen.

Doch nun zu etwas komplett anderem, nämlich Ernst Kahl. Der Dichter, Sänger, Maler, Zeichner, Songwriter, Drehbuchautor, Schauspieler, Gitarrist, Nichtautofahrer und Bahnhofsrenovierer hat – wie mir heute mal wieder bewusst wurde, als mir ein älterer Brief von ihm in die Hände fiel – die feinfedrigste Handschrift auf der ganzen Welt, und ich hätte diese spontane Eloge auch sofort auf 140 Zeichen vertwittert, wenn ich dafür nicht mehrere von Kahls Berufungen hätte weglassen müssen.

Man könnte sogar sagen, Ernst Kahl hat neben der schönsten Handschrift der Welt auch den muscle, Dinge zu bewegen – zum Beispiel ein Handy in die Mülltonne.

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26 Mai 2009

Fundstücke (49)

1. Großartig kieznaher Einfall der Haspa auf ihrer Onlineseite: Eine junge Frau im Hosenanzug und mit kokett aufgeknöpfter Bluse tritt lesend von rechts ins Bild, klappt die Zeitung zu, winkt uns lächelnd heran – und zeigt auf ihre Muschi! Der Haspa, immerhin größte deutsche Sparkasse und auch die Bank von Ms. Columbo und mir, hätte ich mehr Seriösität zugetraut. Trotzdem planen wir noch keine Kontokündigung.

2. Neulich auf einer Pressereise wollte ein Kollege nicht von einer Kollegin geknipst werden. Er blökte ständig etwas von „Zeugenschutzprogramm“. Ich glaube aber, er wollte einfach seinem Bierbauch eine breitere Öffentlichkeit ersparen.

3. Beim Spaziergang am Ostseestrand kam uns am Wochenende ein Herrchen entgegen, das seinen Hund originell anpflaumte: „Hoy, sei nicht anstrengend!“ Den Namen des Hundes fanden wir noch seltsamer als den Appell, ehrlich gesagt. (Die Transkription folgt der Phonetik; ich übernehme keine Garantie.)

4. Verkünde hiermit ex cathedra das kongenial paradoxe Lebensmotto für die Krise: asketischer Hedonismus. (Und stelle betrübt fest, dass Google bereits vier Fundstellen liefert. Kann man nicht einmal der Erste sein? In irgendwas außer „Gammelsprech“?)



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06 Mai 2009

Tannenzapfenzupfen (12): Die Kuttner-Edition

(Foto via FHS Holztechnik)

Willkommen zurück im Gammelsprechland. Diese Serie über Sprachkatastrophen trägt den Namen ihres ersten Eintrags (nämlich „Tannenzapfenzupfen“). Wie immer gilt beim Konsum auf eigene Gefahr das bewährte Motto: Ohren zu und durch.

1. Die Fernsehfrau Sarah Kuttner wollte auch mal was schreiben. Prompt wird überall ihr Roman gelobt, aber keiner traut sich uns Kuttnernichtlesern zu erzählen, dass ihre Sprache bisweilen an ein schweres Zugunglück erinnert (und zwar mit einem ICE der neusten Generation).

Weil ich das Buch trotz seines Erfolges noch nicht gelesen habe, erfuhr ich erst heute vom Ausmaß seines Elends, und zwar dank eines Rundbriefs des Konzertveranstalters Berthold Seliger. Die Frau schreibt nämlich Sätze wie:
„Eine Depression ist ein fucking Event!“

Damit geht es frecherweise sogar los, doch dann steigert sich Frau Kuttner konsequent hinein in den Vollhirnriss und missbraucht dabei sogar die Rolling Stones:
„You can get it if you really want. Ich wante vermutlich nicht really genug. Auf der anderen Seite wante ich zumindest genug, um ordentlich unzufrieden zu sein, es nicht zu getten.“ WHAT THE HOLY FUCK???


2. Ich ahne allmählich, woran es liegt: Sarah Kuttner hat einfach eine Internetübersetzungsmaschine benutzt, um ihren Roman zu schreiben, und jetzt lacht sie sich zu Hause einen künstlichen Darmausgang, weil das bis heute keiner gemerkt hat.

Wahrscheinlich griff sie vor allem auf das hochgelobte linguee.de zurück, das nicht einfach übersetzt, sondern sich für den gesuchten Satz gelungene Eindeutschungen aus dem Web zusammensucht. Wobei gelungen ein dehnbarer Begriff ist.

Denn für den hübschen englischen Satz „First of all, what the fuck kind of episode title is that? “ bietet linguee.de etwas extrem Kuttnerhaftes an: „Zuerst was ist die Bumsenart des Episodetitels die?“


Und genau das frage ich mich auch schon den ganzen Tag.

Was bisher geschah: 11, 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1





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07 April 2009

Tannenzapfenzupfen (11)

(Foto via FHS Holztechnik)

So, heute gibt es eine neue Ausgabe peinlicher bis grauenhafter Sprachunfälle, deren Konsum schlimmere Folgen hat als acht Wochen „Counter Strike“ am Stück. Diese Serie trägt den Namen ihres ersten Eintrags (nämlich „Tannenzapfenzupfen“). Wie immer gilt dabei das bewährte Motto: Ohren zu und durch.

1. Was gibt es Altehrwürdigeres als Neckermann? Höchstens Klosterfrau Melissengeist. Doch sogar Neckermann hat sich jetzt mit einem mutigen Ruck ins 21. Jahrhundert vorgekämpft. In seinem heutigen Schreiben an mich lobt sich der Traditionsversand selbst, und zwar mit der unwiderstehlichen Argumentationstrias: „Mehr Fashion! - Mehr Living! - Mehr Technik!“ Eine erstaunliche Hipnessexplosion – und drei gute Gründe, um doch wieder zu Amazon zu wechseln.

Vielleicht hatte sich Neckermann vom „Zukunftstrainer“ Sven Gábor Jánszky beraten lassen. Der Mann nämlich weiß, wie man uns Nerds & Geeks zeitgeistkompatibel ansprechen muss:


2. „Ich habe diese Methode ,Leadership-Trend-Cycle' genannt. Ihre Besonderheiten: Statt auf unkonkreten Mega-Trends basiert sie auf einer intensiven Analyse der realen Trend-Cycle von Unternehmen, nutzt structural holes zur kreativen Ideengenerierung und setzt final auf die Ausbildung von Intrapreneuren zur Umsetzung der gefundenen Ideen.“
Diesem Mann zahlte ich am liebsten eine Abwrackprämie fürs Sprachzentrum oder wenigstens für seine strukturellen Löcher, doch das Problem wird sein: Er denkt, das sei alles noch gar nicht schrottreif. Wie twittert der weise St. Burnster so schön: „die größte innovation im deutschen mediengeschäft wäre eine firma, die nicht mit anglizismen um sich wirft.“


3. Die beliebte Rubrik „Eklige Bandnamen“ erhält allmonatlich Zuwachs. Diesmal verdient es auch der Promotext der vorgestellten Muckertruppe, ausführlich zitiert zu werden:
Fickscheisse entstand aus den Elementen Celine Dion und Shania Twain und wurde perfektioniert aus hemmungslosen Lagerfeuersessions von Tom Jones und Gott Hasselhoff. Ein lautes Gebrüll von Goleo dem Bären vollendet das Konstrukt Fickscheisse."
Wer steckt ihnen eigentlich, dass man Scheiße mit ß schreibt? Ich stelle mir übrigens gerade vor, der Bassist von Fickscheisse bewürbe sich in einigen Jahren auf eine Festanstellung, sagen wir bei der Volksbank Querblöken. Und dann fragt ihn der Abteilungsleiter, wo er denn eigentlich seine im Bewerbungsbrief betonte musische Ader ausgelebt habe. Hach, schön.

4. Zum Abschluss eine paar gewohnt schiefe Bilder, und schon ist „Tannenzapfenzupfen (11)“ wieder Geschichte: „Bass und Gitarre stehen Spalier, doch da sich das Tanzbein nicht von allein in die Disko trägt, schiebt sich immer wieder ein knackiger Beat aufs Parkett.“ Aber wer trägt denn jetzt das Tanzbein in die Disko? Fortsetzung folgt, das ist so sicher wie das Kramen in der Küche.

Was bisher geschah: 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1





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25 März 2009

Unter bösen Buben

Weil an dieser Stelle die ruch- und gedankenlosen Hersteller von Deppenleerzeichen so regelmäßig ausgeschimpft werden, mag der heutige Fall etwas skurril anmuten.

Denn diesmal muss ich entschieden die Abwesenheit eines Leerzeichens monieren.


Wer jetzt meint, mir sei es auch nie recht zu machen – der hat vollkommen Recht.

Heute in Berlin nämlich wurde ich in ein Etablissement verschleppt, das ich aus orthografischen Gründen gar nicht erst hätte betreten dürfen. Doch zum (Un)Glück verfüge ich über eine grundsympathische Gutmütigkeit, die mir im entscheidenden Moment jede Prinzipienreiterei vermeiden hilft.

Der Laden in Berlin-Mitte hieß nämlich „Böse Buben Bar“. Brrrrr.


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27 Februar 2009

Vor- und Nachteile von Haaren



Sich eine Wollmütze überzuziehen, die eine Weile auf der Heizung gelegen hat, gehört zu den angenehmsten sinnlichen Erlebnissen weltweit. Zumindest, wenn dir (wie mir) keine lästigen Haare mehr aus dem Kopf wachsen.

Andererseits sind diese unbedingt erforderlich, damit sie dir angesichts des abgebildeten Plakats aus einem Geschäft in der Friedensallee adäquat zu Berge stehen können.

Aber man kann nicht alles haben.

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18 Februar 2009

Ein Trampel namens Trümpler

Die Weltregierung hat’s entdeckt und beurteilt es recht nachsichtig als „unbedarft“. Man könnte aber auch von rumpeldumm sprechen.

Der Nixmehrmerker Erik Trümpler von der Hamburger Morgenpost erkor nämlich heute einen komplett hirnlosen Kalauer zur Überschrift seines HSV-Artikels.

Im Text geht es um Gras, genauer gesagt: um etwas so Bedeutendes wie die schlechten Platzverhältnisse im holländischen Nijmegen.

Und obendrüber steht allen Ernstes: „Rasen-Schande“ …

Nur ein kleines s unterscheidet also des Trampels Trümplers Überschrift von einem der fürchterlichsten Nazipropagandabegriffe überhaupt. Er sollte sexuelle Kontakte zwischen Deutschen und Juden als verderblich verdammen. Diese Nazihetze namens „Rassenschande“ schien Trümpler gleichwohl bestens geeignet, um damit launig herumzukalauern.

Oder wollte er so subtil auf die jüngsten rassistischen Ausfälle von HSV-Fans anspielen? Dann nähme ich das „rumpeldumm“ zurück.

Das „hirnlos“ trotzdem nicht.


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17 Februar 2009

Tannenzapfenzupfen (10): Zweifels ohne Käse Füße

(Foto via FHS Holztechnik)


Von Zeit zu Zeit gibt es hier kleine gruselige Einblicke in den Alltag eines Musikjournalisten. Denn ich werde nicht nur mit immer neuen grottigen Bandnamen behelligt, die einem das Messer in der Tasche aufgehen lassen (z. B. „Monsters of Liedermaching“ oder „Hasenscheisse“), sondern auch mit grässlich verunglücktem Promosprech, das dir sogar die Klappsense in der Tasche aufgehen lässt.

Neulich zum Beispiel sprach einer von „vauöhen“, obwohl er „releasen“ meinte – das geht doch nicht!

Diese Serie trägt den Namen ihres ersten Eintrags (nämlich „Tannenzapfenzupfen“) und soll hier und heute fortgesetzt werden, da auf dem Kiez gerade nichts Wesentliches passiert ist. Zumindest mir nicht.

Wie immer gilt dabei das bewährte Motto: Ohren zu und durch.

1. „Gerne attache ich Ihnen die Short Infos“, „toller typ, womanizer, charmeur, handsome looks“, „Den dritten Floor hosten die Onlinecommunity VIRTUAL NIGHTS und das Musikdownloadportal DJtunes.com“ – alltägliche Beispiele für eigentlich kriminelles Denglishkauderwelsch; aber fast schon so normal, dass der Brechreiz allmählich nachlässt. Nein, eigentlich doch noch nicht – bläärch …

2. „Wie ein würdiger, bedachtsamer, in einer Höhle gereifter Käse riechen THE FREEKS auch nach wahrer Klasse und verheißen einen verdrehten Höhepunkt des Geschmacks. … Als sich schließlich alle diese Zutaten spontan vermischten, stand am Ende ein bizarres, stark riechendes Milchprodukt, das die Geschmacksnerven zu verzücken weiß. Schon die großen Köche sind sich seit langem darüber einig, dass Dinge, die so verdächtig riechen, als seien sie bereits schlecht geworden, meist genau die Dinge sind, die perfekt schmecken. THE FREEKS haben dieses Konzept noch ein wenig weiter getrieben und Geschmacksnerven durch Trommelfelle ersetzt. Wenn Ohren nur ansatzweise einen in Trüffeln gerollten Boschetto schmecken könnten, dann würden sie den stinkig-coolen Sound der FREEKS vernehmen.“ Selten begnet einem eine solche Armada schiefer und zugleich ekelerregender, uns geradezu olfaktorisch belästigender Sprachbilder. Aber wenn, dann muss man sie unbedingt verewigen; vielleicht hat man ja nie wieder so ein Glück.

3. „Wir trauern um den ehemaligen Schlagzeuger der Band One Foot In The Grave, Gino Costa, der im Alter von 91 Jahren in Arizona gestorben ist.“ So traurig das auch ist, so ist es doch auch lustig. Ja, tut mir Leid.

4. „Denn uns ist immer noch eine zweitklassige Black Flag Kopie aus Moers lieber, die in ihrem Ort was reißt, als eine Band, die für astronomische Gagen einmal im Jahr rüber kommt und hier auf Koks Star macht! Dieser Newsletter entsteht unter extrem lauter Anhörung der Eating Glass Platte von den Spermbirds - zweifels ohne ihre Beste!“ Der bisherige Deppenleerzeichenrekord des Jahres. Aber da kommt noch was, ich hab es im U Rin.

Zum Schluss ein Bonustrack aus einer verwandten Sphäre, der ergiebigen Gammelsprechquelle namens Spammail:

5. „Ich suche Ihre Zusammenarbeit, um Sie meiner firmer als die folgende von der Verwandtschaft/Begünstigten meinem Verstorben-Kunden zu präsentieren, der im Flugzeugabsturz mit seiner Familie vor seinem Tod starb, er lässt eine firmer mit meiner firmer zur Melodie (von 18.5 Millionen $), verstorbenem Dr George Brumley, einer Amerikanischen Staatsbürgerschaft, einem Unternehmer erwägen, der am Flugzeugabsturz zusammen mit seiner Familie einschloß.“ Ruhe sanft. Und möglichst lange.


Was bisher geschah: 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1





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25 Januar 2009

Grünlicher Gammelsprech



Von
: matt

Betreff: z. Hdn. Robert Heinrich, Leiter Öffentlichkeitsarbeit; „EUROPA KLAR MACHEN“
Datum: 25. Januar 2009 17:52:39 MEZ
An: redaktion@gruene.de


Lieber Herr Heinrich,

leider ist Ihr Bundesparteitagsslogan „EUROPA KLAR MACHEN“ unverständlich.

Wahrscheinlich fehlen ihm einfach ein paar Satzzeichen. Zum Beispiel ergäbe die Frage/Antwort-Variante „EUROPA? KLAR: MACHEN!“ so etwas wie Sinn. Zumindest wenn man sich das sprechende Subjekt „wir“ am Ende dazudächte. Meinen Sie das mit Ihrem Slogan?

Sollten Sie sich hingegen am Imperativ versucht haben, gelang das leider nur unzulänglich, Sie kleines Stümperchen. Richtig nämlich müsste es heißen: „EUROPA, KLAR: MACHEN!“ Meinen Sie damit vielleicht Christian Klar, der nach seinem gescheiterten Praktikum in Berlin nun bei Ihnen eine neue Aufgabe finden soll, und zwar gleich auf EU-Ebene? Allerdings würde mich an Klars Stelle der Kommisston doch stören. Aber vielleicht bin ich da einfach empfindlicher als ein Ex-Terrorist.

Eine dritte Möglichkeit, Ihren Slogan zu deuten, ergäbe sich, wenn man das Leerzeichen zwischen „KLAR“ und „MACHEN“ einfach löschte. „EUROPA KLARMACHEN“: Ja, das wäre semantisch eine verständliche Ansage. Wir haben zwar früher immer nur „Alte klargemacht“ (zwinker), aber Ihnen als Partei gelingt das sicherlich auch mit der alten Dame Europa. Sie haben da ja ganz andere Mittel.

Wie auch immer: War es das eventuell, was Sie uns sagen wollten mit Ihrem Parteitagsslogan?

Klären Sie mich doch bitte auf. Vielleicht lagert tief darin versteckt ja ein überzeugendes Argument, Sie zu wählen.

Vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen,
Matt

Foto: www.gruene.de



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14 Januar 2009

Kungelchamp

Morgens erhielt ich eine Spammail mit dem verblüffenden Betreff: „So Billig Wie Noch Nie - Teure Uhren“. Eine Suchabfrage, die heute auf meine Seite führte, hieß: „iche will gehen hamburg nah stockholm mit u-bahn“.

Und die neue Band Bakkushan, von der wir alle bestimmt noch viel hören werden, begrüßte uns Montagabend im Knust mit den Worten: „Seid ihr mit uns?“

Ja, ja, jeder darf furzfröhlich rumrumpeln mit der Sprache, nur ich muss mir eine hübsche Idee verkneifen, die mir beim Fernsehgucken kam.

Denn gar zu gern schriebe ich jetzt und sofort, Nico Schwanz sei der Kungelchamp vom Dschungelcamp, doch dazu müsste der kreuzbrave Thüringer Friseur auch endlich mal damit anfangen, Intrigen zu spinnen.

Dem ist nicht so. Deshalb muss ich diesen weltmeisterlichen Wortdreher in der Schublade lassen, und kein Mensch wird je davon erfahren.

Foto: RTL/Stefan Gregorowius


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30 Dezember 2008

Auf dem Fleischklopsflughafen

Zu Besuch auf dem neugestalteten Flughafen in Fuhlsbüttel, wo man neuerdings auch mit der S-Bahn hinkommt. Eine Errungenschaft übrigens, die andere deutsche Städte schon seit einem halben Jahrhundert vorweisen können.

Die S-Bahnstation heißt merkwürdigerweise „Hamburg Airport (Flughafen)“. Also nicht „Flughafen“ und dann in Klammern „(Airport)“, sondern genau umgekehrt. Sigmund Freud könnte sicherlich erklären, was für ein Monster von Minderwertigkeitskomplex darin versteckt liegt, ich kann es nicht.

Das in der Abfertigungshalle ausliegende Magazin trägt den Namen „ham.airport“, übersetzt also ungefähr „Fleischklopsflughafen“. Das soll wohl subtil anspielen auf die trotz der himmelsstrebenden Verkehrstechnik überhaupt nicht abgehobene kulinarische Kost, die hier angeboten wird.

Am Rand der Halle haben Leihwagenfirmen ihre Filialen. Der Arbeitsplatz von Sixt wird vollorange beflutet und wirkt mit hoher Sicherheit bewusstseinsverändernd, wie Ms. Columbo schaudernd feststellt.


Direkt gegenüber residiert Europcar in konkurrierendem Giftgrün; für Angestellte, die dort nach einem Achtstundentag raustaumeln, schimmert die Restwelt mit Sicherheit in komplementärem Rot. Bis auf echtes Rot natürlich, das dadurch schwarz aussieht – ein Effekt, der jener Gruppe von Europcarrieristen entgegenkommt, die nach Feierabend als Serienmörder Entspannung suchen, aber kein Blut sehen können.

Wüsste übrigens gern, ob ein Sixtmann mit einer Europcarfrau (oder andersrum) glücklich werden könnte und welche Tapetenfarbe bei ihnen im gemeinsamen Wohnzimmer hinge. Erfahrungsberichte gern in den Kommentaren.


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24 August 2008

Besserwissermodus: an

Alles wirbt zurzeit mit Olympia und Sport, auch die „PSD Bank Nord eG“, von der ich bisher noch nie gehört hatte. Seit heute aber schon, denn sie pflasterte mit einer ganzen Serie von kleinen rechteckigen Eckwerbungen die Mopo.

Darin will uns die PSD Bank mit Sportfakten wie diesen beeindrucken:



Auf der Seite gegenüber landet sie dann unvermittelt bei eigenen Höchstleistungen:




Das eine soll also die Glaubwürdigkeit des anderen untermauern. Dazu aber wäre es nützlich gewesen, wenn Bob Beamon wirklich den Weltrekord im Weitsprung hielte. Doch Beamon wurde bereits im letzten Jahrtausend von Mike Powell entthront; am 30. August 1991, ich habe den Sprung persönlich gesehen, im Fernsehen.

Bei der PSD Bank Nord eG ist das aber noch nicht angekommen. Und deshalb – weil sie mit einem falschen Beamon ihre Angebote beglaubigen will – zweifle ich automatisch auch an ihrer „Top-Guthaben-Verzinsung“. Ja, ich bin so einfach gestrickt.

Am Ende jedes dieser Werbekästchen steht dann auch noch ein völlig dämlackiger Satz: „WISSEN WAS SINN MACHT“. Er enthält nicht nur zwei Interpunktionsfehler, sondern auch einen Deppenanglizismus, der Brechreiz verursacht. Und wer soll bloß einer Bank sein Geld anvertrauen, die Quatsch erzählt, keine Kommas kann und uns den Magen umdreht?

Wie man sieht, ist heute sonst nichts Wichtiges passiert. Besserwissermodus: aus.

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27 Juli 2008

Ich sehe black

Man neigt ja schnell zum Glauben, heute sei alles schlechter als – sagen wir – gestern. Aber nein: Auch gestern war alles schlecht.

Und vorvorgestern erst! So wurde etwa der Volkssänger Freddy Quinn bereits 1965 zum verdienten Avantgardisten des Denglisch, indem er die B-Seite seiner Single „Abschied vom Meer“ mit dem kühn betitelten Lied „So schnell sieht ein Seemann nicht black“ bepackte.

Niemals hätte ich von dieser Pionierleistung erfahren, wäre ich nicht heute auf dem Schlachthofflohmarkt über genau diese Platte gestolpert. Meinem dank der mörderischen Hitze eh in wesentlichen Grundfunktionen eingeschränkten Hirn gab der blacksehende Seemann den Rest. Ich vergaß sogar, das Beweisstück für die oben genannte These, auch gestern sei alles schlecht gewesen, zu erwerben.

Kurioserweise singt mir gerade in dieser Sekunde, als ich „black…“ schreibe, der Soundtrackkomponist Don Julian „my skin is BLACK“ ins Ohr.

Ein verkorkster Tag. Ich glaube, ich mach jetzt das Licht black und geh schlafen.


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21 Juli 2008

Fundstücke (38): Sonderausgabe Wolfsburg



Ins immer skurrilere Sortiment der „Zum Gehen“-Produkte reiht sich dank Wolfsburg nun auch eine komplette Apotheke ein. Die Tasche zum Abtransport muss freilich noch erfunden werden. Sofern sich die „To go“-Botschaft aber auf Sachen beziehen soll, die eine Apotheke gemeinhin anbietet, also Medikamente, stellt sich die Frage: Konnte man die nicht dort schon immer mitnehmen, statt etwa das Abführmittel direkt vorm Tresen konsumieren zu müssen?




Nur wenige Meter weiter offeriert ein chinesischer Imbiss die kulinarische Rarität des Jahres: afrikanische Nudeln. Erst beim zweiten Lesen erschließt sich allmählich, was Herr Dumm-Li wohl gemeint haben könnte.




Weniger sprachlich schlingernd als ausgesprochen herzlos wirkt hingegen das Gesuch des Juweliers Kampe, ebenfalls ansässig in der Porschestraße. Wahrscheinlich ist das heute anders, aber um 1943 hätte er sich vor Angeboten kaum retten können.



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