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Die Rückseite der Reeperbahn

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Mein Foto
Name: Matthias Wagner
Standort: Hamburg, Germany

Schreiberling




13 Februar 2010

Lecker: gebackene Kortaffel



Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten:

a) Der Kumpirbräter bat den Schildermaler per schriftlicher Vorlage, „Baked Patoto“ aufs Schild zu pinseln, und der Schildermaler dachte, kein Problem, Kunde, du bist König, und malte schweigend wie bestellt.

Oder …

b) … der Schildermaler verschrieb sich versehentlich, doch der Kunde – eher des Kumpirbratens als des Englischen mächtig – merkte zum Glück nichts, und jetzt ist der Fauxpas längst verjährt.

Wie auch immer: Das Ergebnis ist …

a) … am Grindelhof 8 verewigt und
b) einem wintertagversüßenden Schmunzeln recht dienlich.


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11 Februar 2010

Die Lachse des Guten



Seit unzähligen Jahren essen wir jeden Samstagabend mit Estragon und Zitronengras verfeinertes Lachsfilet an mit Safran aromatisiertem Basmatireis plus Brokkoli. Dazu gibt es stets eine trockene Rieslingspätlese von der Mosel, manchmal auch vom Mittelrhein.


Wenn wir Dinnerdebütanten zu Gast haben, servieren wir dieses Gericht ebenfalls, weil es niemanden auf der ganzen weiten Welt gibt, der es besser hinkriegt als wir, auch Mälzer oder Rach nicht.


Und warum erzähle ich das alles so sinn- und pointenlos? Aus einem einzigen Grund: Weil mir sonst nichts Besseres einfiel, um den spontan kreierten Kalauer in der Überschrift zu rechtfertigen.


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09 Februar 2010

Dräns west

Wenn wir uns in der U3 der Haltestelle Sternschanze nähern, ertönt stets die Bandansage einer sonoren Herrenstimme, die sich liebevoll um englischsprachige Passagiere kümmert.

Natürlich: Das hier ist ja auch Hamburg, das Tor zur Welt. Die sonore Herrenstimme sagt:

„Plies tschäinsch hier for echsebischen holl änd dräns west.“

Sehr lange Zeit habe ich mich gefragt, was die Stimme wohl mit „Trance West“ meinen könnte. Klar, ich kenne Trance als einen modernen Tanzstil, aber was hat das mit der Messe um die Ecke zu tun? Und warum muss es ausgerechnet die westliche Variante des Trance sein? Seine kulturellen Ursprünge scheinen mir doch eher im Osten zu liegen oder in Afrika.

Nein, das ergab alles keinen Sinn. Oder meinte der sonore Herr vielleicht so etwas wie einen „Transvest“iten? Immerhin liegt die Sternschanze in unmittelbarer Kieznähe; so abwegig wäre letztere Variante also nicht. Doch um mich semantisch restlos zu überzeugen, hätte der Satz irgendwie anders gestrickt sein müssen.

Monate-, möglicherweise jahrelang blieb der Sternschanzensatz für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Ich fühlte mich ein wenig wie jener Mensch, der aus dem Refrain von Bob Dylans größtem Hit immer ein rührendes Freundschaftsbekenntnis für Ameisen herausgehört hatte („… the ants are my friends …“)

Jedenfalls hörte ich immer nur „änd dräns west“, mein Hirn ließ sich davon nicht mehr abbringen. Und Ms. Columbo ging es beruhigenderweise ganz genauso.

Doch dann eines Tages (der noch gar nicht fern ist) legte jemand einen Synapsenschalter um, und plötzlich war die Sache glasklar. Die sonore Herrenstimme sprach von „entrance west“ – Westeingang! Alles fügte sich, der Satz ergab einen Sinn, die Welt fiel zurück in ihre Angeln, Naturgesetze galten wieder.

Seither fahre ich viel unneurotischer U-Bahn – was sich aber bald wieder ändern könnte, denn ich stelle gerade fest, dass sich die Mopo bereits des Dräns-west-Problems angenommen hatte.

Diesen Eintrag lösche ich trotzdem nicht mehr, so.


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20 Januar 2010

Die hausgemachte Biowaffe

Der Mensch ist in seinem eigenen Körper in der Minderheit, und auf jedem beliebigen Handy siedeln mehr Bakterien als auf einer Klobrille.

Dieses Partywissen fällt mir aus irgendeinem Grund wieder ein, als ich die Lesebrille des Franken auf seinem Schreibtisch herumliegen sehe. Denn auf ihren Gläsern schimmert flächendeckend ein unsagbarer Schmier.

Schabte man ihn ab, so ließe sich damit eine Biowaffe bestücken, die – einmal hochgehalten – Ahmadinedschad sofort zum Abrüsten zwänge. Und Kim Yong-il gleich mit.

Die Welt muss dem Franken dauerhaft vernebelt vorkommen, wie hinter Milchglas. „Ich kann das nicht lesen!“, hört man ihn zehnmal am Tag barmen, doch ein Brillenputztuch, welches sein Problem schlagartig behöbe, weigert er sich einzusetzen.

Ich könnte natürlich ungefragt meines zücken und seine Brille säubern, doch danach müsste man es in der Asse endlagern, und die wird ja gerade geräumt.

Was ich heute aber eigentlich sagen wollte, ist etwas ganz anderes, nämlich: Treffsichere Rubrizierungen zu finden ist manchmal gar nicht so einfach. Es bezieht sich auf das bei web.de entdeckte „Event“, das oben dokumentiert ist.

Mit diesem gewagten Themenmix und dem hirnrissigen Schlenker am Ende ist die just herrschende Ereignisarmut hier auf dem Kiez hoffentlich beweiskräftig nachgewiesen.


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06 Januar 2010

Fundstücke (63): Lose Zusammengekehrtes

1. Im Mercado, Ottensen: Bei Bürobedarf Jürgensen liegt eine tote Maus zwischen den Regalen. Beim Nudelitaliener hingegen wieseln ihre Artgenossen den Angestellten fröhlich zwischen den Beinen rum. Papier ist anscheinend weniger nahrhaft als Pasta.

2. Meine berüchtigte Sammlung ekliger Bandnamen habe ich in der Vergangenheit aus Pietät über mehrere Einträge verstreut (nämlich hier, hier, hier und hier). Heute gibt es mal wieder Nachschub. Zuletzt nämlich kamen mir folgende absolut ekelerregende Bandnamen unter: „Feuerschwanz“, „Knochenfabrik“, „Casanovas Schwule Seite“, „Angeschissen“, „Blumen am Arsch der Hölle“ sowie „Oma Hans“. Der Musikantentruppe „Kommando Sonne-Nmilch“ (sic!) habe ich hingegen die Aufnahme in die Liste verwehrt. Nicht eklig genug.

3. Flohmarktdialog. Kundin (irritiert, mit vorwurfsvollem Unterton): „Darf man hier denn rauchen?“ Händler (rauchend): „Weiß ich nicht. Ich rauche. Nicht so viel fragen – machen.“

4. Segals Gesetz besagt: „Ein Mensch mit einer Uhr weiß, wie spät es ist. Ein Mensch mit zwei Uhren ist sich nie ganz sicher.“ Mir ist der mit den zwei Uhren näher – obwohl ich keine einzige besitze.


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09 Dezember 2009

Ikea spart an allem



Diesen tautologischen Slogan von Ikea, den wir am S-Bahnhof Billwerder-Moorfleet entdeckten, hat die gewiefte Werbeagentur erst einmal ohne zwei nötige Kommas ausgeliefert. Wahrscheinlich hat sie die Satzzeichen als Pfand zurückbehalten, bis Ikea die Rechnung bezahlt.

Oder es handelt sich um gewollte Selbstironie; vielleicht will Ikea damit augenzwinkernd anspielen auf die beim Zubehör seiner Möbel oftmals fehlende eine Schraube (mindestens).

Dann freilich nähme ich alles zurück.


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05 Dezember 2009

Fundstücke (62): Lose Zusammengekehrtes

Neulich bewarb sich ein freier Autor bei mir. Seine Fähigkeiten als Sprachästhet versuchte er per Mail mit folgendem Wortquas herauszustellen:

„Hiermit generiere ich Ihnen Abdruckrechte zur Berichterstattung meines Interviews.“

Das war natürlich zum Davonlaufen (Beispielfoto, mit den Beinen von Ms. Columbo), und eigentlich sollte in einem solchen Fall die goldene Regel gelten: Nicht mal ignorieren. Das tat ich dann auch.

Ungefähr am gleichen Tag beteiligte sich eine weitere Combo am so berüchtigten wie bockelharten Wettbewerb um den ekligsten Bandnamen der Welt. Sie hofft auf eine Weltkarriere mit dem Einfall The toten Crackhuren Im Kofferraum. Die Chancen sind m. E. eher gemischt.

Dazu passt ein ganz bisschen ein Flohmarktdialog, den ich unlängst auf dem Schlachthofgelände genießen durfte.

Händler: „Wie kann ich Ihnen helfen?“

Kunde (vergnügt): „Mir ist nicht mehr zu helfen. Sagt meine Frau.“

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02 Dezember 2009

Schtand licht hat viele Vorteile



Der Fahrradladen meines bedingungslosen Vertrauens kam hier im Blog schon mal vor, und zwar auf etwas delikate Weise.

Nach einem mehrmonatigen Interimsdomizil in der Clemens-Schultz-Straße ist er vor einiger Zeit wieder zurückgezogen in sein Stammhaus in der Talstraße, und ebendort wurde ich heute
mal wieder erzwungenermaßen und dennoch freudig vorstellig. Nach meinem dilettantischen Versuch nämlich, die hintere Lampe zu reparieren, ging nun auch die vordere nicht mehr. Irgendetwas Rumpeldummes hatte ich mit den Kabeln angestellt, mir passiert so was immer.

Eine komplett defekte Belichtungsanlage ist dummerweise ein Manko, welches die Hamburger Polizei derzeit mit einer Gnadenlosigkeit verfolgt, die an die damalige Fahndung nach Albaner-Willi erinnert. Deshalb musste ich in den Fahrradladen.

Als ich dort meinen Anteil am Problem beschönigungslos geschildert hatte, kümmerte sich sogleich der Chef um mich. Er ist ein kleiner gedrungener Mann mit gemütlicher Frontwölbung, der stets schüchtern lächelt und so eine grundsympathische Melancholie verströmt. Da die augenblicklich in Angriff genommene Reparatur etwas länger dauerte, konnte ich mich umsehen.

Erstmals in meiner langen Karriere als Ladenbesucher nahm ich die Ausstattungsmerkmale der Fahrräder auf den angehefteten gelben Zetteln in Augenschein. Ein hochinteressantes Studienobjekt. Sie sind per Hand beschriftet, wahrscheinlich vom Chef persönlich.

Da gibt es zum Beispiel ein „Renrad“ mit beeindruckender „Rahmen grose“. Viele Modelle verfügen lobenswerterweise über eine „Rücktred Brems“, was ich aus Sicherheitsgründen unterstützenswert finde.

Und hätte ich just ein paar Euro mehr zur Hand gehabt, wäre es gewiss eine Überlegung wert gewesen, Ms. Columbos allzu schmalen Fahrzeugpark um das ausgelobte Damenrad mit „schtand licht“ und „und plad bare Reifen“ zu erweitern. Zumal es über „3 gönge“ verfügte, wenn auch nicht über „Bremz scheiben“.

Inzwischen war Cheffe fertig, er hatte meinem Fahrrad hinten ein „schtand licht“ montiert. „Mit LED“, sagte er stolz und melancholisch, „die lade auf, wenn trede. Un brenne weider an Ampel.“

Genauso muss es sein. Hoffentlich geht bald wieder was kaputt an meinem Rad.


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19 November 2009

Ohne Worte (63): Kreative Interpunktion



Entdeckt in Passau.



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17 November 2009

Heute gehen wir den Dingen mal auf den Grund

Wahrscheinlich gibt es kaum jemanden unter uns, der in den vergangenen Tagen nicht mit einem panischen Kettenbrief behelligt wurde, der praktisch allen gegen Schweinegrippe Geimpften – also auch mir – ein künftiges Siechtum dank Golfkriegssyndrom prophezeiht.

Man fragt sich natürlich schon, was intelligente junge Menschen dazu bringt, sich ungeprüft zum Büttel einer anscheindend paranoiden Ärztin zu machen, die seit Jahren die Welt nervt mit Antiimpfmails und die sogar die Existenz des HI-Virus abstreitet.

Warum verbreiten so viele Leute – darunter auch diverse aus meinem Bekanntenkreis – eine Mail mit Horrorzahlen, ohne vorher auch nur ansatzweise nachzurecherchieren? Offensichtlich ist der Reiz, jedweden abstrusen Grusel glauben zu wollen, größer als das natürliche Bedürfnis der Ratio, seltsam scheinenden Dingen auf den Grund zu gehen.

Ich neige manchmal zum anderen Extrem. Unlängst etwa schrieb mir eine Dame vom Spiegel, und deren Name las sich, als hätte man die Buchstaben eines anderen Namens in einen Würfelbecher gekippt und den dann kräftig geschüttelt: Die Gute heißt Gartred Alfeis.

Das schrie geradezu nach einer amtlichen Anagrammierung, also nahm ich den Wörterwürfelbecher, schüttelte und rüttelte, und das erste und naheliegendste neue Wort, das sich wundersam herausbildete, war ein Männername: Alfred Trageis.

Im Lauf einer höchst spaßigen Viertelstunde offenbarte die gute Gartred auch so hübsche Sachen wie „saftiger Adler“, „Strafgeldarie“, „fader Lagerist“ oder das ökologisch unbedenkliche „radelt gasfrei“. Man darf allerdings auch den unheimlichen und an Hannibal Lecter gemahnenden Komparativ „Alfred ist garer!“ keinesfalls verschweigen.

Manchmal macht es halt einfach Spaß, den Dingen auf den Grund zu gehen. Gerade als Geimpfter
.

PS: Das heutige Foto zeigt übrigens keinesfalls Australien, sondern eine kunstvoll unrenovierte Wand im Restaurant Bullerei.


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15 November 2009

Die ökoorthografische Katastrophe

Am Hafen, gegenüber vom alten Elbtunnel (Foto), sah ich heute ein Graffito, welches bereits beim ersten Lesen die Dicke des Brettes vorm Kopf seines Verfassers unmittelbar verdeutlichte. Dort stand nämlich:

„25 MRD RAUS FÜR'N UMWELTSCHUTZ ODER BERLIN BRENNT!“

Das erinnert in seiner hirnrissigen Paradoxie an Abtreibungsgegner, die Ärzte umbringen. Beim Brennen, lieber unbekannter Synapsenmissbraucher, entstehen nämlich umweltschädliche Gase in beträchtlicher Menge – selbstverständlich auch und sogar gerade dann, wenn Berlin brennt, eine Stadt von immerhin fast 900 Quadratkilometern Fläche.

Pi mal Daumen genauso schlimm wie dein argumentativer Schuss ins eigene Knie ist jedoch nicht das fehlende Komma vor „oder“, sondern auf jeden Fall der Deppenapostroph in „FÜR’N“. Kurz: Gesamtaussage inklusive Orthografie bedürfen einer dringenden Überarbeitung.

Morgen schau ich mal vorbei und checke das Ergebnis.

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08 September 2009

Die Uhr geht, und die Gurké



Von
: Matt
Betreff: Die Uhr geht, und die Gurké
Datum: 8. September 2009 00:21:57 MESZ
An: v?@hamburg-altona.intercityhotel.de

Liebes „InterCityHotel“ am Paul-Nevermann-Platz,

jeden Morgen komme ich so gegen 9:20 Uhr an dir vorbei, und jeden Morgen steht deine Uhr verlässlich auf drei Minuten nach halb 11. Das ist falsch, doch gleichwohl schon sehr, sehr lange so; ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich von Jahren spreche.

Jedesmal, wenn ich an der Fußgängerampel stehe und den stoischen immergleichen Zeigerstand deiner Uhr sehe, „InterCityHotel“, dann durchzuckt mich der kleine Blitz eines sanften Schreckens, doch inzwischen habe ich Routine beim augenblicklichen Selbstberuhigen und weiß praktisch in der gleichen Sekunde, wenn ich deine Uhr sehe, dass ich doch nicht verschlafen habe.

Allerdings wäre es mir dennoch erheblich lieber, könnte ich an deiner Uhr schlicht und einfach das tun, was sie der Umgebung rund um den Bahnhof Altona tagein, tagaus in stoischer Gleichmut signalisiert: die Zeit ablesen.

Doch das geht nicht, denn sie steht ja. Hast du, liebes „InterCityHotel“ am Paul-Nevermann-Platz, eigentlich schon mal darüber nachgedacht, dass man denken könnte oder gar sollte, wo draußen die Uhr nicht geht, würden drinnen eventuell auch die Betten nicht gemacht, die Toiletten nicht geputzt und die Bratenreste von gestern zum Gammelgulasch von heute?

Da denk bitte mal drüber nach,
„InterCityHotel“. Und dann bring endlich deine Uhr zum Laufen, verdammt noch mal.

Mit hoffnungsvollsten Grüßen
Matt

PS: Bei der Gelegenheit könntest du eigentlich auch gleich deine beiden hässlichen Binnenmajuskeln („InterCityHotel“) entsorgen, aber das entscheidet wahrscheinlich mal wieder irgendeine Zentrale, ich weiß. Trotzdem.


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07 September 2009

Fragen, die die Welt (nicht) braucht


Zu den quälendsten Fragen gehören zurzeit diese: Wie konnte die Menschheit 200.000 Jahre lang ohne Nasenhaarschneider auskommen? Und wie schafft der Franke das bis heute?

Auch das Baby am Wochenende im Gemüseladen warf Fragen auf: Es starrte bewegungslos schräg an die Decke, ohne je zu blinzeln. Gleichwohl handelte es sich in der Tat um ein Baby und keine Puppe; es nuckelte nämlich versonnen an Papas Zeigefinger. Hoffentlich hat der Mann routinemäßig Augentropfen dabei.

Als wir heute durch Winterhude zockelten, fiel uns ein Friseurladen namens „Sculp Cut“ auf, und auch das ist fragwürdig. Die Gefühle, mit denen Leute, die noch über Haare verfügen (also nicht ich), diesen Laden betreten, dürften als „gemischt“ nur unzureichend beschrieben sein. Alle düsteren Befürchtungen, die der Name „Sculp Cut“ erzeugt, werden zudem durch das an der Hauswand angebrachte überdimensionale Symbol nicht gemindert: eine Schere.

Warum tut ein Friseur so was? Und hat er einen tadellosen Nasenhaarschneider in Gebrauch?

Wenn ja, dann schicke ich den Franken vorbei, trotz allem.



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16 August 2009

Was in Künstlerinterviews wirklich gesagt wird

„Kann natürlich auch sein, dass einige Leute sagen, das geht zu weit, weil, mich interessiert überhaupt nicht, was er über seine Oma denkt, weißt du, aber es gibt genauso die anderen Leute, wenn ich jetzt Lieder mache, wie ich sie immer gemacht habe, einfach mit nem fetten Beat such, gute Reime such, und dann ist einfach n toller Flow und jetzt aber nich so, dann gibt’s eben auch die Leute, die sagen so, das is bestimmt gut für das, was er macht, aber toucht mich überhaupt nicht, und deshalb, das muss man immer für sich abschätzen, was man jetzt gerade machen will und welche Leute man womit erreichen will und jetzt gerade, das Feedback was ich krieg, eben dadurch, dass die Leute eben dann nich sagen: oah, das war jetzt ein fetter Beat, weißt du, und Kritik kam jetzt eh gar nicht die letzten Tage, keiner hat jetzt wirklich was zu kritisieren, und alle sagen mir so, ja, meine Oma, das war ja so, und weißt du, und fangen dann an zu reflektieren über ihr eigenes Leben, und das ist ja letztendlich, was ich auslösen will.“

(Authentischer Teil eines Interviews mit einem bekannten deutschen Rapper.
Um wen es sich handelt, wird hier verschwiegen. A
us humanitären Gründen.)

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15 August 2009

Da lacht der Lachs



Einst, als ich erstmals über Freddy, den Hähnchenhöker, bloggte, hatte ich die sehenswerte Speisekarte über der Friteuse leider links hängen lassen.

Dabei gibt es dort viel zu entdecken, zum Beispiel ein drolliges „Seelachfilet“. Doch man kann bei Freddy auch einen „Chef Salatmitschinkenkaseundei“ kaufen, ebenso wie „Kraut Salat“ oder „Matjes mit Zwibeln“.

Besonders auffällig: das topausgestattete Geflügelgericht „Pute mit Pute“. Zweifellos will Freddy damit subtil anspielen auf die kleinen Tricks der Lebensmittelindustrie, wo ja oftmals Schwein und Sein nicht deckungsgleich sind.

All diese Köstlichkeiten ringen u. a. mit einem „Linseneitopf“ hart um unsere Gunst. Doch für was man sich auch entscheidet: Dazu passt garantiert Freddys vorzügliches „Bier auser haus“.

Gleichwohl nehme ich wie immer das Hähnchen mit Pommes Frites, ich konservativer alter Sack.


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10 August 2009

Zeitenwechsel



Unzählige Moslems regen sich gerade schrecklich auf über eine Zeile im Vereinslied von Schalke 04, die 46 Jahre lang unbeanstandet geblieben war. Darin heißt es:

„Mohammed war ein Prophet
der vom Fussballspielen nichts versteht.”

Ganz abgesehen von der schwierigen Beweislage ist der Vers in der Tat höchst skandalös, da bin ich entschieden auf Seiten der Aufständischen.

Denn er wechselt auf beschämende Weise mittendrin den grammatischen Tempus, nur damit sich alles reimt. Und das geht gar nicht.


Verbieten!

PS: Das Foto passt überhaupt nicht und repräsentiert die Wetterlage heute überm Millerntorgebäude, bevor das gewaltige Gewitter losging, das bestimmt bald auch auf die lausigen Revierdichter von Schalke 04 niederprasseln wird.

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26 Juli 2009

Lady Gagas fäkales Versagen

Mit ihrem atemberaubenden Hintern könnte das neue Popwunder Lady Gaga sofort im Dollhouse anfangen. Leider kam ich heute Abend im Stadtpark nicht nah genug ran, um das niveauvoller zu verifizieren (nur 3-fach-Zoom).

Auch verbal drehte sich bei der Frau aus New York viel um besagte Körperregion – vor allem um das, was bisweilen dort zutage tritt. Wie viele andere englischsprachige Künstler versuchte auch Lady Gaga, sich mit radegebrochener Fäkalsprache bei uns einzuschmeicheln.

Zunehmend vergnügt rief sie also lauthals „Scheise!“. Allerdings tat sie das mit stimmhaftem s, wie in „Reise“.

Warum bringen Management, Labels und PR-Berater ihren Künstlern eigentlich nicht die korrekte Aussprache dieses beliebten Terminus bei? Sie errängen noch ganz andere Erfolge bei uns dem Fäkalen sehr zugeneigten Deutschen, sprächen sie es mit scharfem s aus.

Zumal nicht einmal anatomische Gründe dagegen sprächen. Denn auch Amerikaner wie Lady Gaga kennen diesen Zungenlaut von Wörtern wie „science“, die sie gewöhnlich unfallfrei bewältigen, also schafften sie das gewiss auch bei „Scheiße“, so ihnen nur irgendjemand das mal ordentlich verklickerte und vorspräche.

Doch wahrscheinlich wagt es keiner aus der Lakaienschar, den Star zu korrigieren. Falls du
also hier mitliest, Lady Gaga: Das s in „Scheiße“ wird so scharf ausgesprochen wie dein Hintern aussieht.

Und wenn es bei dir mal nicht mehr so läuft mit der Musik (was ich nicht glaube, denn du wirst so groß werden wie Madonna, garantiert), dann stelle ich gern den Kontakt zum Dollhouse her.


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25 Juli 2009

Find den Anglizismus

Normalerweise hört man so was nur von Nostalgikern, die schon in Woodstock dabei waren oder wenigstens in Roskilde ’96:

Dass es an jenem legendären Tag ununterbrochen Katzen und Hunde geregnet habe und dann plötzlich – pünktlich zum ersten Riff der legendären Band XY – die Wolken aufrissen und die Sonne sich verzückt den Auftritt anguckte, bis sie wegen Dienstschluss unterging.

Nun, in Hamburg regnete es vorgestern ununterbrochen Katzen und Hunde, und dann plötzlich – pünktlich zum ersten Riff des legendären Carlos Santana – rissen überm Stadtpark die Wolken auf, und die Sonne schaute sich verzückt den Auftritt an, bis sie wegen Dienstschluss unterging.

Das Wetter nahm ich daher genauso persönlich wie den Auftritt Santanas. Alleine sein Zugabenset hatte genug Energie, um an Silvester eine sibirische Kleinstadt zu beheizen, und mit seinen rattenscharfen Bläsersätzen hätte man Carpaccio schneiden können.

Dass er „Samba Pa Ti“ nicht spielte, war allerdings sehr schade – eine Kritik, die man normalerweise nur von Nostalgikern hört, schon klar.

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20 Juli 2009

Ein paar Kilo Sale, bitte

Im Moment gibt es überall spottbillig Sale zu kaufen. 30, 40, 50 Prozent Nachlass auf Sale sind keine Seltenheit, heute sah ich sogar ein Schild, das 70 Prozent Ermäßigung auf Sale ausrief.

Irgendwo scheint eine gewaltige Überproduktion des Produktes aufgelaufen zu sein. Offenbar hat man mit erheblich höheren Absatzmengen von Sale kalkuliert, und jetzt sitzt der deutsche Einzelhandel auf einem Saleberg, der höher ist, als es der EU-Butterberg je war.

Die Läger platzen schier vor lauter Sale, jetzt muss es raus, unter allen Umständen, und sei es zum Ramschpreis.

Erstaunlich, wie viele Läden – vor allem aus der Kleiderbranche – sich anscheinend monatelang über Gebühr mit Sale eingedeckt haben: Esprit, C&A, Zara, Karstadt, alle sind sie dabei, sogar Zegna und Armani haben auf einmal zu viel Sale auf Halde und bieten es jetzt an wie Schimmelbrot.

Wo war bloß Ihre kaufmännische Weitsicht, meine Damen und Herren Modehausbetreiber? Hm?

Na ja, egal, jetzt profitieren wir schließlich alle vom Preisverfall bei Sale, und sogar ich habe schon überlegt, ob ich mir bei den derzeitigen Dumpingpreisen ein paar Kilo davon zulegen soll.

Doch ich bin unsicher, ob ich Sale überhaupt gebrauchen kann. Ehrlich gesagt weiß ich nicht mal, wozu Sale überhaupt gut ist.

Aber bitte nicht weitersagen, das wäre echt ein bisschen blamabel.



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14 Juli 2009

Mattophobie ist heilbar



In praktisch jedem zweiten Marburger Fachwerkhaus – und es gibt SEHR vele davon in der Oberstadt – befindet sich eine psychotherapeutische Praxis.

Es muss heutzutage eine verheerende Wirkung aufs Gemüt haben, in Marburg zu studieren. Einst, als Ms. Columbo und ich hier unser Unwesen trieben, war das noch nicht so. Vielleicht gab es damals einfach die besseren Partys – oder Themengebiete, die eher geeignet waren, die mentale Gesundheit zu erhalten.

Ein Bekannter aus alten Marburger Tagen etwa forschte über die Kulturgeschichte des Verkehrsunfalls, was ihn allabendlich froh und glücklich nach Hause zurückkehren ließ. Seine Frau hingegen tüftelte lange an einer bahnbrechenden Arbeit über Intimbehaarung im asiatischen Raum, doch irgendwann brach sie das Unterfangen ab – wahrscheinlich nachdem die Totalrasur auch in Japan und Indonesien eine … ähem … Schneise der Verwüstung hinterlassen hatte.

Bei unserer nostalgischen Tour durch die Stadt, die wir gemeinsam vor 14 Jahren gen Hamburg verließen, stoßen wir übrigens auf eine frappierende, ja geradezu erschreckende Häufung just stattgefundener Abschiedsvorlesungen von Professoren, bei denen ich einst studiert hatte.

Ob Heller, Deppe oder Berg-Schlosser: Es scheint fast so, als hätten all diese großen Köpfe die Alma Mater fluchtartig verlassen im Vorfeld meiner Rückkehr, statt einfach eine der vielen psychotherapeutischen Praxen in der Oberstadt aufzusuchen und ihre Mattophobie professionell behandeln zu lassen. Aber vielleicht überschätzte ich auch einfach meine Bedeutung.

Die Parolen (Foto) in der Philosophischen Fakultät sind übrigens noch pointierter als zu meiner Zeit, dafür leiden sie an einem wirkungsdämpfenden Pleonasmus.


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10 Juli 2009

Von Hunden, Bullen und Schweinen

Natürlich gehört diese Meldung aus dem Klatsch-und-Tratsch-Bereich von web.de zu jenen, die wir liebend gern zu verpassen das Vergnügen gehabt hätten.

Gleichwohl muss ich als gescheiterter Lyriker dem gestochen scharfen Vers „Sarah Connors Hund/tötet zwei Kaninchen“ Respekt zollen.

Sein konsequent trochäischer Stechschritt klatscht einem nämlich rhythmisch an den Kopf wie die Springerstiefel eines Eutiner Polizisten, wenn man zur falschen Zeit im Jolly Roger Astra trinkt.

Und so habe ich sogar von Sarah Connors Töle den Bogen zum Kiez schlagen können, aber wahrscheinlich guckt mal wieder kein Schwein.


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09 Juli 2009

Hier wächst zusammen, was nicht zusammengehört

Bisher hatte ich zum Mobilfunkanbieter Vodafone gar keine Meinung. Ja, ich wusste nicht mal, ob und wie peinlich die Firma ist. Seit heute ist das anders: Denn ich habe ihren neuen Werbespot gesehen.

Er verhunzt einen meiner fünf ewigen Lieblingssongs, nämlich David Bowies „Heroes“, und allein das wäre schon ein Killergrund, eher die klassische no go area T-Mobile zu entern, als sich je in die Hände von Vodafone zu begeben.

Doch hinzu kommt noch ein Begleitsalbadern von seltener Schmerzbefreitheit. Verantwortlich dafür ist Vodafone-Marketingchef Gregor Gründgens.

„Vodafone gibt dir die Kraft, das Beste aus deinen Möglichkeiten zu machen, die dir das Leben bietet“, raunt er, als rede er von Gott oder wenigstens LSD, aber er meint nur Funkwellen. Und dann sagt er auch noch: „Wir haben den muscle, um Dinge zu bewegen.“


Er sagt wirklich „muscle“, man kann es überall nachlesen.

Doch nun zu etwas komplett anderem, nämlich Ernst Kahl. Der Dichter, Sänger, Maler, Zeichner, Songwriter, Drehbuchautor, Schauspieler, Gitarrist, Nichtautofahrer und Bahnhofsrenovierer hat – wie mir heute mal wieder bewusst wurde, als mir ein älterer Brief von ihm in die Hände fiel – die feinfedrigste Handschrift auf der ganzen Welt, und ich hätte diese spontane Eloge auch sofort auf 140 Zeichen vertwittert, wenn ich dafür nicht mehrere von Kahls Berufungen hätte weglassen müssen.

Man könnte sogar sagen, Ernst Kahl hat neben der schönsten Handschrift der Welt auch den muscle, Dinge zu bewegen – zum Beispiel ein Handy in die Mülltonne.

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06 Juli 2009

Auf Tomatenjagd

Wir stehen noch unterm Eindruck der Hummertapete im Kieler Maritimhotel, als uns bei einem Spaziergang durch die Altstadt dämmert: Das war noch gar nichts.

Denn auf nur zehn Metern Strecke entfaltet sich ein komprimiertes Horrorszenario; es ist sozusagen der Eingang in den Hades: erst eine Scientologybude, dann eine Aktivistin der Rentnerpartei, schließlich drei Panflötenindios mit CD-Verkaufsstand. Hier hilft nur Flucht.

Zurück in Hamburg fehlen Tomaten. Zum Glück wimmelt der Kiez auch sonntags vor offenen Geschäften. Bei Penny aber gibt es keine mehr. Also Lidl.

Dort liegen nur noch zwei dreieckige flache Plastikschalen mit supersüß ausschauenden Kirschtomaten im Regel, doch vor mir stürzt sich ein Mittzwanziger drauf.

Er öffnet beide Schalen und beginnt umstandslos damit, ihren Inhalt in einer zusammenzuführen. Das schafft er auch bis auf vier partout nicht mehr hineinquetschbare Tomätchen, und die will ich natürlich jetzt auch nicht mehr.

Dann nimmt der Mann die nun proppevolle Schale, geht damit zur Kasse und hofft aufs sonntägliche Vorfeierabendkoma der Verkäuferinnen.

Ich weiß nicht, ob das geklappt hat, doch auch so zeigt die Methode des jungen Mannes zweierlei: a) wieviel Luft (nach oben) in einer dreieckigen Tomatenplastikschale ab Werk noch da ist und b) welche Sparpotenziale der Rest der Welt oftmals ungenutzt verstreichen lässt, sei es aus Anstand oder Dummheit.

Allerdings hat die Methode des Tomatenumfüllens auch Nachteile. „Wegen solcher Dödel“, wird Ms. Columbo später schimpfen, „wird hier alles kameraüberwacht!“

Tomaten erwische ich schließlich bei Topkauf in der Davidstraße, und zwar kurz bevor dort hitzeermunterte Huren die schärfsten Klamottenfitzelchen seit Erfindung des Rasiermessers vorführen.

Ich weiß es – denn wir haben hinterher, nach dem Tomatenmahl, noch mal nachgeschaut.


PS: Ach ja, noch ein mitgebrachter Kalauer, weil er zu lang ist zum Twittern: Was wünscht sich der in der Hauptstadt Schleswig-Holsteins für die Wasserversorgung Zuständige inständig? Immer eine Handbreit Wasser unter Kiel …


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26 Juni 2009

Gewebeproben

„Und jetzt“, schreit mich die Trainerin während des Bauch-Rücken-Kurses an, „das Gewebe zwischen Bauchmuskeln und Schambein richtig einsaugen!“

Das hab ich aber dann doch lieber nicht gemacht. Obwohl meine Stimmung durchaus mit kannibalistisch nicht schlecht beschrieben war, denn vorher war ich in der Clemens-Schultz-Straße von einer nun auch in unserem Viertel grassierenden Kalaueritis unter Friseuren belästigt worden („Haarlichkeit“).

So was hat es früher auf St. Pauli nicht gegeben, und vielleicht ist die Gentrifizierung doch schon weiter fortgeschritten, als ich Naivling neulich noch dachte.

Früher hatten Kiezfriseure übrigens auch keine Webadressen und warben auch nicht mit afrogelockten Totenschädeln. Und früher hat mich im Fitnessclub niemand aufgefordert, das Gewebe zwischen Bauchmuskeln und Schambein einzusaugen.

Am Wochenende sollte es dringend mal wieder Hähnchen von Freddy geben, denke ich.


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09 Juni 2009

Zwischen iPott und Tittenpuschen



Entdeckte am Sonntag auf dem Eppendorfer Flohmarkt einen Stand, der bedruckte Toilettendeckel verkaufte. Auf einem stand „iPott“.

Ein anderer, der sich vor allem an Menschen mit Verstopfung richtete, zeigte Barack Obama und darunter der Slogan „Yes, you can!“.

Ich finde so etwas – wahrscheinlich im Gegensatz zu Obama – witzig, erwöge sogar, das als Beispiele für angenehm nutzloses Wissen bei einer entsprechenden Party fallen zu lassen, allerdings nicht beim Abendessen mit den Schwiegereltern.

Im Grunde gar keine Gelegenheit fällt mir indes ein, bei der die beiden Accessoires zum Einsatz kommen könnten, die ich unlängst im Schaufenster eines Sexshops auf der Reeperbahn erspähte.

Allerdings regen sie im Sprachzentrum rasch die Neologismenproduktion an. Ich plädiere hiermit für „Pimmelwärmflasche“ und „Tittenpuschen“.

Bin aber jederzeit für Varianten offen.



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03 Juni 2009

Doctor, my eyes!

Willigte nur deshalb in eine Netzhautfrüherkennungsuntersuchung ein, weil mein Augenarzt das Wort auf seinem Infoblatt korrekterweise ohne Deppenbindestrich geschrieben hatte.

30 Euro später dämmerte mir, dass mir manche meiner Macken im Grunde selber seltsam vorkommen sollten.

Zumal ich nach der deppenbindestrichlosen Netzhautfrüherkennungsuntersuchung drei Stunden lang mit klodeckelgroßen Pupillen und entsprechenden Schlitzaugen durch eine psychedelisch leuchtende verschwommene Welt stolperte.

Sogar zu Hause auf der Toilette musste ich eine Sonnenbrille tragen, um nicht durchzudrehen. Zum Trost hörte ich mir später Jackson Brownes „Doctor, my eyes“ an – aber erst, als ich das iPod-Display wieder entziffern konnte.

Mein Arzt sitzt übrigens in Ottensen und heißt Dr. Hasenbein, genau wie in dem Helge-Schneider-Film.

Kein Scherz.



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29 Mai 2009

Haa hi ho

Ms. Columbo glaubt manchmal, ich käme aus China.

Das liegt weniger an physiognomischen Auffälligkeiten als an jenem speziellen hessischen Dialekt, der mich noch immer befällt, sobald ich mit meiner Familie telefoniere.

Die wichtigsten Indizien für Ms. Columbos Vermutung eines asiatischen statt Westerwälder Genpools möge folgendes Satzbeispiel illustrieren. Es ist zwar konstruiert, doch oftmals scheint ja im Verdichteten das Allgemeine auf.

Nehmen wir also zur Veranschaulichung den folgenden Fragesatz, zunächst auf Hochdeutsch: „Sag, wo möchtest du denn dein Heu hin haben – auf dieses dickgeschnittene Stück Brot dort?“

Das klingt surreal, zugegeben, und das ist es auch, doch dieses kleine feine Konstrukt wird gleich verdeutlichen, warum Ms. Columbo die Ursachen für meine Liebe zur Pekingente nicht in kulinarischer Weltoffenheit vermutet.

Die soeben formulierte Frage lautet in meinem Dorfdialekt nämlich folgendermaßen – festhalten:

„Ai, wu wolld dau da dai Haa hi ho – off dey digg Dong do?“

Achtmal laut gelesen, und du kriegst Mandelaugen, versprochen. Der Satz klingt nicht nur dank seiner Lust an Einsilbenwörtern mit Auslautvokalen ausgesprochen unhessisch, sondern enthält auch noch phonetische Spezifika, welche die deutsche Sprache eigentlich gar nicht vorsieht.

Normalerweise wird nämlich ein geschlossenes o (wie in „so“ oder „doof“) im Gegensatz zum offenen (wie in „oft“) immer lang ausgesprochen. So ist es auch im letzten Wort unseres Fallbeispiels, „do“: langes o.

Das Wort „Dong“ hingegen besteht eisern darauf, das o geschlossen auszusprechen – und es dennoch derart kurz und schnell wegzupusten, als sei der Teufel hinter ihm her.

In Wahrheit mag ich übrigens Sushi noch lieber als Pekingente.


(Foto: ’n digg Dong.)

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26 Mai 2009

Fundstücke (49)

1. Großartig kieznaher Einfall der Haspa auf ihrer Onlineseite: Eine junge Frau im Hosenanzug und mit kokett aufgeknöpfter Bluse tritt lesend von rechts ins Bild, klappt die Zeitung zu, winkt uns lächelnd heran – und zeigt auf ihre Muschi! Der Haspa, immerhin größte deutsche Sparkasse und auch die Bank von Ms. Columbo und mir, hätte ich mehr Seriösität zugetraut. Trotzdem planen wir noch keine Kontokündigung.

2. Neulich auf einer Pressereise wollte ein Kollege nicht von einer Kollegin geknipst werden. Er blökte ständig etwas von „Zeugenschutzprogramm“. Ich glaube aber, er wollte einfach seinem Bierbauch eine breitere Öffentlichkeit ersparen.

3. Beim Spaziergang am Ostseestrand kam uns am Wochenende ein Herrchen entgegen, das seinen Hund originell anpflaumte: „Hoy, sei nicht anstrengend!“ Den Namen des Hundes fanden wir noch seltsamer als den Appell, ehrlich gesagt. (Die Transkription folgt der Phonetik; ich übernehme keine Garantie.)

4. Verkünde hiermit ex cathedra das kongenial paradoxe Lebensmotto für die Krise: asketischer Hedonismus. (Und stelle betrübt fest, dass Google bereits vier Fundstellen liefert. Kann man nicht einmal der Erste sein? In irgendwas außer „Gammelsprech“?)



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08 Mai 2009

Gib mir ein l!

Öffentliche Mülleimer mit kalauernden Sprechblasen zu versehen ruft bei Leuten mit tiefergelegtem Humor natürlich helle Begeisterung hervor.

Bei mir ganz besonders.

Doch immer, wenn ich an der abgebildeten Tonne vorbeikomme, vermisse ich schmerzlich ein weiteres l. Warum bloß keine „müllde“ Gabe? Jeden Tag ein kleiner Stich ins Herz.

Ich glaube, ich mal da mal eins hin.



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07 Mai 2009

Der semantische Hamburger Stadtplan



Wo sind Hunde am glücklichsten?
In Wedel.

Wo geht es zwangsläufig hektisch zu?
In Eilbek und Schnelsen.

Wo ist das Tragen einer Narrenkappe nicht nur an Karneval Pflicht?
In Fuhlsbüttel (Foto).

Wo sind Einbrecher quasi arbeitslos?
In Hausbruch.

Wo fühlten sich Kastraten wie zu Hause, wenn es noch welche gäbe?
In Ochsenwerder.

Wo wäre das Rotlichtviertel am besten aufgehoben?

In Poppenbüttel.

Wo ist den Leuten nichts heilig?
In Sankt Pauli, ausgerechnet.

Wo waren die Dummen wenigstens klug genug, ihre Defizite durchs Weglassen des Anfangsbuchstabens zu verschleiern?
In Eppendorf.



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