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Die Rückseite der Reeperbahn

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Mein Foto
Name: Matthias Wagner
Standort: Hamburg, Germany

Schreiberling




09 Juli 2009

Hier wächst zusammen, was nicht zusammengehört

Bisher hatte ich zum Mobilfunkanbieter Vodafone gar keine Meinung. Ja, ich wusste nicht mal, ob und wie peinlich die Firma ist. Seit heute ist das anders: Denn ich habe ihren neuen Werbespot gesehen.

Er verhunzt einen meiner fünf ewigen Lieblingssongs, nämlich David Bowies „Heroes“, und allein das wäre schon ein Killergrund, eher die klassische no go area T-Mobile zu entern, als sich je in die Hände von Vodafone zu begeben.

Doch hinzu kommt noch ein Begleitsalbadern von seltener Schmerzbefreitheit. Verantwortlich dafür ist Vodafone-Marketingchef Gregor Gründgens.

„Vodafone gibt dir die Kraft, das Beste aus deinen Möglichkeiten zu machen, die dir das Leben bietet“, raunt er, als rede er von Gott oder wenigstens LSD, aber er meint nur Funkwellen. Und dann sagt er auch noch: „Wir haben den muscle, um Dinge zu bewegen.“


Er sagt wirklich „muscle“, man kann es überall nachlesen.

Doch nun zu etwas komplett anderem, nämlich Ernst Kahl. Der Dichter, Sänger, Maler, Zeichner, Songwriter, Drehbuchautor, Schauspieler, Gitarrist, Nichtautofahrer und Bahnhofsrenovierer hat – wie mir heute mal wieder bewusst wurde, als mir ein älterer Brief von ihm in die Hände fiel – die feinfedrigste Handschrift auf der ganzen Welt, und ich hätte diese spontane Eloge auch sofort auf 140 Zeichen vertwittert, wenn ich dafür nicht mehrere von Kahls Berufungen hätte weglassen müssen.

Man könnte sogar sagen, Ernst Kahl hat neben der schönsten Handschrift der Welt auch den muscle, Dinge zu bewegen – zum Beispiel ein Handy in die Mülltonne.

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29 Juni 2009

Ein Abschiedsbrief

An:
Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG
Kundenmanagement

22033 Hamburg

Lieber Pay-TV-Sender Premiere, der du ab Juli Sky heißen wirst,

ich bin seit über zehn Jahren Abonnent deines Bundesligapakets. Dafür zahle ich momentan 19,90 Euro im Monat. Das ist nicht wenig, aber man muss Prioritäten setzen. Andere rauchen, ich gönne mir die Bundesligakonferenz. Ist trotzdem billiger – und gesünder.

Ab Juli heißt du, Premiere, nun „Sky“, und damit ändert sich einiges. Zum Beispiel kann ich, wenn ich deinen Brief richtig deute, nach Vertragsablauf mein isoliertes Fußballabo nicht mehr fortführen. Denn du, Sky, hast die schrullige Idee, mich nur noch dann Fußball gucken zu lassen, wenn ich zuerst etwas anderes von dir kaufe, was mich aber überhaupt nicht interessiert: das Sky-Basispaket.

Das ist ungefähr so, als würde ein Autohändler zu mir sagen: „Klar können Sie den Smart haben, kein Problem – aber nur, wenn Sie als Basismodell erst mal den Audi 80 kaufen.“

Ein Audi 80 ist mir aber ungefähr so pimpe wie das Sky-Basispaket. Wenn ich Filme sehen will, dann gehe ich ins Kino. Oder ich kaufe mir die DVD oder die Blu-ray, mit Untertiteln, Soundformaten, acht Sprachen, Bonusmaterial und Booklet. Dich wegen des Filmprogramms zu abonnieren, das wäre für mich genauso sinnvoll wie einen Audi 80 zu kaufen oder mit dem Rauchen anzufangen.

Der Effekt deiner schrulligen Idee wäre sehr unschön: Statt 19,90 Euro müsste ich bald monatlich knapp 33 Euro zahlen, obwohl ich auch künftig nur genau das bei dir schauen möchte, was ich seit über zehn Jahren schaue: Bundesligafußball.

Dieses neugeschnürte Angebot finde ich aber nicht nur für mich persönlich kontraproduktiv, sondern auch für dich und deine Zukunft. Denn hat nicht Premiere seit vielen Jahren das Problem stagnierender Abonnentenzahlen? Und hast du nicht genau deshalb jahrelang mit über einer halben Million Geisterabonnenten die Bilanz geschönt, was – als es aufflog – deinen Börsenkurs in den Keller und einige deiner Führungskräfte in die Wüste schickte?

Und trotzdem glaubst du, Sky, mit einer Preisverdoppelung den dümpelnden deutschen Pay-TV-Markt rocken zu können …? Das kommt mir so vor, als wollte eine Partei im September die Bundestagswahl gewinnen, indem sie einen Mehrwertsteuersatz von 38 Prozent ankündigt. Ich sag dir was, Sky: Das wird nicht klappen. Im Gegenteil: Viele Nichtgeisterabonennten, darunter auch welche, die seit mehr als zehn Jahren dabei sind, werden dir leise servus sagen. Du wirst dich nicht nur von den erstunkenen und erlogenen Kunden verabschieden müssen, sondern auch von einem Großteil deiner Stammkräfte.

Denn mal ehrlich: Die Sportschau ist auch eine schöne Sendung. Und wenn die Bundesligakonferenz wirklich mal spektakuläre Parallelbegegnungen verspricht, dann stehen mir hier auf dem Kiez ungefähr hundert Kneipen hilfreich zur Seite. Selbst wenn ich dort jede Woche hinginge und pro Halbzeit ein Astra zischte, käme ich im Monat immer noch erheblich billiger weg als mit deinem neuen Paketzwangsabo.

Und noch etwas macht mich stutzig, Sky: deine allgemeinen Geschäftsbedingungen (Foto). Die hast du in einer Schriftgröße drucken lassen, für die man eine Lupe braucht, aber auch die würde nichts nützen, denn als Farbe erwähltest du ein heimtückisches Blassgrau, das dieser Winzschrift auch noch eine Tarnkappe überstülpt.

Wer seine Geschäftsbedingungen derart vorsätzlich verschleiert, der macht sich hochverdächtig. Diese zwei eng bedruckten Seiten signalisieren mir nämlich nur eins: Du sollst uns nicht lesen können, denn hier stehen lauter Sachen drin, die dich über den Tisch ziehen sollen. Wahrscheinlich verpflichten diese Geschäftsbedingungen jeden, der sie akzeptiert, zum Verkauf seiner Großmutter. Allerdings ist das nur eine Theorie, denn ich kann sie ja nicht lesen.

Was ich mit all dem sagen will: Ich kündige.

Mit wehmütigem Gruß

Matt

(Edit 21.7.2009) Nachdem ich die oben dokumentierte ellenlange Begründung für meine Kündigung abgeschickt hatte, passierte erst mal wochenlang gar nichts, so dass ich noch einmal per Mail nachfragte. Heute nun erhielt ich auf meine
oben dokumentierte ellenlange Begründung endlich einen Brief von Sky mit der Kündigungsbestätigung, mitsamt dem absurden Satz: „Wir würden uns freuen, wenn Sie uns den Grund für Ihre Kündigung mitteilen.“ WTF???


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20 Juni 2009

Fundstücke (51)

Dieser Blindtext aus dem Stehsatz ist wahrscheinlich die wahrste Aussage, die je in der Mopo stand.

Wir fanden sie in der Ausgabe von heute, und sie ist nur ein Beispiel für Schlampigkeiten in allen Bereichen, die wir leider schon wieder mal mit 60 Cent subventioniert haben.

Ein Mopo-Watchblog wäre wahrscheinlich genauso ergiebig wie das Bildblog. Aber man lebt ja nur einmal.

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20 April 2009

Fundstücke (47)

Manche Geschichten glaube ich einfach nicht. Selbst wenn sie –hüstel – in der Mopo stehen.

Trotzdem würde ich gern mal Fotos der Tatbeteiligten sehen. Vor allem von der Friseurin, dieser Caligula aus Kaluga.

(Entdeckt in der Samstagsausgabe.)


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30 Oktober 2008

Fahrlässiges Feixen und Flachsen




Spiegel online hat als Pseudonym für einen Vergewaltiger ausgerechnet den bürgerlichen Namen des bekanntesten deutschen Krawallbloggers auserkoren, der sich übrigens auch in meiner Blogrolle befindet.

Irgendwie ist das unschön – und zwar ganz generell. Man könnte schließlich auch mit Initialen arbeiten, statt in vielen deutschen Sozialzusammenhängen nun fahrlässig hämisches Feixen und Flachsen hervorzurufen. Immerhin zeichnet sich der von Spon verwendete Name nicht gerade durch endemische Seltenheit aus.

Beim Kölner Express heißt der Mann übrigens „Jens H.“, ka-news.de aus Karlsruhe schafft es sogar ganz ohne Namensfantastereien. Geht doch.


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22 Oktober 2008

anal.jpg



Irgendetwas an dieser Grafik zur Besucherentwicklung der Kieler und Lübecker Nachrichten online, die Dirk Mantheys Mediendienst Meedia.de verbreitet, kommt mir schwerstens spanisch vor. Und das liegt nicht nur am Dateinamen „anal.jpg“.

Eine seit 2003 geradezu unerbittlich kruppstahlhaft schnurgerade bergan marschierende Linie, die Mitte 2007 urplötzlich von wirrsten Zuckungen geschüttelt wird – also ich weiß nicht, Manthey.

Lieber vertraue ich künftig weiter den Statistiken, die ich selbst gefälscht habe.


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18 Oktober 2008

Ohne Worte (17): Von Klagenfurt nach Köln



Mopo, 13. Oktober 2008, Seite 3, zum Haider-Unfall
bei Klagenfurt




Mopo, 13. Oktober 2008, Seite 53, Panoramaseite

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09 Oktober 2008

Ciao, Kapitalismus!



Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie mit bunter Kreide auf den Gehweg vor der Kita Zapperlot in der Seilerstraße kritzelt.

Mutig war gestern auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Dort geschah etwas Ungeheuerliches, etwas so Unvorstellbares, dass ich noch immer nicht sicher bin, ob es wirklich stimmt. Denn Nils Minkmar, Autor der FAZ, schrieb einen langen, traurigpoetischen Abgesang auf den Neoliberalismus – in der FAZ.

Das muss man sich mal vorstellen, kann es aber nicht.

Die FAZ ist berühmt dafür, das Goldene Kalb des Neoliberalismus jahrzehntelang unermüdlich umtanzt zu haben. Und jetzt sagt FAZ-Autor Minkmar in einer epischen Elegie, diese Geschichte sei nun zu Ende. Es müsse eine neue folgen.

Und erst jetzt, wo ausgerechnet die FAZ den Neoliberalismus fallen lässt wie einst die Menschen ihren Glauben an die Scheibenform der Erde, erst jetzt, wo ausgerechnet die FAZ vom verlorenem Glauben spricht und eine Ahnung durchscheinen lässt von der Esoterik, die in der Vorstellung von der Selbstregulierung eines freien Marktes liegt, erst jetzt glaube ich es wirklich, ausgerechnet dank der FAZ:

Dass der globalisierte Kapitalismus am Ende ist.



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25 Juni 2008

Fürs Protokoll: Eine Chronologie der Ereignisse

Als beim Halbfinale Deutschland-Türkei das erste Mal das Bild ausfiel und von der Straßenparty vorm Haus erstmals Schreie der Enttäuschung hochwehten in den zweiten Stock, kam mir die vermeintlich glorreiche Idee, das Spiel übers Webfernsehen Zattoo weiterzuschauen.

Damit würde ich meinen Nimbus als Technikfex bei Ms. Columbo festigen können, so viel war gewiss. Doch bei Zattoo hatte man natürlich auch nur das Vertröstungsstandbild. Dann kam der Ton wieder, das Bild aber blieb still und starr. Sehr unschön.

Denn ein Standbild ist für den übersensiblen Plasmafernseher etwa so nützlich wie ein spitzer Stein unter der Strandmatte: Es gibt sozusagen Druckstellen. Also Fernseher aus, Zattoo gestartet, Ton über den Rechner gehört.

Dann kam das Bild zurück. Fernseher wieder an, Zattoo wieder aus. Doch der Ton war plötzlich flinker als die Bilder, weil das ZDF sich visuell inzwischen beim Schweizer Sender SF-Info bediente, für den Kommentar aber das Telefon benutzte. So kannten wir Kloses Tor schon vom Hörensagen, bevor es zu sehen war. Sehr unschön.

Die Lösung: Bild via Fernseher und Ton via Ms. Columbos prähistorischem Radio aus der Küche. Fahrig suchte ich auf der UKW-Skala nach einem übertragenden Sender, und da war er auch schon.

Mr. und Ms. Columbo vor dem Volksempfänger. Wie in alten Zeiten, die wir nie erlebt haben: im Halbdunkel sitzen und wahrnehmungslos ins Ungefähre starren, weil alles Ohr wird und nichts mehr Auge ist.

Aus dem Radio kam erstaunlicherweise ebenfalls Bela Réthys Stimme. Allerdings tänzelte sie jetzt keineswegs mehr keck und wieselflink dem Bild vorneweg, sondern humpelte nun hinter ihm her wie praktisch den ganzen Abend Arne Friedrich hinter jedem beliebigen türkischen Gegenspieler. Sehr unschön.

Also Radio wieder aus, Fernsehton wieder an; und plötzlich rasteten unverhofft auch alle Scharniere wieder ein, alles war synchron – bis zum nächsten Bildausfall. Wieder switchte das ZDF um aufs Schweizer Fernsehen, wieder erzählte uns Réthy bereits vom 2:2, bevor wir sahen, wie Lehmann höflich das kurze Eck offenließ, damit der Ball auch bequem durchpasste.

Und so ging rumpelig und als Spektakel für alle Sinne ein denkwürdiger Abend zu Ende. Erst nach dem Spiel stellte ich fest, dass auf der Senderliste von Zattoo auch SF-Info zu finden ist. Wir hätten das Spiel die ganze Zeit einfach gemütlich auf dem Rechner gucken können.

Wie ist es eigentlich ausgegangen?

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23 Juni 2008

Die gemütlichsten Ecken auf St. Pauli (3)



Die bleierne Leere eines fußballlosen Abends versuche ich zu füllen – mit Staubsaugen. Seltsamerweise klappt es ganz gut.

Am schlimmsten wird es morgen Abend werden, denn die Wohnung ist sauber. Und die Stille vor dem nächsten Schuss wird ohrenbetäubend sein. Mal schauen, ob Ms. Columbo eine Alternative weiß.

Anderes Thema: Dank der verdienstvollen 3Sat-Wissenschaftssendung „Nano“ erfuhren wir heute, dass es in Deutschland nicht nur „Nabelschnurblutbanken“ gibt, sondern sogar „führende“ Nabelschnurblutbanken. Ein Wissen, mit dem ich jetzt jahrelang leben muss.

Die bleierne Leere eines fußballlosen Abends rechtfertigt geradezu jede beliebige Bebilderung. Deshalb hier völlig zusammenhanglos eine weitere üble Ecke St. Paulis, und keiner kann was dagegen tun. Entdeckt in der Balduinstraße.

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16 Juni 2008

Danke, Ballack Obama!

Vielleicht ist die Zeitschriftenauswahl ja spezifisch für den Kiosk hier im U-Bahnhof St. Pauli, vielleicht gibt es sie aber auch in der Fußgängerzone von Castrop-Rauxel.

Jedenfalls führt unser Kiosk am Rande des Rotlichtviertels viele Magazine für unterschiedlichste sexuelle Spezialinteressen. Darunter an prominenter Stelle (aber hinter Glas!) auch das verdienstvolle Blatt „Leg Show“, das einer unverhohlenen Vorliebe für Frauenbeine frönt (sowie all das, was direkt darüber anschließt).

Es tut das freilich einen Tuck weniger wagemutig als sein direktes Konkurrenzmedium „Leg Sex“ und rangierte daher bislang etwas höher auf meiner inneren Seriositätsskala. Gestern aber geriet meine Meinung von „Leg Show“ ins Wanken, und zwar wegen eines hammerharten Tippfehlers mitten auf der Titelseite (mehr sehe ich ja nicht vom Heft).

„Ennirenung“ stand da in schonungsloser Obszönität. Da ist wohl dem Schlusskorrektor der Sabber aufgestiegen bis hoch in die Tränendrüsen, so dass er alles nur noch verschwommen sah. Ich habe „Leg Show“ zwar noch nie gekauft, doch jetzt kauf ich’s erst recht nicht mehr.

Obwohl heute Abend beim Spiel Deutschland-Österreich durchaus anregender Lesestoff eine Chance gehabt hätte, so mäßig war die Partie. Yes, we can!, hatte ich zwar vorher erwartungsfroh vermutet, und dann kam er ja auch noch, unser Garant für den „change“: Ballack Obama.

Doch das war’s auch schon, und so lautete meine Fazit am Ende: Not gegen Elend. Ms. Columbo pflichtete mir bei, formulierte es jedoch erheblich hintersinniger. „Ich würde Jogi Löw als Erstes die Frage stellen“, sagte sie, „ob es nicht zu riskant war, gegen Österreich mit einer B-Mannschaft anzutreten.“

Wirklich schade, dass Monica Lierhaus nicht auf diese Idee gekommen ist.

PS: Draußen versuchen übrigens gerade deutsche Fans die türkischen Fans zu imitieren. Es klappt nur im Ansatz.


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17 Mai 2008

Der wichtigste Job



Wer schon immer das Gefühl hatte, die Kompetenz über die Aufstellung der Fußballnationalmannschaft sei in Deutschland bedeutsamer als die Entscheidung über Auslandseinsätze der Bundeswehr, wurde gestern vom oben dokumentierten Freud’schen Verschreiber auf Spiegel online in seiner Auffassung bestätigt.

Ich gehöre übrigens auch zu denen, die schon immer dieses Gefühl hatten. Aber ich weiß, dass es falsch ist, ganz falsch.

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18 April 2008

Ins Schleudern gekommen

Unlängst veröffentlichte die Zeitschrift Datenschleuder einen Fingerabdruck unseres Bundesinnenministers Dr. Wolfgang Schäuble zur beliebigen Verwendung – die Rückseite der Reeperbahn berichtete. Natürlich orderte ich sofort ein Exemplar.

Heute traf es ein, nach erstaunlich langer Laufzeit. Den Grund erläuterte mir ein nachträglich aufgebrachter Stempel (Foto):

Der als Büchersendung verschickte Umschlag soll also in den Stahlgewittern der Postzustellung zu Schaden gekommen sein. Mit bloßem Auge war allerdings nichts Besonderes zu erkennen; höchstens ein kleiner Einriss oben rechts (Foto unten).

Doch die Post hat da gewiss einen geschulteren Blick. Nach der sicherlich ebenso sorgfältigen wie diskreten Überprüfung des Inhalts hatte man den Brief dann in eine schützende Plastikfolie eingeschweißt und mir schließlich doch noch zugestellt.

Ich nenne so etwas Dienst am Kunden – und schimpfe jeden empört einen Schelm, der Böses dabei denkt. Schließlich war der abziehbare Fingerabdruck immer noch drin in der Datenschleuder.

Das schwöre ich aufs Grundgesetz.

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19 März 2008

„Why do you call her schlampe?“



Der skurrile und lyrisch sehr sexfixierte Songwriter Adam Green hat ein neues Album. Aus diesem Anlass hatten wir die naheliegende Idee (auf die aber sonst noch niemand gekommen ist), mit ihm über den Kiez zu ziehen, ihn in Sexshops zu schleppen und mal zu schauen, wie der gute Green in realo mit der großen weiten Welt des Schlüpfrigen umgeht.

Das Ergebnis gibt es im Clip zu sehen. In der schönsten Szene versucht er in der Kondomerie am Spielbudenplatz eine „Vagina in a flashlight“ zu kaufen. Die Verkäuferin – obgleich hartgesotten – versteht nur Bahnhof. Also übersetzt mein Kollege Greens Wunsch und fragt nach einer „Taschenlampenvagina“. Worauf der Künstler sich merklich überrascht umdreht und sagt: „Why do you call her schlampe?“

Tja, Kommunikation krankt eben allzu oft daran, dass sie nicht verstanden wird. Was mich auf Sibylle Bergs letzten Brief bringt, in dem es ums Verreisen geht. Er endet mit dem Satz: „Ich bin jeweils fast zu Tränen gerührt, wenn ich wieder daheim bin, wo sich auch keiner für mich interessiert – aber wenigstens in einer Sprache, die ich verstehe.“


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12 März 2008

Letzte Geheimnisse: Das Herrenklo (7)



Eine Meldung auf Spiegel online informierte die verblüffte Welt heute über eine Frau, die zwei Jahre lang ununterbrochen auf der Toilette saß und so allmählich mit der Brille verwuchs.

Mich mahnt diese Meldung, endlich die berüchtigte Serie mit Herrenklofotos fortzusetzen. Das heutige zeigt die wuchtige Szenerie im Sanitärbereich des Kulturhaus III&70 am Schulterblatt, die einem dort, wo man eigentlich ganz gern alleine zugange ist, eine Vielzahl sozialer Kontakte suggeriert.

Wenn man übrigens schon irgendwo festwächst, dann ist eine Toilettenbrille zweifellos die beste Wahl. Anderswo – etwa auf dem Wohnzimmersofa – könnte es schnell sehr unappetitlich werden.

„Aber warum“, sinnert Ms. Columbo noch immer über die Spon-Meldung, „hat ihr Freund bloß zwei Jahre gewartet, ehe er den Notarzt rief?“ „Vielleicht“, vermute ich, „nahm er an, sie sei tagsüber, während er arbeitete, auf übliche Weise mobil und setzte sich erst unmittelbar vor seiner Heimkehr auf die Toilette, weil sie – zum Beispiel – keine Lust mehr hatte, mit ihm zu schlafen, nach all den Jahren.“

Ms. Columbo nimmt meine Theorie mit Skepsis auf. Und die ganze Geschichte sowieso. „Ich glaube, die Meldung ist eine Ente“, sagt sie, „ein verfrühter Aprilscherz.“

Wie auch immer: Wer im Lauf von zwei Jahren festwächst auf einer Klobrille, sollte das keinesfalls auf einer x-beliebigen tun, sondern am besten auf der vom Kulturhaus III&70 am Schulterblatt.

Dort ist es einfach weniger einsam als anderswo, man hat immer Augenkontakt.

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04 Februar 2008

Beginn einer neuen Ära

Erinnert sich eigentlich noch jemand an Bücher? Ich meine nicht das, was man zu Weihnachten verschenkt, was in der Amazon-Bestenliste auftaucht und sich bei Thalia zu Bergen türmt.

Sondern das, was man aufschlägt und langsam Seite für Seite von vorne bis hinten in der richtigen Reihenfolge durchliest. Bücher. Diese zusammengehefteten Papierseiten, die mal wichtig waren, so verdammt wichtig. In der Ära vor dem Internet, vor Spiegel online, vor der iTunes-Bibliothek mit zehntausend Songs, vor dem Job, der sich immer tiefer hineingefressen hat in dein Leben, deine Freizeit, deinen Urlaub.

Echte Bücher, zerzaust und gealtert durch echtes Lesen. Ich habe festgestellt, dass ich mich kaum noch daran erinnere, aus all den genannten Gründen. Früher habe ich Bibliotheken verschlungen, wild durcheinander, Hauptsache Buchstaben – von „Perry Rhodan“ bis Dostojewski, von Goethe bis Kerouac, von Dan Shocker bis Nabokov und von Rimbaud über Highsmith bis Brussig.

Und jetzt reicht es Woche für Woche nur noch für die FAS und den Spiegel und ein paar Flackerblicke in Fach- und Konkurrenzzeitschriften. Das musste sich ändern, unbedingt. Und seit heute hat sich das geändert, zumindest ist ein Anfang gemacht.

Heute nämlich hatten Ms. Columbo und ich unsere erste gemeinsame Lesestunde. Wir setzten uns pünktlich um halb 10 hin mit je einem Buch – und lasen. Sonst nichts. Keine Musik nebenbei, kein Mailcheck zwischendurch, kein Film im Hintergrund. Nicht mal das Telefon hat geklingelt, danke schön.

Am kommenden Montag folgt die nächste Lesestunde. Vielleicht gehen wir irgendwann sogar auf zwei pro Woche. Eine neue Ära hat begonnen. Sie ist so was von 20. Jahrhundert.

Aber vielleicht hat sie eine strahlende Zukunft.

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31 Januar 2008

Vorboten der nächsten Klinsmania

Die Pannen der heute-Sendung werden immer süßer. Sie gewinnen sogar eine persönliche Note.

Sportmann Wolf-Dieter Poschmann saß da und wartete aufs Stichwort seiner Kollegin Petra Gerster. Die sagte auch im Grunde alles richtig auf, nur seinen Namen nicht.

Sie nannte ihn nämlich „Jürgen“, nicht „Wolf-Dieter“.

Vielleicht ist das schon ein Vorbote der nächsten Klinsmania, keine Ahnung. „Jürgen“ jedenfalls zuckte kurz, als hätte er auf eine heiße Herdplatte gefasst, ohne das zeigen zu dürfen, und grinste dann gequält.

Gerster war natürlich jetzt in einer grässlichen Lage: Livesendung, Namen des Kollegen nicht gewusst, ganz übel. Doch keine Lage ist so grässlich, dass man sie nicht mit einem kleinen Rettungsversuch noch gründlich verschlimmbessern könnnte.

„Entschuldigung“, lächelte Gerster gezwungen, „HANS-JÖRG Poschmann“.

Diesen Augenblick zeigt das Foto. Hans-Jörg. Die Würde, mit der Wolf-Dieter die finale Zerschmetterung ertrug, muss man praktisch schon wieder bewundern.

Richtig gute Freunde werden Petra und Poschi aber jetzt nicht mehr.

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11 Januar 2008

Ein Appell an den deutschen Eisbären

Sagt mal, hört das denn gar nicht mehr auf mit diesen Eisbärbabys? Werden die nie mal alle?

Meines Erachtens sollten all jene Vertreter dieser respektablen Spezies, die in Zoos gepfercht sind, das Schnackseln komplett einstellen, schon aus Protest.

Doch ganz im Gegenteil. Der deutsche Eisbär geriert sich unverdrossen geil. Und deshalb sind selbst seriöse Nachrichtensendungen seit dieser Woche erneut zottelfellkontaminiert.

Wider Willen weiß ich nun, wie der Pfleger des neuen Nürnberger Eisbärbabys das neue
Nürnberger Eisbärbaby ruft, nämlich „Flocke“. Ich will so etwas nicht wissen!

An genau der Stelle meiner hier oben eingebauten Festplatte, wo nunmehr „Flocke“ abgespeichert ist, sollte besser eine sinnvollere Information zu finden sein. Zum Beispiel das Wort „Zerknalltreibling“.

Mit dieser Neuschöpfung versuchten angeblich
einst die Nazis das undeutsche Wort „Motor“ heim ins Reich zu holen. Das ist sehr, sehr witzig.

Selbst das Wissen, wann Don Alphonso gestern Abend in der zweistündigen DJV-Podiumsdiskussion zum Webjournalismus erstmals ungeduldig, vielleicht sogar schon verärgert mit dem rechten Fuß zuckte (nämlich nach 26 Minuten 38 Sekunden), hielte ich für eine sinnvollere Belegung des aber noch immer von „Flocke“ zäh verteidigten Speicherplatzes.

Also, Eisbären: Hört endlich auf mit dem ihr wisst schon! Gebt Speicherplatz frei! Lasst wenigstens 2009 als eisbärenbabyloses Jahr in die Geschichte der deutschen Zoos eingehen!


Machbar?

Foto: cl-mz, Photocase

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11 Dezember 2007

Neuigkeiten zum Zusammenbrechen

Auf einem der Fernseher im Fitnessclub läuft n-tv. Aus der Ferne sehe ich: Das Laufband leuchtet rot, und das verweist auf sensationelle Neuigkeiten.

Was also mag passiert sein? Ist der Yellowstonevulkan endlich ausgebrochen? Die Kanzlerin zurückgetreten? Rollt ein Tsnunami auf Hamburg zu? Kehrt Michael Schumacher in die Formel 1 zurück? Hat Stoiber Nacktfotos im Playboy zugestimmt?

Neugierig eile ich hin. „BREAKING NEWS“ schreit mich das Laufband alarmistsch an; der Begriff „Eilmeldung“ ist n-tv wohl zu popelig. Aber das ist mir egal, solange die Sensation nur groß genug ist für ein ROTES LAUFBAND.

Und dann erfahre ich sie, die unfassbare breaking news, die Neuigkeit zum Zusammenbrechen: Das Spaceshuttle Atlantis startet NICHT. Sondern erst im Januar.

Muss manchmal echt hart sein, das Leben als Nachrichtensender.


(Natürlich werde ich den Teufel tun und nach den neusten Erfahrungen hier das Logo von n-tv oder etwas Ähnlichem abbilden – sondern lieber ein selbstgeschossenes unscharfes Foto von einem Spiegel, der im Fitnessclub hängt.)


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02 November 2007

Kein Puffzipfelchen, nirgends

Es ist fast unmöglich, auf der Reeperbahn und drumherum nicht ständig über irgendein Bordell zu stolpern, wo richtige, echte Prostituierte arbeiten.

Man könnte im Flanieren praktisch wahllos irgendetwas knipsen, und es wäre mit recht hoher Wahrscheinlichkeit irgendwo ein Puffzipfelchen zu sehen. Es ist also einfach. Spiegel online gelang es heute trotzdem nicht, ein solches Foto zu produzieren.

Dabei wäre es wichtig gewesen, es nicht zu vermasseln; Spon nämlich wollte damit das dank Alice Schwarzer alle 20 Jahre wieder eregierende Thema „Prostitution in Deutschland“ illustrieren.

Doch auf dem Bild zum Artikel (Foto) ist zwar viel zu sehen, was nach Schmuddel riecht – aber nirgends ein Bordell. Sondern nur zwei handelsübliche Sexshops, die es so ähnlich bestimmt auch in Paderborn gibt, sowie das altehrwürdige Café Keese.

Ich weiß das genau, denn wir wohnen da. Im SEXES zum Beispiel führe ich manchmal anschauliche Diskussionen über Vibratoren. Aber nur mit sachkundigen Beratern und nicht mit Prostituierten – die es dort ja auch gar nicht gibt.

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20 Oktober 2007

Ihr Logo ist gefährlich!

Von: matt
Betreff: Ihr Logo ist gefährlich
Datum: 20. Oktober 2007 02:50:16 MESZ
An: info@3sat.de



Liebes 3Sat,

seit einiger Zeit verfüge ich über einen Plasmafernseher. Er hat eine Bildschirmdiagonale von 106 Zentimetern und macht mir und Ms. Columbo viel Freude.

Es gibt nur ein Problem: Ausgerechnet beim längeren Kucken Ihres Senders, was ich gerne tue, brennt sich das 3Sat-Logo oben links in den Bildschirm ein. Wenn die weiße Drei und das brutale Rot des Kastens über Stunden die gleiche Stelle des Monitors beackern, dann verträgt das der Plasma ganz schlecht. Das geht nicht mehr richtig weg, selbst wenn ich umschalte. RTL zum Beispiel – was ich allerdings auch viel weniger kucke – macht das meines Wissens nicht mit meinem Plasma. Aber Sie, 3Sat.

Jetzt habe ich Angst, dass mein Plasma kaputt geht. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten, das zu vermeiden: Ich muss weniger 3Sat kucken, aber das können Sie ja nun wirklich nicht wollen. Oder Sie gestalten ein dezenteres Logo. Noch besser wäre es, das Logo schliche gemächlich über den Bildschirm, so dass es einmal oben links zu sehen ist wie momentan, ein andermal aber oben rechts und dann wieder zurück. Wenn Sie mich fragen, wäre eine schneckenhafte Kriechbewegung über die ganze Breite des Bildes die beste Lösung. Also eine Art Wanderlogo.

Ich nehme stark an, Sie präferieren nach diesen Ausführungen meinen zweiten Vorschlag. Bitte sagen Sie mir doch, ab wann Sie ihn umsetzen werden, damit ich weiß, wann ich wieder stundenlang 3Sat kucken kann. Das tue ich nämlich sehr gern, vor allem Nano, Kulturzeit und diese ganzen Dokumentationen. Ich bräuchte im Grunde gar kein anderes Programm als 3Sat, aber nur, wenn es meinen Plasma nicht kaputtmacht.

Auf Ihre Antwort freut sich
Matt

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13 Oktober 2007

BILDblog lobt BILD!

Was um Springers Willen ist denn plötzlich mit dem BILDblog los?

In diesem Beitrag loben Niggemeier & Co. einen BILD-Artikel als „Sternstunde des Boulevardjournalismus“, als „ein Stück Aufklärung“ – und meinen das nicht mal ironisch.

Sind wir vielleicht gerade durch ein Wurmloch in ein Paralleluniversum katapultiert worden?

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11 Oktober 2007

Nacht der lebenden Slomka

Entweder liegt es an der technisch noch nicht ganz ausgereiften ZDF-Mediathek oder an gewissen Schwächen meiner DSL-Verbindung.

Das Foto zeigt jedenfalls die eigentlich ganz aparte Marietta Slomka.

Wahrscheinlich kriegt sie demnächst ein Casting bei George A. Romero – und wird genommen.

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10 Oktober 2007

Bald ist Deember und dann Jauar

Jeden Abend schauen Millionen von Menschen die Sendung heute im ZDF, und der Sender gibt sich viel Mühe, dieses immense Interesse mit Qualität abzugelten.

Der Moderator ist auf lockere Art seriös, die Optik modern, und wenn
heute hin und her schaltet vom Berlinkorrespondenten zu dem in Afghanistan, dann klappt das in der Regel verblüffend flüssig, und der Bildschirm ist dann sinnig segmentiert.

Ja, das ZDF steckt richtig Geld in die
heute-Sendung. Nur nicht in die Schlusskorrektur. Keine Ahnung, ob eine Fernsehredaktion so etwas überhaupt hat, vielleicht glaubt sie auch, das bekäme sie nebenbei schon selber hin, schließlich steht da doch irgendwo hinter der Yuccapalme das Regal mit dem Duden rum.

Und wenn irgendein Praktikantendödel mal Tippfehler in einen Einblender reinhaut, dann fällt das bestimmt noch jemand auf, und sei es dem Moderator persönlich. Ja, das wäre schön. Doch leider stimmt das nicht.

Heute Abend nämlich erfand
heute ganz nebenbei einen neuen Monat: den „Okober“. Zunächst war mir die Datumsangabe oben im Bild gar nicht aufgefallen, ich wähnte mich geborgen im Oktober. Doch Ms. Columbo, von Beruf Lektorin und Schlusskorrektorin, wies mich darauf hin. Was fatal war. Denn von da an starrte ich eine quälende Viertelstunde lang wie hypnotisiert auf den Okober, und Millionen Zuschauer wahrscheinlich auch.

Ob die Bahn streikt, eine Geisel freigelassen oder entführt wurde, ob morgen der Hahn kräht auf dem Mist oder das Wetter bleibt, wie’s ist: Ich habe keinen leichenblassen Schimmer. Der doofe Okober musste nicht mal mein traditionell schwaches Kurzzeitgedächtnis löschen, er hat einfach von vorneherein dessen Befüllung verhindert – mit einem einzigen fehlenden t.

Mal schauen, welche Monate das ZDF demnächst erfinden wird. Noember, Deember, Jauar: Das wären doch alles mal nette Varianten. Selbst die übelsten News machten uns dann nichts mehr aus – weil sie einfach nicht mehr durchdrängen zu uns.

Online hat das ZDF die Datumsangabe übrigens einfach weggelassen. Auch eine Lösung.


PS: Manchmal macht es richtig Spaß, den Korinthenkacker zu spielen. Vor allem, wenn sonst nix passiert ist.

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19 September 2007

Was Kohl mit Blutwurst zu tun hat



Neulich fiel mir eine 30 Jahre alte Ausgabe von Konkret in die Hände.

Ich stöberte amüsiert darin herum, seufzte nostalgisch und stieß gegen Heftende auf eine Reportage. Sie berichtete in recht überheblichem Ton von einer Tagung, auf der auch der damalige CDU-Kanzlerkandidat Helmut Kohl sich den Magen vollschlug.

Die hämische und im Rückblick so lachhaft falsche Prognose des Autors – Kohl schaffte später traumatisierende 16 Jahre Regentschaft – hat etwas Tröstliches und zugleich Beunruhigendes.

Sie zeigt: Niemand stehen Wesen und Schicksal dechiffrierbar im Gesicht geschrieben, seien es nun Kanzler, Serienkiller – oder Hexenazubis.



Ja, frau kann sich wirklich zur Hexe ausbilden lassen, wie ich erstaunt einem Aushang in der Marktstraße entnehmen darf. Es wird Kräuterkunde gelehrt und der Umgang mit Räucherwerk, im Mittelpunkt freilich stehen Magie und Rituale.

Die Pointe aber lauert am Ende der Seite, und dafür liebe ich die Hexenausbilderin sogar ein wenig: „Garantiert ohne Esoterik“ steht da. Haha.

Das klingt wie Blutwurst ohne Blut, Wasser ohne Nass, Kohl ohne Kanzlerschaft oder Schäuble ohne Lust auf Verfassungsbruch.

Womit wir wieder mal einen schier unmöglichen Bogen geschlagen haben. Aber mich stört’s ja nicht.

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31 August 2007

Ich sehe gelb

Zum Glück gibt es den Spiegel. Ohne seine aktuelle Titelgeschichte „Die gelben Spione“ wäre mir das Ausmaß der chinesischen Gefahr niemals bewusst geworden.

Genauer gesagt haben wir den Kampf gegen die asiatische Invasion längst achtkantig verloren. Denn laut Spiegel-Statistik (Foto) gibt es in Deutschland schon jetzt – festhalten! – über 75 Millionen Chinesen! Und jeder ein Spion!

Empörend, dass dem Spiegel-Kritiker Oliver Gehrs diese schockierende Tatsache in seiner aktuellen Videoblogkolumne „Blattschuss“ nicht die kleinste Bemerkung wert war.

Ich glaube, ich wandere aus – nach China. Dort müssten sie nach diesem gewaltigen Exodus der Spione ja genug Platz haben.

Vielleicht könnten wir auch einfach die Länder tauschen.

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28 Juli 2007

Nass und baff

Wenn man an einem Samstag genau dreimal das Freie aufsucht, und das Wetter geruht, jeweils genau dann einen brachialen Wolkenbruch zu inszenieren – dann fühlt man sich auf einmal ganz schön wichtig. Und nass. Dreifach.

Wie ich außerdem erstaunt erfahren muss, sind die
Tagesschau-Damen Laura Dünnwald und Caroline Hamann beide gleichzeitig schwanger – und ich wusste nicht mal, dass die beiden überhaupt einen Unterkörper haben.

Merkwürdiger Tag, echt.

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27 Juli 2007

Sexy auf Sächsisch

Wegen der neuesten Skandale bei der Tour de France, die ich mit fröhlicher Häme verfolge, möchte ich mir mal wieder die Mopo kaufen. Also stoppe ich morgens am mobilen Kiosk des urigen Sachsen von der Kreuzung.

„„Döss iss heude owwer de falsche Zeidung“, strahlt er mich augenzwinkernd an.“ Was denn die richtige sei heute, merke ich interessiert auf. „Ei, de BILD!““, juchzt er hochvergnügt. „Weil, die had heude ’’n sexy Bild!““

In meinen Ohren klingt das nach der üblichen Busentussi von Seite eins. Doch der Sachse, das weiß ich aus Erfahrung, hat es fingerdick hinter den Ohren und sicher noch einen Überraschungspfeil im Köcher.

Also begehre ich unverzüglich den Beweis für seine Behauptung präsentiert zu bekommen. Das hat der Fuchs vorausgesehen. Vorfreudig in sich hineinkichernd zückt der fidele Weißbart eine bereits beweiskräftig zurechtgefaltete BILD-Ausgabe und hält sie mir erwartungfroh hin.

Ich sehe Angela Merkel, sie trägt ein von oben bis unten fliederfarbenes Kostüm.

„Jö, döss is dor Frihling!“, gluckst der Sachse und genießt mein verunsichertes schiefes Grinsen. „Fliederforbm!“, klopft er sich im übertragenen Sinne auf die Schenkel, dass es kracht, „döss is owwer werglich wos fir Männerohchen, nich wohr?“

Ich komme nicht umhin, vorbehaltlos zuzustimmen. Danach muss ich ihm dennoch eröffnen, die bei mir eh schlecht beleumundete BILD nun erst recht nicht mehr kaufen zu wollen, da ich ja das sexy Bild schon gesehen habe, und welche größere Attraktion könnte mir die BILD darüberhinaus
schon noch bieten?

„Döss konn ich verschdähn!““, ruft der Sachse lachend aus. Dann packt er frohgemut die BILD wieder ein und eine Mopo aus.

Über die letzten Skandale bei der Tour de France steht dann aber gar nichts drin, nur über die vorletzten.


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29 Juni 2007

Polnischer Nachtrag: Der nasse Slip

Wir hatten uns ein paar Fahrkarten gekauft und in die Tram gesetzt, wie wir es oft tun in unbekannten Städten.

Einfach losfahren und irgendwann, irgendwo aussteigen, wo es hübsch ist. Später wieder ein- und umsteigen, ins Blaue hinein die Fremde erkunden, und alles für ein paar Zloty (die „Swoti“ ausgesprochen werden, aber das nur nebenbei).

So waren wir kreuz und quer durchs öffentliche Verkehrsnetz von Danzig mäandert und irgendwie in Brzezno gelandet, einem kleinen Vorort direkt am Meer, dessen Seebrücke auf dem Foto zu sehen ist.

Brösen, wie das Städtchen früher auf deutsch hieß, ist nicht so überdeutlich auf Touristen abgestimmt wie Zoppot. Nein, hier gehen traditionell die Arbeiterfamilien baden, hier verleiht niemand Strandkörbe.

Der Sand ist feinkörnig und weißgelb, man sinkt sanft ein beim Gehen, und an jenem Tag lag die Ostsee bereitwillig flach da und glitzerte in der Sonne wie eine einzige Verlockung. Unwiderstehlich.

Einziges Problem: Badesachen hatten wir keine dabei, und von FKK halten die Polen ungefähr so viel wie von Schwulen und Lesben, nämlich wenig. „Dann gehe ich eben in Unterhosen rein“, informierte ich Ms. Columbo und schritt sofort zur Tat.

Eine halbe Stunde lang erfreute ich mich meines aquatischen Daseins. Allmählich aber schob sich mir das Problem des Landgangs ins Bewusstsein.

Mein Slip nämlich flatterte mir schon im trockenen Zustand nicht gerade um den Hintern (und um alles andere, was so ein Slip zu umhüllen hat). Die Aussicht, damit aus dem Wasser zu steigen und einen Strand voller polnischer Familien mit sehr vielen Kindern zu betreten, bereitete mir zunehmend Unbehagen.

Und das war berechtigt. Denn der wassersatte Slip tat an der Luft genau das, was man von ihm erwarten durfte: Er schmiegte sich mir derart eng an die Haut, als wäre er aufgesprüht. Dabei arbeitete er sämtliche drunter liegenden Körpermerkmale aufs Deutlichste heraus.

Mich beschlich sogar das Gefühl, seine einst weiße Farbe habe sich völlig verflüchtigt und einer weitgehenden Transparenz Platz gemacht, der polnische Familien mit sehr vielen Kindern nicht gerade mit uferloser Toleranz zu begegnen bereit wären.

Manchmal träumt man ja davon, aus heiterem Himmel öffentlich untenrum nackt dazustehen, und das sind keine schönen Träume, wirklich nicht. Doch das hier war kein Traum.

Ich zuppelte ein wenig am Slip herum in der Hoffnung, die dadurch einströmende Luft möge eine Art Blase unterm Stoff bilden, so dass darunter
alles einigermaßen im Vagen verschwände. Doch mit einem kurzen präzisen Schmatzen sog sich die Unterhose wieder fest – wie die Abgussform einer hyperrealistischen Skulptur, die in Polen nur ohne Jugendfreigabe ausgestellt werden dürfte, wenn überhaupt.

Mir fiel meine Mütze ein, mit der ich aus Sonnenschutzgründen schwimmen gegangen war. Ich nahm sie ab und hielt sie wie zufällig vor die problematische Region. Und so stapfte ich verkrampft durch den weißgelben Sand hoch zu Ms. Columbo, die mich mit spöttischem Grinsen empfing.

Die Situation war damit allerdings noch nicht überwunden. Ohne Handtuch war ich dazu verdammt, mich vom Brösener Wind trocknen zu lassen, ehe ich dazu übergehen konnte, mich wieder polengemäß korrekt zu kleiden. Und das zog sich hin.

Der Slip selbst hingegen, dessen besonders problematische Vorderseite ich noch immer mühsam mit der Mütze verdeckte, schien sich jeder Verdunstungsaktivität hämisch zu verweigern. Das würde Stunden dauern.

Eine schnellere Lösung musste her. Unterwegs hatten wir an einem Kiosk die einzige deutsche Tageszeitung gekauft, und sie erwies sich nun als Rettung. Ms. Columbo versuchte meine Körpermitte mithilfe der ausgebreiteten Blätter (ich glaube, es war der Sportteil) möglichst umfänglich zu verdecken, ich zog mir dahinter fahrig den verzweifelt klammernden textilen Wasserspeicher runter und die richtige Hose an.

Und so war doch wahrhaftig die Hamburger Tageszeitung Die Welt mal zu irgendetwas nütze.

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28 Juni 2007

Ars longa, vita Briefs

Wer auf den Tag genau 22 Jahre nach dem Tod des Gatten noch immer verdammt teure Gedenkanzeigen in der FAZ schaltet, ist entweder plemplem oder strebt nach dem Ideal der ewigen Liebe.

Bei Frau Briefs vermute ich einfach mal Letzteres. Ohne zu wissen warum.

Allerdings erwarte ich nun auch am 7. Juli eine Anzeige zum verpassten 87. Geburtstag des Verblichenen. Sonst muss ich den Fall einer kompletten Neubewertung unterziehen.

(Hoffentlich denke ich an jenem Tag auch dran, die FAZ zu kaufen, bei dem ganzen Trubel um Live Earth in Hamburg.)

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11 Mai 2007

Warum uns die Mopo allmählich langweilt:




Was dagegen an jenem einen horrorfreien Tag mit der Mopo-Redaktion los war, weiß wohl nicht mal John Carpenter:




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09 Mai 2007

An den Stapeln sollt ihr sie erkennen

Das verlässlichste Indiz für die bevorstehende Pleite eines Magazins liefert der Fitnessclubindikator. Sobald sich auf den Ablageflächen meines Clubs eine Zeitschrift anfängt zu stapeln, weiß ich, was los ist.

Es ist das letzte Aufbäumen. Verzweifelt versucht der Verlag, die unverkäuflichen Hefte loszuwerden, um den Werbekunden weiter eine stabile Auflage zu suggerieren. Doch vergebens: Wenn die Stapel erst mal meinen Fitnessclub vermüllen, ist nix mehr zu machen.

Monatelang türmte sich hier zuletzt die Zeitschrift Woman, „Nimm mich!“, lockte sie, und ich gab sogar nach und las einen Artikel über die Ursachen des Drehschwindels.

Doch die Stapel wurden immer mehr und jeder immer höher. Man hörte quasi live den Countdown ticken, und vorletzte Woche war es soweit: Gruner & Jahr meldete das Aus für Woman. Ich freilich wusste das schon länger, dank Fitnessclubindikator.

Seit einiger Zeit stapelt sich hier übrigens immer mal wieder die Zeitschrift Healthy Living. Der nächste Countdown läuft.

Übrigens sind auch dramatische Anzeigenpreisnachlässe ein ernstes Alarmzeichen. Insofern ist die aktuelle Schaltung der BILD-Zeitung im kress-express („Statt 331.331 Euro zahen Sie nur 200.000 Euro für 1/1 Seite“) ein echter Hoffnungsschimmer.

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Menschen- statt Frauenversteher

Nachdem ich heute auf Spiegel online Reinhard Mohrs vertrackte, aber pfiffig um die Ecke argumentierte Ehrenrettung des Oldschool-Feminismus gelesen habe (die derart pfiffig um die Ecke argumentiert ist, dass ich sie erst noch mal nachlesen müsste, um sie verständlich referieren zu können), kam ich zu folgender Erkenntnis:

Ich will gar kein Frauenversteher sein; Menschenversteher würde mir schon reichen.

(Das heutige Foto hat übrigens keinen Bezug zum Text.)

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04 Mai 2007

Kurzmeldungen inkl. Blogger helfen BILD (2)

*** Jaaa, ich bin die Nummer eins! Und zwar bei einem drolligen Suchbegriff, über den ein offenbar noch drolligerer Mensch heute auf meine Seite kam: „Nacktbilder mit Socken an“. Der Droll (sic!) fand aber nicht via Google hierher, sondern über eine Suchmaschine, von der ich noch nie gehört hatte: www.lemmefind.de. Egal – Nummer eins ist Nummer eins.

*** Beim gestern angesprochenen Tokio-Hotel-Konzert hielt ein Mädchen ein Plakat hoch, worauf stand: „Bill, signier mich von innen!“ Der Spruch ist wirklich nicht unoriginell, Respekt.

*** Überreichte Opa Edi (Foto) heute im Nuttenturm das Hölzerne Kalauerkreuz am Bande für eine gerade wegen ihrer Beiläufigkeit besonders großartige Definition: „Den Geschlechtsakt zwischen mehreren Problem-Koalas nennt man Große Koalition.“ Das Kalauerkreuz hatte ich allerdings auf ein Hemd drucken lassen, um seinen bevorstehenden Umzug ins Allgäu nicht durch ein hölzernes Objekt zusätzlich zu erschweren. Darauf musste er erst mal an der Flasche Genever nuckeln.

*** Apropos Umzug: Erwäge ernsthaft, der BILD-Zeitung unentgeltlich beim Packen für Berlin zu helfen. Damit es schneller geht. Vielleicht könnte daraus sogar eine zweite „Blogger helfen BILD“-Aktion werden.

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28 April 2007

Wie Ahlen gegen St. Pauli mal fiktiv führte

Auf dem Liveticker von kicker.de tauchte heute Abend das dokumentierte Zwischenergebnis auf: Ahlen führte 1:0 am Millerntor. In der 9. Minute sei das Tor gefallen, hieß es erläuternd, sogar der Schütze war namentlich aufgeführt.

Allerdings hatte kicker.de diese merkwürdige (Fehl)Information weltweit exklusiv. Aber beunruhigt war ich schon.

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29 März 2007

Peng, du bist blöd!

Einst schoss er scharf in Wimbledon, inzwischen kämpft Ex-Tennisstar Michael Stich mit allen verfügbaren Waffen gegen Aids.

Ein Plakat seiner neuen Kampagne zeigt das abgebildete Motiv: Einem nackten Mann wächst statt des besten Stücks eine Pis(s)tole aus dem Bauch, vor ihm kniet eine halbnackte Frau und hat die Wumme im Mund. Daneben steht: „Zwischen Leben und Tod liegen nur 0,003 mm Latex.“

Wie
aber eine hauchdünne Gummischicht, welche der Pistole eventuell übergezogen ist (das kann man nicht erkennen), jene Kugel aufhalten soll, die Madames Daumen unzweifelhaft in der nächsten Sekunde abfeuern wird, das weiß nur der Stich.

Metaphern, soviel ist sicher, sind Glückssache.

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10 März 2007

Birnen zu Eierbechern! (2)

Zwei Dinge im Zusammenhang mit dem Eintrag von vorgestern sind geradezu erschütternd. Zum einen der abgebildete echte Haushaltstipp, der in der aktuellen Ausgabe der „Frau von Heute“ auf der gleichen Seite steht wie mein gefälschter.

Wenn so etwas als ernsthafter Vorschlag unzensiert abgedruckt wird, brauchen wir uns um Fakes nicht mehr zu bemühen. Mit saurer Milch Kacheln putzen! Und danach nur noch mit Nasenklammer durch die Wohnung stromern, oder was?

Ja, das hat mich erschüttert. Und der Anruf bei meiner Mutter auch. Ich erzählte ihr fairerweise von meinem kleinen Scherz in ihrem Namen (Düngen mit Salatabtropfwasser, haha!), zumal sie ja die bald eingehenden zehn Euro Honorar richtig einstufen soll, und was antwortete sie? „Na hör mal, das mache ich schon immer so!“ Ich bin zerschmettert.

Nach diesen beiden Erschütterungen halte ich es jetzt auch für denkbar, bei der „Frau von Heute“ mit Boschs hintersinnigem Vorschlag aus den Kommentaren zum letzten Beitrag durchzukommen:

„Spinat schmeckt übrigens wesentlich besser, wenn man ihn kurz vor dem Servieren durch frittierte Pommes ersetzt.“

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09 März 2007

Birnen zu Eierbechern!

Haushaltstipps von Leserinnen für Leserinnen sind eine feste Rubrik in billigen Yellow-Press-Blättern. Da erzählen etwa mit allen Abwaschwassern gespülte Frauen, sie würfen Butterpapier nie weg, weil man die dran klebenden Fettreste ja immer noch dazu verwenden könne, ein Backblech einzuschmieren. Toll!

Und fantasieanregend. Vor einigen Wochen entschloss ich mich zu einem kleinen Scherz, der folgende Anforderungen zu erfüllen hatte:

a) Mein Haushaltstipp (den ich natürlich im Namen meiner Mutter einzureichen gedachte) musste angemessen absurd sein.
b) … aber nicht so absurd, dass er gar keine Chance auf Veröffentlichung hätte.
c) Der Ton des Briefes musste dem Duktus und Weltbild des Zielpublikums entsprechen; ich schlüpfte also mental in den Kopf einer Hausfrau jenseits der 50.
d) Das Schreiben durfte keinesfalls perfekt sein; gezielt eingeschmuggelte Eigenwilligkeiten der Wortwahl sowie kleine Rechtschreibfehler und komische Zeichensetzung sollten die Glaubwürdigkeit steigern.

Nach einigen Überlegungen schickte ich folgendes Schreiben an die Springer-Zeitschrift „Frau von Heute“:

Liebe Lesertipp-Redaktion,
abends mache ich meinem Mann und den Kindern oft einen Salat, meistens Rauke ("Rukola" ist mir zu "NEUMODISCH"!!). Jetzt mein Tipp: Ich nehme das Abtropfwasser aus der Salatschleuder als Gießwasser für die Blumen! Und zwar nicht nur deswegen, weil das Wasser sonst einfach weggeschüttet wird, sondern auch wegen der Nährstoffe, die beim Salatwaschen ins Wasser gespült werden, sie wirken wie Dünger!! Meine Blumen wachsen seitdem wunderbar! Allein was ich an Phosphat spare ist imens. Hoffentlich ist dieser Tipp nützlich für alle „FRAU VON HEUTE“-LeserInnen.
Ms. Columbo war nach der Lektüre skeptisch. Meine Rucola-Erörterung fand sie verräterisch, einfach zu starken Tobak. Reflektierte die „Frau von Heute“-Leserin jenseits der 50 wirklich über Sprachmoden?

Ich war nach dem Abschicken auch nicht mehr überzeugt. Stark fand ich dagegen weiterhin die kreischigen Ausrufezeichen an einigen Stellen, vor allem die verdoppelten. Auch auf die falsch eingesetzten Anführungsstriche war ich stolz.

Und das „LeserInnen“ am Ende schien mir eine ideale Schmeichelei für die „Frau von Heute“-Lesertipp-Redaktion zu sein, die in ihrem Frauenbild ja gewiss schon in den späten 70ern angelangt war, als das große, vermeintlich geschlechternivellierende I seinen unheilvollen Siegeszug durch Soziologiereferate, „Emma“-Texte und schließlich „taz“-Artikel anzutreten begann. Wobei man zuungunsten der Redaktion anmerken muss, dass die Rubrik „Lesertipps“ heißt und nicht etwa „Leserintipps“ oder gar „LeserInnentipps“.

Jedenfalls ging das Schreiben so raus. Dann geschah lange nichts. Bis heute – ich erhielt nämlich folgende Mail von „Frau von Heute“:

Sehr geehrte Frau Wagner,
vielen Dank für die Zusendung Ihres Lesertipps!
Der Tipp zum Thema Salatwasser hat uns so gut gefallen, daß wir ihn in der FRAU VON HEUTE Ausgabe 11 vom 9. März 2007 auf S. 37 veröffentlicht haben.
Ihre Bankverbindung hatten Sie uns ja bereits genannt, aber unsere Buchhaltung benötigt noch Ihre Postanschrift. Es kann dann bis zu vier Wochen dauern, bis Sie den Betrag über 10,- Euro erhalten. Wir möchten Sie daher um Verständnis und etwas Geduld bitten.
Mit den besten Grüßen aus Hamburg
Tja – bingo! Es ist ein gutes Gefühl, meine Mutter um zehn Euro reicher gemacht zu haben. Aus dieser Aktion würde ich nun gerne ein blogosphäreweites Stöckchen machen.


Also: Wem fallen schön bizarre Haushaltstipps ein, die trotz ihrer kaum verhohlenen Hirnrissigkeit die Firewalls der Yellow Press passieren und es wirklich bis zur Drucklegung schaffen? Übrigens haben alle einschlägigen Frauenzeitschriften aus dem Billigsegment diese Rubrik, es muss also nicht unbedingt die „Frau von Heute“ sein.

Bitte setzt mich bei jeder einschlägigen Mail auf BCC. Jede erfolgreich (am besten per Link) nachgewiesene Veröffentlichung belohne ich dann mit einer der legendär sagenhaften CDs aus meinem reichen Bestand.

Und nun auf, ihr tapferen Anarchisten des Web – zeigt ihnen, wie man aus kaputten Glühbirnen noch passable Eierbecher machen kann!


PS: Mein Tipp ist in der „Frau von Heute“-Datenbank noch nicht zu finden, aber lange kann’s ja nicht mehr dauern.

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05 Februar 2007

Jetzt wird auch Wikipedia geschwärzt

Die Diskussion um das von der Schauspielerin Hannah Herzsprung verhunzte Interview, welches das U_mag mit geschwärzten Stellen veröffentlichte, hat Wikipedia erreicht.

Irgendwer versucht nämlich dort weiterzumachen, wo die Streichorgie im U_mag aufhörte. Der letzte Woche auf Herzsprungs Wikipedia-Seite eingetragene Verweis auf das Interview war schon nach einem Tag wieder weg (Begründung: „U_mag irrelevant!“), tauchte dann aber kurze Zeit später wieder auf („keineswegs irrelevant“ – und ich war das nicht!).

Heute nun wurde die unstrittig wahrheitsgemäße Passage schon wieder entfernt. Rechtfertigung:


„Ich halte den Text für biografisch irrelevant. Außer auf dem verlinkten Blogeintrag ist diese überaus merkwürdige Art von Journalismus, mit der sich U Mag bestimmt keine neuen Freunde macht, kein Thema in den Medien. 16:17, 5. Feb. 2007 (CET)“.

Nun, gut recherchiert war das nicht. So war das geschwärzte Interview z. B. gestern der Welt einen sympathisierenden Verweis wert. Und das erfreuliche Feedback von vielen neuen Freunden, das die Redaktion zurzeit erreicht, ähnelt dem Eintrag im Betonblog, wenngleich es in der Regel weniger drastisch formuliert ist …

Mit der gleichen Strategie, mit der das Interview gerupft wurde, fuhrwerkt man also jetzt bei Wikipedia herum – und glaubt, der jungen Schauspielerin damit einen Gefallen zu tun.

Ich glaube, das ist ein Irrtum.

PS: Nur für den Fall, dass der fleißige Radierer nachhaltigen Erfolg haben sollte, folgt hier die von mir modifizierte Passage im Wikipedia-Eintrag, die ihm so unerträglich ist:

Im Januar 2007 ließ Hannah Herzsprung einen Interviewtext des U_mag, der ihr zur Autorisierung vorgelegt wurde, stark zusammenstreichen. Das Magazin entschloss sich daraufhin, das Interview inklusive der von Herzsprung geschwärzten Stellen abzudrucken.“

Empörend, nicht?

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04 Februar 2007

Mit Suppe oder gar nicht

Als ich morgens in „Bigi’s Shop“ in der Hein-Hoyer-Straße die Sonntagszeitung aus dem Ständer zu friemeln versuche, eilt Bigi, eine schnauzbärtige, runde und sehr wahrscheinlich türkische Frohnatur herbei, um mir eine helfende Hand zu reichen.

Das ist auch nötig, denn heute klebt der Sonntagszeitung etwas auf, was nicht abfallen soll, und natürlich ist mir das beim Friemeln schon passiert. Jetzt muss das abgefallene Etwas zwischen den anderen Zeitungen herausgefischt werden.

Bigi gelingt das rasch – und reicht mir zufrieden die Sonntagszeitungsbeilage von heute: eine Tüte „Waldpilz Suppe“ von Knorr, für zwei Teller.

Ich mustere die Tüte, vermag es aber nicht, Begeisterung zu heucheln. Im Gegenteil: Ich signalisiere Bigi schonend, lieber auf die Suppe verzichten zu wollen – und schlage hintersinnig vor, er könne mir doch die Zeitung schenken, sofern ich die Suppe daließe.

Bigi lacht auf, der Schnauzer wackelt, und seine Augen weiten sich, aber auch vor Wachsamkeit. Nein, nein, erklärt er unvermittelt ernst, er müsse die Suppe mit der Zeitung herausgeben und umgekehrt, das eine nicht ohne das andere, dazu sei er verpflichtet. Man habe es ihm ernsthaft eingeschärft: keine Zeitung ohne Suppe. „Die haben dafür bezahlt“, raunt er verschwörerisch und meint damit ohne Zweifel Knorr.

Na gut, sage ich, dann nehme ich eben beides. Und jetzt besitze ich eine Tütensuppe, für zwei Teller, laut Packung mit edlen Steinpilzen. „Eine“, wie es unbeholfen tautologisch weiter heißt, „feine Weißweinnote gibt dieser Suppenkreation eine besondere Note“ – offenbar hatte Knorr angesichts der nicht mal ausreichend hohen Investitionen in edle Steinpilze kein Geld mehr für fähige Texter.

Das scheint mir übrigens auch oft für die Sonntagszeitung zu gelten.
Insofern: eine logische Verbindung.

(Und wer mir jetzt spitzfindig damit kommt, die Sonntagszeitung investiere doch gar nicht in edle Steinpilze, den schimpfe ich lauthals KORINTHENKACKER.)

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27 Januar 2007

Herz mit Sprung in der Schüssel

(Quelle: U_mag)

Normalerweise halte ich berufliche Dinge fern von diesem privaten Blog. Heute mal nicht, der Anlass rechtfertigt es.

Ein Kollege hatte ein Interview mit dem jungen Schauspieltalent Hannah Herzsprung geführt. Alles lief gut. Danach allerdings verlangte das Management, die Antworten seines Schützlings vor Veröffentlichung zu sehen und bei Bedarf zu verändern.

Das ist nicht neu, sondern eine Unsitte, die grassiert und gegen die man sich als Redaktion nach besten Kräften wehren muss. Manchmal sagt man aber: Okay, schauen wir mal, was dabei herauskommt; das Thema ist uns wichtig.

Und das, was auf dem heutigen Foto zu sehen ist, kam im Fall Herzsprung dabei raus: Die lustige Mimin hat fast drei Viertel ihrer Antworten im Nachhinein schlicht gestrichen. Nicht korrigiert, verfeinert, geschärft. Nein: eliminiert.

Damit war das Thema natürlich gestorben; schließlich ist man als Redaktion ja nicht der Erfüllungsgehilfe einer blindwütigen Imagesteuerung. Was blieb, war die gedruckte Dokumentation dieses grotesken Akts der Selbstzensur. Sie zeigt, welche gähnenden Abgründe von Paranoia sich in der Showbranche bisweilen auftun.

Jetzt gibt es auf unserer Herzsprung-Doppelseite nicht mehr viel zu lesen, aber dennoch viel zu sehen.

Und zu begreifen.

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01 Januar 2007

Ich hab's ja gesagt …


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