Nur die Liebe dellt (2)
Der Wagenbesitzer entpuppte sich als gutgelaunter Mann kleinasiatischer Herkunft. Das war seinem temperamentreichen, doch grammatikarmen Deutsch zu entnehmen.
Er bat um die Herausgabe des Beweisfotos in bestmöglicher Qualität. Damit wollte er feststellen, wer seinen Wagen sexuell missbraucht hatte. Der Schaden nämlich sei groß, die Missetäter müssten ermittelt werden.
Es täte mir Leid, zeigte ich Mitgefühl, doch das Foto dürfe ich keinesfalls herausgeben. Immerhin könne ja jeder ankommen mit diesem Wunsch; woher solle ich wissen, ob er überhaupt der Mercedesbesitzer und somit Inhaber eines berechtigten Herausgabeinteresses sei … Und außerdem müsse ich eh die Persönlichkeitsrechte des Pärchens schützen, was auch am vorsorglich angebrachten Augenbalken bereits ablesbar sei.
Ich empfahl ihm abschließend den Gang zur Polizei, und wenn diese Herren später bei mir auf der Matte stünden, so würde ich mich widerwillig der Macht des Gesetzes beugen und das Beweisbild herausrücken. Aber nur dann.
Grundsätzlich stand er meinen Ausführungen erstaunlich gelassen gegenüber. Sein Problem war nur: Er hatte den Verdacht, beim Auto-erotischen Paar handele es sich um Freunde von ihm, und sollte das so sein, sähe er natürlich von einer Anzeige ab und regle das lieber privat, auf dem kurzen Dienstweg sozusagen.
Wir vertagten uns erst einmal ergebnislos. Eine Stunde später rief er wieder an. Er war so aufgeräumt, als käme er gerade aus einer Helge-Schneider-Show. Wie sich herausstellte, hatte er nun den tatverdächtigen Freund an seiner Seite – und der hatte alles zugegeben. Nun begehrte auch der Freund mich, den Dokumentar seiner Manneskraft, persönlich zu sprechen.
„Sa’ma, iss das Foto gute Qualität? Ich brauch Abzüge!“, rief der Rammler begeistert aus, „iss doch ’n subber Andenken!“
Im Bestreben, seine Hoffnungen etwas zu dämpfen, verdeutlichte ich ihm, dass ich die Szenerie, deren Hauptakteur er gewesen war, schon ein wenig hatte heranzoomen müssen. Eine gewisse Grobkörnigkeit sei somit nicht auszuschließen.
Ich spürte seine Enttäuschung und überlegte, wie ich den armen Tropf wieder etwas aufmuntern könnte, doch da hatte ihm der Mercedesbesitzer auch schon wieder das Telefon entwunden.
„Lass uns doch mal“, schlug er glucksend vor, „auf der Reeperbahn ein Bierchen zusammen trinken.“
Ein Vorschlag, der viel zu reizvoll ist, um nicht darauf einzugehen. Ich wüsste auch schon jemand als Geleitschutz.
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