.comment-link {margin-left:.6em;}

Die Rückseite der Reeperbahn

In memoriam | Mein Shirtshop | Twitter | RSS-Feed abonnieren | Mail: mattwagner {at} web.de

Mein Foto
Name: Matthias Wagner
Standort: Hamburg, Germany

Schreiberling




21 Februar 2010

Kein Risiko



Matt
zum alten Freund C: „Wie geht es eigentlich deiner Tochter?“

Junge frische Freundin des alten Freundes C. mit aufgerissenen Augen zum alten Freund C.: „Was: Du hast eine TOCHTER?“

Exakt wegen dieses denkbaren Gesprächsverlaufs fragte ich meinen alten Freund C. (M., scharf) in Gegenwart seiner jungen frischen Freundin dann doch lieber nicht nach dem Befinden seiner Tochter. Und als sie mal nicht dabei war, dachte ich nicht dran.

Vielleicht ist das aber auch alles völlig unwichtig.



Labels: , ,

12 Februar 2010

In Schillers Quetsche



So daunig und ätherisch, so wolkigweich verwunschen, so pathos- und gefühlsumflort die elektronische Musik von Schiller alias Christopher von Deylen auch ist: Sein Händedruck ist definitiv Heavy Metal.

Damit nimmt er schlagartig Platz 2 in meiner persönlichen Härtehitliste ein, direkt hinter dem (freilich unerreichbaren) Kalle Schwensen.

Von Deylens Händedruck widerfuhr mir heute im Restaurant Kochlabor, wo besorgt dreinschauende Männer aus Holz an den Wänden kleben – und mit genau diesem Gesichtsausdruck werde ich der nächsten Begegnung mit Schiller entgegenblicken.

Vor einer mit Kalle Schwensen freilich sähe ich eher aus wie der Typ auf Edvard Munchs Gemälde „Der Schrei“.

Am besten meidet man also beide.



Labels: , , ,

30 Januar 2010

Und als nächstes Voodoopuppen?

In einem Behandlungszimmer meines Hausarztes – zum Glück im kleinsten, schäbigsten und deshalb von mir zuvor noch nie betretenen – hängt ein Riesenplakat an der Wand. Es ist überschrieben mit „Ohrakupunktur-Tafel“.

Diese Übersicht, bei der Hirnrissigkeit und Detailreichtum eine unheilvolle Allianz geschmiedet haben, behauptet, es gäbe Punkte an meinem Ohr, die hingen direkt mit meinem Hintern zusammen. Oder meiner Gebärmutter.

Das Plakat faselt von „Meridianen“ und „Energielinien“, also lauter zusammenfantasierten Schimären, deren experimenteller Nachweis bisher immer laut krachend scheiterte und für deren Erforschung man deshalb hinfort bittebitte keinen Cent mehr ausgeben soll. Abgemacht?

Das Plakat als solches wäre natürlich kein Problem (ich meine, es gibt Leute, die lesen Vampirromane und hängen trotzdem keinen Knoblauchkranz ans Küchenfenster) und sein Verfasser nur ein interessanter Fall für einen einfühlsamen Psychotherapeuten – …

… hinge dieses Ding nicht ausgerechnet im Behandlungszimmer meines Hausarztes.

Was kommt als nächstes – Voodoopuppen? Das Handeln dieses mir stets ehrenhaft und seriös vorkommenden Mannes schien mir bisher von überprüfbaren Erkenntnissen geprägt und weniger von Spinnereien aus einer eh von Spinnereien komplett durchsuppten Zeit, als man noch an Drachen, fliegende Teppiche und die Scheibenform der Erde glaubte.

Kurz: Ich war nachhaltig erschüttert.

Dummerweise ist der Mann gerade im Schiurlaub, weshalb ich ihm nicht persönlich mein Vertrauen entziehen konnte. Und vielleicht – an diese Hoffnung klammere ich mich jetzt – weiß er auch gar nichts von diesem vertrauenserodierenden Schaubild, sondern es war die Interims- und Assistenzärztin, die den (auch künstlerisch erbärmlichen) Humbug heimlich aufgehängt hat.

Bei ihrer Diagnose verließ sie sich übrigens dann doch lieber auf Laboranalysen und Röntgenbilder. Sonst hätte ich ihr auch was gehustet.

(Andererseits: Das hab ich auch so. Aber aus anderen Gründen.)

PS: Von irgendwelchen ohrakupunkturverteidigenden Kommentaren bitte ich dringend abzusehen. Der Effekt wird eh nur der sein, dass ich das Bedürfnis verspüre, Ihnen die Nummer eines einfühlsamen Psychotherapeuten rauszukramen. Und danach können Sie schließlich auch selber googeln.


Labels: , , ,

06 Januar 2010

Krustenfixiert

Heute fiel mir ein schier genialischer Aphorismus ein, den ich sogleich vertwittern wollte. Plötzlich aber erschien er mir viel zu großartig, um als 140-Zeichen-Marginalie ein paar Hundert Followern vor die Füße geworfen und somit in den Internetorkus des baldigen Vergessens getreten zu werden.

Also hob ich ihn mir zwecks literarischer Verwendung auf. Und jetzt habe ich ihn vergessen.

Vielleicht lag das an der amnesischen Wirkung des Krustenbratens, den der Franke und ich mittags an einem einschlägigen Stand im Mercado zu uns nahmen. Ich machte die Verkäuferin explizit auf meine Krustenfixierung aufmerksam und betonte, ich nähme auch gern ausschließlich die Kruste, ohne weitere Fleischbeilage.

Sie lächelte ablehnend und schnitt mir kopfschüttelnd ein Stück ab, dessen Krustenanteil ich als eher suboptimal empfand, doch was war dagegen zu tun? Nichts. Der Kunde ist vielleicht König, doch eine Krustenbratenverkäuferin Gott. Mindestens.

Der Franke orderte sabbernd vor Verlangen das gleiche Mahl, und als er damit an den Tisch trat, fiel mir sofort eins auf: Er hatte mehr Kruste abgekriegt als ich. „Du hast mehr Kruste abgekriegt als ich!“, greinte ich empört. „Und das, obwohl ich meine Krustenfixierung doch wohl klar und deutlich verbalisiert hatte!“

„Ja-ha“, feixte der Franke, während er den ersten Bissen bereits zufrieden mümmelte. „Und weißt du, was die Verkäuferin zu mir gesagt hat: ,Tun Sie mir einen Gefallen: Zeigen Sie’s ihm nicht.’“

Manchmal hasse ich die ganze Welt, aber manchmal auch nur Krustenbratenverkäuferinnen. Insofern ein hassarmer Tag.

PS: Da ich vor lauter empörtem Greinen das Fotografieren vergaß, gibt es heute mal wieder ein Bild, das nur sehr partiell etwas mit dem Eintrag zu tun hat. Aufnahmeort: Zeisehallen, vorm großen Wintereinbruch.


Labels: , , ,

21 Dezember 2009

Die gute Samariterin



Kälte, Eis und Schnee senken die Vollhorstquote auf dem Kiez erheblich, wie dieses Foto der Seilerstraße von heute Abend eindrucksvoll beweist: Kein einziger ist darauf zu sehen.

Doch es gibt ja auch eine erstaunlich hohe Anzahl furchtbar netter St. Paulianer, die aber auf diesem Foto ebenfalls nicht zu sehen sind. Einer Vertreterin dieser Spezis begegnete ich unlängst bei Edeka, und zwar an der Kasse.

Ich Vollhorst hatte meine Börse zu Hause vergessen, und nach dem Zusammenkramen all meines Kleingeldes kam ich auf genau 1,31 Euro zu wenig. Die Schlange hinter mir runzelte bereits die Stirn, doch was tat die Verkäuferin? Sie erbot sich, mir 1,31 Euro ihres Trinkgeldes zu leihen.

Ich wusste bis dahin schändlicherweise nicht einmal, das Supermarktverkäuferinnen überhaupt trinkgeldberechtigt sind. Doch so ist es; die 1,31, die sie mir herüberreichte, sprachen Bände. Verlegen und unter Rückzahlungsversicherungs- und Dankesgestammel nahm ich die Münzen an, nur um sie ihr kumuliert um meine eigenen kläglichen Vorräte sogleich wieder auszuhändigen.

„Bis 3 bin ich noch hier“, sagte sie. Ich huschte nach Hause, holte meine Börse und eine Flasche Weihnachtslikör, huschte wieder zu Edeka – und fand die Samariterin nicht mehr. Weder an der Kasse noch im Laden.

Ihren Namen hatte ich mir leider nicht gemerkt. Und um eine x-beliebige Kollegin mit einer Personenbeschreibung („Diese dralle Blonde mit Zopf“) zu belästigen, fehlte mir traditionellerweise der Mut.

Eine Stunde später unternahm ich den nächsten Versuch – diesmal mit Erfolg. Die auf 2 Euro aufgestockte Rückzahlung nahm dieser Engel des Advents ebenso erfreut entgegen wie den Weihnachtslikör.

Insgesamt waren das die teuersten vier Brötchen meines Lebens. Keine Ahnung, warum ich mich auf dem Nachhauseweg trotzdem reicher fühlte als vorher.


Labels: , , ,

17 Dezember 2009

Zurück aus dem Wachkoma

Dieses Blog lag tagelang aus vollkommen ungeklärten Gründen im Wachkoma.

Während die Welt sich rührend um mich sorgte, gelang mir nicht die kleinste vernehmbare Äußerung, und die verzweifelte Hoffnung, man möge sich doch bittebitte via Twitter (links in der Leiste unterm Kalender, liebe Leser!) informieren, sie trog.

Stattdessen erhielt ich stirnrunzelnde Kommentare (nur per Mail, sie wurden ebenfalls nicht veröffentlicht) und sogar sorgenvolle Anrufe. Auch Hilfsangebote waren dabei, was mich besonders freute; Dank gebührt vor allem nodch, der technische Unterstützung in Aussicht stellte.

Das Phänomen des plötzlichen Lahmliegens, das aus dem Nichts gekommen war, verschwand indes auf genau die gleiche Weise – und das ist so hocherfreulich wie beunruhigend. Denn es kann wieder passieren.

Immerhin hat es sein Gutes: Ich merkte, wie sehr mein tägliches Bloggen mir ans Herz gewachsen war – und wie vielen Lesern es ähnlich ging. Zumal ich in der Zwischenzeit sogar einige berichtenswerte Erlebnisse hatte hier auf dem Kiez, darunter die splitternacktesten Tatsachen, die mir hier je unterkamen, es ist unfasslich.

Doch dazu mehr in den nächsten Tagen. Sofern jenes höhere Wesen, das wir alle verehren, mich lässt: das Internet.

Labels: ,

28 November 2009

Die falsche Schlange

Aldi im Brauquartier (Foto), an einem nassen dunklen Novemberfreitag. In der einzigen Kassenschlange nehme ich eine mittlere Position ein.

Schräg neben mich gesellt sich plötzlich ein grobschlächtig wirkender Narben- und Mützenträger mit einem Sechserpack Holsten im Arm. Klar, er will reingelassen werden, doch wenn er nicht fragt, kriegt er auch keine Antwort. So ist das.

Außerdem – und da ist geradezu der Kategorische Imperativ voll auf meiner Seite – darf man keinesfalls einen Menschen in mittlerer Schlangenposition als ersten ums Vorlassen ersuchen, sondern muss fairerweise hinten anfangen.

Schließlich kann niemand, der bereits ansteht, das Einverständnis jedes Einzelnen hinter sich voraussetzen – und das wäre unbedingt erforderlich, denn der Holsten-, Narben- und Mützenträger scherte ja nicht nur vor mir ein, sondern auch vor allen anderen dahinter.

Wie auch immer: Ich ignoriere den Mann und rücke ungerührt und schweigsam vor. Er nutzt allerdings die sich dadurch kurz öffnende Lücke, um sich wortlos hinter mir in die Schlange zu mogeln. Keiner sagt was. Präadventsdumpfheit.

Die Schlange ist inzwischen so lang wie ein Reisebus. Endlich bequemt sich Aldi, das Öffnen einer weiteren Kasse per Klingelzeichen anzukündigen. „Das wurde aber auch Zeit, dass es hier mal klingelt!“, blökt der Holstenmann hinter mir. Keiner sagt was.

Jetzt kommt der neue Kassierer, und vor und hinter mir stürzen sie alle ans frisch eröffnete Förderband. Mister Undgeduld ist nun Nummer 4 in der neuen Schlange, ich in meiner Nummer 6.

Doch es flutscht außergewöhnlich prächtig, mein Kassierer ist ein echtes As, eine Art Ribéry des Warenscanners, ich schiebe mich praktisch kontinuierlich vor und bin auf einmal auch schon dran. Als ich alles in den Wagen geräumt habe, linse ich hinüber zur anderen Schlange. Die Kasse ist schon wieder verwaist, es gab wohl ein Problem, ein technisches wahrscheinlich, so ist das ja meistens.

Der Grobschlächtige jedenfalls ist die kochende Nummer 3. Er hat also nur eine Position gutgemacht, ich fünf. Jetzt steht er da neben seinem Sechserpack und schüttelt bitter lächelnd den Kopf, seine Augen sind geschlossen.

Ich weiß, es ist nicht gerade ein weihnachtliches Gefühl und es wirft kein gutes Licht aufs Niveau meiner sittlich-moralischen Grundausstattung, doch ich lasse es einfach stillvergnügt zu, dieses kleine Bisschen Häme.

Zumal der Holstenmann sich noch nicht mal zum Trost an einer Flasche laben kann – er hat sie ja noch nicht bezahlt.


Labels: , , ,

16 Oktober 2009

Blanker Hass

Mancher Dinge kann man sich kaum noch mit dem eigentlich probaten Mittel der Ironie erwehren, weil sie in ihrer Häufung möglichweise keine Koinzidenz mehr sind, sondern etwas Düsteres, Schlimmes symbolisieren, mit dem die Luft, die uns umgibt, derart gesättigt ist, dass eine Explosion unweigerlich wird, vielleicht bald nicht mehr nur verbal.

Soweit die Theorie, empirsch abgeleitet. Die folgenden Ereignisse finden innerhalb einer Minute statt.

Als ich heute Abend auf der Radfahrt nach Hause an der Baracke vorbeikomme, wo täglich Nonnen die Armen mit Speisen versorgen, steht wie üblich eine Gruppe abgerissener Männer (es sind immer Männer) vor dem flachen roten Gebäude.

Sie stehen nicht auf dem Radweg wie sonst oft und gerne, sondern auf dem Bürgersteig. Ich muss also nicht klingeln wie sonst oft und ungerne, sondern kann einfach vorüberfahren. Als ich auf Höhe des Trios bin, dreht sich plötzlich einer um zu mir und brüllt mit der ganzen brachialen Kraft seiner Raucherlunge:


„FICK DICH, DU ARSCHLOCH!“

Diese Äußerung kommt in jeder Hinsicht derart überraschend, dass sie keine Reaktion ermöglicht außer der einer stoischen Weiterfahrt, mit der ich ein souveränes Michnichtgemeintfühlen signalisiere – der einzige schale und zudem geheuchelte Triumph, der in dieser Situation bleibt.

Noch unterm Eindruck dieses grundlosen Aggressionsausbruchs erreiche ich die Große Freiheit. Von rechts kommt eine Frau mit Hund, etwa 30 Meter weiter auf dem Gehweg sehe ich eine weitere Frau mit Hund. Der allerdings kläfft. Als ich vorbeifahre, kreischt die Frau aus der Großen Freiheit plötzlich:


„HALT DIE FRESSE, DU SCHEISSKÖTER!“

Innerhalb einer Minute, auf einer Strecke von kaum 100 Metern: zwei Hassausbrüche von derart sonischer Vehemenz, dass es einem kalt den Rücken hinunterläuft.

Was werden diese Menschen tun, wenn ihnen wirklich mal jemand Grund zum Hassen gibt? Welche beängstigende emotionale Textur liegt über diesem Land – konkretisiere: St. Pauli –, wenn man an jeder Ecke auf komplett abgebaute Beißhemmungen stößt?

Das kann ja eigentlich noch nicht an Schwarz-Gelb liegen.


Labels: , , ,

09 September 2009

27

Am Wochenende wollten wir uns auch mal einen 3-D-Film (Foto) anschauen. Optimistisch und beschwingt traten wir vor die Kinokasse. Dort allerdings verlangte ein professioneller Wegelagerer völlig überraschend die Gesamtsumme von 27 Euro von uns.

27 Euro?! Dachte erst, ich hätte mich verhört. Doch der zynischerweise mit einem unschuldig weißen Oberhemd ausstaffierte Schnösel grinste nicht. Er meinte es ernst – und lehnte zudem unter schlecht geheucheltem Bedauern alle üblichen Ermäßigungen ab. „Nicht für 3-D-Filme“, grummelte der geschulte Spitzbube desinteressiert triumphal.

Ms. Columbo und ich waren beide zu verwirrt und verdattert, um die Sache lauthals und unter Anzettelung eines an „Terminator 3“ geschulten Kundenaufstands abzublasen oder sie wenigstens kleinlaut in einen 2-D-Film umzumünzen. Stattdessen entrichtete ich wie hypnotisiert die geforderte Wuchermaut.

27 Euro. Dafür kann man bei Amazon einen neuwertigen DVD-Spieler kaufen, dafür muss eine Reinigungskraft fast vier Stunden arbeiten, und auf der Reeperbahn beginnt ungefähr dort sicherlich das untere Ende der Skala der Sextarife.

27 Euro. Umgerechnet wären das damals – manchmal muss man sich das noch mal bitterzart auf der Zunge zergehen lassen – rund 53 Mark gewesen. Für einen einzigen Film. Ohne Bier und Popcorn.

Immerhin weiß ich jetzt, warum Cinemaxx-Kassierer hinter Panzerglas sitzen müssen.

Labels: , , ,

06 August 2009

Suchanzeige



Herrchen ist sehr traurig, denn seine Begleiterin auf allen Kiezwegen ist ihm durch ungeklärte Umstände abhanden gekommen.

Name: Canon Ixus 970 IS


Merkmale: einäugig, silbrig schimmerndes Fell, etwas rundlich um die Hüften und überhaupt

besondere Eigenschaften: schaut überaus neugierig in die Welt, interessiert sich praktisch für alles, vor allem für Polizeieinsätze auf St. Pauli und unzüchtiges Verhalten in der Öffentlichkeit; schläft manchmal unverhofft ein mitten im Gucken, dann braucht sie eine gewisse Zeit, bis ihr Akku wieder aufgeladen ist (wie wir alle)

Charakter: sehr zutraulich, lässt sich von jedem drücken, leider!

zuletzt gesehen: am Dienstag, den 5. August, in meiner Umhängetasche

entlaufen: irgendwo zwischen Altona und St. Pauli

Finderlohn: ein Abend mit Herrchen im Copperhouse plus Lobpreis im Blog

PS: Die Fotos auf der Speicherkarte gehen KEINEN etwas an!
OKAY??


Labels: ,

30 Juli 2009

Fundstücke (52): Gepflastert



Seine übergroße Enttäuschung hat Jacob mit betont lapidarem Ton zu kaschieren versucht. Statt eines „Johannes, du vollverpeilter Transenbalg, wo steckst du!?“ dimmte er seinen Ärger auf ein schmallippiges „Schade“ herunter.

Wie tief gleichwohl seine Wunde ist, verrät ein Detail: das Pflaster, mit dem er seine Nachricht an die Haustür in der Detlev-Bremer-Straße pappte. Kein Tesa, nein: ein Pflaster. Allein dass Jacob ein solches Utensil anscheinend routinemäßig mit sich führt, lässt tiefe Einblicke in seine vulnerable Seele zu.

Johannes war übrigens auch abends, als wir dort vorbeikamen, noch nicht zurückgekehrt an den Ort seiner Terminflucht; sonst hätte er doch wohl Jacobs gepflasterte Nachricht abgenommen.



Labels: , ,

28 Juli 2009

Gesichtsschwäger

„Ich brauche einen gelben Sack“, sage ich zum Mann im Recyclinghof, „kriege ich vielleicht sogar zwei?“

Er greift in den Vorratsbehälter und reicht mir drei. „Weil heute Samstag ist“, sagt er. „Und weil wir Gesichtsschwäger sind.“

Ich starre ihn an. Er hat Brillengläser wie Glasbausteine, von seiner Zahnsanierung könnten ganze Gemeinschaftspraxen leben, und sein Grinsen ist so windschief wie seine Pickel zahlreich. Gesichtsschwäger …? Ich schaue hinter mich.

Aber da steht keiner.


Labels: ,

26 Juni 2009

Jacko, Charlotte und ein guter Grund für Grappa

Ein Tag, wie er nicht alle Tage vorkommt. Ein krasser Tag.

Zunächst mal will Michael Jacksons Tod verarbeitet sein. Allen ungerührten Sarkasten, die allein ihren Musikgeschmack zur Basis ihrer Empathie machen, sei Folgendes entgegengeschleudert: Wer das Unmögliche schaffte, zum größten und erfolgreichsten Popstar aller bisherigen Zeiten zu werden und dafür – wie Elvis – einen gleichsam märtyrerhaften Preis bezahlen musste, hätte auch eure Erschütterung verdient.

Es wäre – aufgepasst! – nur menschlich.

In zehn Jahren wird man euch fragen, wo ihr wart, als Michael Jackson starb, und ihr werdet es noch wissen. Das sagt alles. Ich übrigens saß am Rechner und erfuhr es über Twitter. Das sagt auch alles.

Danach zum Zahnarzt. Er bezeichnet meine dentale Situation als „traumhaft“. So gezahnpinselt verlustige ich mich trotz der drückenden Jackolast auf dem Stuttgarter Weindorf, einer bizarren alljährlichen Veranstaltung auf dem Rathausmarkt, die so funktioniert: schwäbische Trink- und Fressstände verkaufen den Hamburgern Müller-Thurgau und Maultaschen zu Mondpreisen. Großartig. Ich jedenfalls esse die schlechtesten Maultaschen meines Lebens, trockene, alte, lauwarme Dinger, vergleichbar mit drei Tage lang getragenen Socken.

Während meines Herumkauens auf dieser schwäbischen Spezialität dringen Gesprächsfetzen von Passanten herüber. „… Schädelbasisbruch …“, erzählte einer einem anderen, „wegen einer Bowlingkugel. Er hat versucht, sie zu köpfen. Eine Bowlingkugel.“

Es wird Zeit zu zahlen. „Hat es gesmeckt?“, fragt mich der keineswegs schwäbische, sondern ungefähr serbokroatische Tresenmann. „Nein“, antworte ich. „Nicht?“, fragt der Schwabensimulant zurück. „Ehrlich gesagt“, entschließe ich mich zu bedingungsloser Schonungslosigkeit, „das waren die schlechtesten Maultaschen meines Lebens.“ Er schaut erstaunt. „Echt?“ Echt.

Danach zu Saturn, Zweitfernseher kaufen. Muss lange nachgrübeln über die Metalldreiecke (Foto), die direkt neben den Rolltreppengeländern angebracht sind. Ihr einziger plausibler Sinn scheint mir darin zu liegen, unvorsichtig übers Geländer ragende Kundenunterarme schnell und sauber abzutrennen. Falls jemand wirklich eine Alternativerklärung im Angebot haben sollte, wäre ich darüber gottfroh.

Danach die erste Vorstellung von Lars von Triers Film „Antichrist“, der im Frühjahr Cannes schockte und Charlotte Gainsbourg den Darstellerpreis einbrachte. Wir sehen die Gainsbourg, wie sie Willem Dafoe zunächst ein Vierkantholz in den Schritt rammt, dann den Bewusstlosen und dennoch unverdrossen Erergierenden bis zum Blutejakulat masturbiert, ehe sie ihm einen Schleifstein an den Unterschenkel schraubt und sich selbst schließlich mit einer Küchenschere die Klitoris abschneidet. Ms. Columbo guckt weg, ich nicht – ein Fehler.

Danach noch mal Stuttgarter Weindorf, denn jetzt hilft nur noch Schweinshaxe. Zu Hause federn wir sie ab mit Grappa, bevor Ms. Columbo den ganzen Abend meine Michael-Jackson-Platten auf den iMac schaufelt.

Wie gesagt: ein krasser Tag.

Und dabei habe ich die Taube, die sich trotz Rundumnetz auf unseren Balkon vorgekämpft hat, nicht mal erwähnt.

Labels: , ,

12 Juni 2009

Cold turkey

Im Bus stelle ich mit namenlosem Entsetzen fest: habe weder iPod noch was zu lesen dabei.

Eins davon hätte vielleicht fehlen dürfen, aber beides auf einmal? Ein Desaster! Nicht nur, weil ich so den Spiegel
niemals binnen sieben Tagen durchkriege, sondern weil mein Hirn in der Sekunde, als es den Mangel erkennt, panisch nach Input zu gieren beginnt – und natürlich nullkommanix kriegt.

Das verschlimmert die Lage drastisch. Fühle mich sofort wie ein Junkie im kalten Entzug. Was nun anfangen mit dieser elendig langen Busfahrt von elf äonischen Minuten – rausgucken ins Graue, Nasse? Eklig. Die Menschen im Bus anstarren? Nicht meine Art (und allzu oft ebenfalls eklig).

Alles verschwimmt. Flackerblick. Ertappe mich beim krankhaften Einsaugen von Werbebotschaften. Analysiere fieberhaft die Kennzeichen entgegenkommender Fahrzeuge. Und was alles auf Basecaps und T-Shirts aufgedruckt ist – der Wahnsinn!

Nach drei Minuten habe ich plötzlich aus Gründen, denen man wahrscheinlich nur im Rahmen einer langjährigen Psychoanalyse auf die Spur käme, „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ im Ohr. Das geht nicht mehr weg (und es war ein Riesenfehler, das jetzt hier hinzuschreiben, verdammt …)

Es sind die härtesten elf Minuten des Jahres.


Zitternd taumle ich an der Friedensallee aus dem Bus und haste ins Büro, der Rechner ist schon hochgefahren, Spiegel online ploppt auf … Mir wäre vorher nie bewusst gewesen, wie beglückend die Überschrift „WHO erklärt Schweinegrippe zur globalen Seuche“ wirken kann.

Der Junkie hat wieder Stoff, der Tag kann losgehen.


Labels: , ,

28 April 2009

Dafür gibt es keine Entschuldigung



Wir setzten mit der Fähre über zum „König der Löwen“-Zelt.

Als Chris Norman irgendwann zur Akustikgitarre griff und „If you think you know how to love me“ spielte, wurde mir aus Gründen, für die ich nicht willens bin mich zu entschuldigen, ganz warm ums Herz.

Mir fielen Funny van Dannens Zeilen ein: „Gib es zu, du warst im Nana-Mouskouri-Konzert/Ich war auch da und du hast geweint.“ Es war so ähnlich, jawohl.

Doch während mir mittig das Herz aufging, keimten weiter oben Mordfantasien – wegen der Leute, die anfingen mitzuklatschen. Etwas Dumpfes, Mechanisches entwertete meine kitschige, kindliche, sentimentale, nostalgische Minute.

Da ich eh schon zoombedingt nur wacklig mitfilmte, konnte ich mich leider nicht hinstellen und mit schroffen Worten ein sofortiges verbindliches Mitklatschmoratorium anordnen. Somit ist das Klatschen mit auf dem Film, für immer und ewig.

Und wer mir jetzt mit einem „Was, haha, du magst Chris Norman …?“ dumm kommen zu müssen glaubt, wird sofort standrechtlich exkommuniziert.

Labels: , ,

17 April 2009

Wie ich mal einen Verkäufer glücklich machte

Als mir damals der Hi-Fi-Händler nach dem Kauf des DVD-Recorders freudestrahlend eröffnete, er habe niemals damit gerechnet, das Gerät „noch mal zu diesem Preis loszuwerden“, da verloren die ganzen guten Testergebnisse mit einem Schlag jeden Glamour.

Mein höfliches, von leichter Verkrampfung im Nacken geprägtes Nicken garnierte ich damals mit einem Lächeln, das unwillkürlich ins Säuerliche abglitt, während der Verkäufer beim Zurückgeben meiner EC-Karte kopfschüttelnd vor sich hin gluckste.

Und jetzt, wo der Recorder, dessen Garantie bereits vor einiger Zeit ablief, gerade dabei ist kaputtzugehen, fällt mir das alles wieder ein, als wäre es gestern gewesen.

Ich glaub, ich geh jetzt schlafen.


PS: Das Bild? Na ja, hat halt auch was mit Filmen zu tun. Es zeigt den Teppichboden des Abatonkinos im Univiertel.

Labels: , , ,

01 April 2009

Der direkte Weg



Jährlich sterben 2,7 Millionen Bäume nur für den Werbemüll, der uns unverlangt in die Briefkästen gestopft wird. Das musste ich heute der Zeitschrift „Natur + Kosmos“ entnehmen.

Darob ausgesprochen nachdenklich ging ich zu den Containern an der Budapester Straße, wo ich leere Flaschen abgeben wollte. Zu meinem Entsetzen waren allerdings die Altglasbehälter verschwunden. Nur die für Papier standen noch da.

Zwei Männer holten gerade verschnürte Papierstapel aus einem Transporter und quetschten sie unter roher Gewalt in die bereits überquellenden Container. Ich schaute mir verstohlen die Stapel im Transporter näher an. Es waren Abertausende originalverpackter Werbeprospekte.

Die des umständlichen peu-à-peu-Ausfahrens wohl müden Männer waren allem Anschein nach auf den pfiffigen Gedanken gekommen, den Plunder der Einfachheit halber direkt ab Druckerei dem Recycling zuzuführen.

Eine rundum nachvollziehbare Verhaltensweise: Zwar sterben die 2,7 Millionen Bäume trotzdem, doch sowohl die mit dem Verteilen vergeblich betrauten Fahrer als auch wir, die täglich still fluchenden Briefkastenentmüller, sparen so in beträchtlichem Maße Arbeits- und Lebenszeit.

Am Ende dieses beifälligen Gedankens kehrte allerdings meine Verzweiflung über die fehlenden Glascontainer zurück. Es standen schon Hunderte von Flaschen herum, die ratlose Menschen mit ähnlicher Gemütsverfassung dort zurückgelassen hatten.

Was tun? Nach kurzem Überlegen stellte ich mit ordnungsgemäß roten Ohren meine Tasche dazu. Einer der Prospektentsorger schaute mich an. Ich wich seinem Blick aus und fuhr mittelschnell davon.

Dabei hätte ich allen Grund gehabt, vorwurfsvoll zurückzuschauen. Doch so etwas gelingt mir nur schwer. Ich fühle mich sogar automatisch schuldig, wenn mich ein Polizist ansieht. Vor allem, wenn ich weiß, dass er auf der Davidwache stationiert ist.


(Symbolfoto)


Labels: , ,

27 Februar 2009

Vor- und Nachteile von Haaren



Sich eine Wollmütze überzuziehen, die eine Weile auf der Heizung gelegen hat, gehört zu den angenehmsten sinnlichen Erlebnissen weltweit. Zumindest, wenn dir (wie mir) keine lästigen Haare mehr aus dem Kopf wachsen.

Andererseits sind diese unbedingt erforderlich, damit sie dir angesichts des abgebildeten Plakats aus einem Geschäft in der Friedensallee adäquat zu Berge stehen können.

Aber man kann nicht alles haben.

Labels: , , ,

14 Februar 2009

Aus Liebe Zwiebeln



Manchmal erfährt man unverhofft etwas über seine Nachbarschaft.

Zum Beispiel glaube ich seit heute Nachmittag, dass hinter dem Hauseingang (r.), den „Sabrina“ flächendeckend mit einem Liebesbrief (l.) zugepflastert hat, welcher in der fragwürdigen Drohung „FÜR DICH ESS ICH ZWIEBELN“ gipfelt, ein gewisser Christian wohnt.

Gut zu wissen. Wenn ich auch nicht weiß, wofür.


Labels: , ,

13 Februar 2009

Ich, Muse der Dichter

Schon komisch, in einem Roman plötzlich auf sich selbst zu stoßen. Besser gesagt: auf eine Figur, die genauso heißt wie man selbst, sogar mit Doppel-t und h.

In Daniel Kehlmanns Roman „Ruhm“ passiert es. Dort stolpere ich auf Seite 84 unversehens über einen „Matthias Wagner“.

Na gut, eigentlich ist es nicht mal eine Figur, sondern nur das Pseudonym einer Figur. Trotzdem ändert das nichts an der Leseverblüffung – ein Gefühl, das ich allerdings schon kenne.

Als Jugendlicher nämlich war ich, wie mir dank Kehlmann wieder einfällt, bereits in einem Karl-May-Roman auf mich gestoßen. Damals eine irgendwie schmeichelhafte Sache für einen pubertierenden Hosenscheißer.

Ich glaubte bislang, May hätte mich in der „Winnetou“-Trilogie untergebracht, doch der Hort meines Namens befindet sich – wie mir das Internet folgsam meldet – in „Die Sklavenkarawane“.

Ähnlich wie der feine Herr Kehlmann gestand mir allerdings auch der Radebeuler keine tragende Rolle zu, ganz im Gegenteil. Lediglich Gegenstand eines Gespräch bin ich, man erinnert sich meiner als Ungar aus dem „Eisenstädter Komitat“ (wtf?), der immerhin über einen Diener verfügte, bisweilen mit Straußenfedern handelte und schließlich im Ostsudan seiner Lebendigkeit abhanden kam.

Kehlmann hätte diese doch recht enttäuschende Ausgestaltung durch May endlich wieder wettmachen können, ja müssen, doch nein: Ich bin ihm nichts mehr als ein Pseudonym. Der zweite Genickschlag für mich in der Literaturgeschichte.

Immerhin passt das zu diesem Autor, der auch sonst recht schludrig ist. Eine der anderen Figuren in „Ruhm“ arbeitet nämlich mitten im YouTube-Zeitalter bei Mannesmann, einer Firma, die schon doppelt so lange tot ist wie YouTube lebendig. Und ausgerechnet ein Techniker, der es viel besser wissen müsste, glaubt bei Kehlmann noch immer an die Schimäre aggressiver Handystrahlen, die einem angeblich das Hirn wegkochen.

Wer so liederlich recherchiert, sollte mich auch keinesfalls vom Pseudonym zur Figur aufwerten, das möchte ich gar nicht. Zur Ehrenrettung meines Namens muss ich daher wohl irgendwann anfangen, meine Autobiografie zu schreiben.

Jetzt muss mir
nur noch was Berichtenswertes passieren.

PS: Die Domain www.danielkehlmann.de ist übrigens noch frei. Jemand sollte sie sich sichern und dem Autor teuer weiterverkaufen. Meinen Segen habt ihr.



Labels: , , ,

06 Januar 2009

Der Müllwühler

Menschen, die in Mülleimern wühlen, kann ich nicht ansehen. Es ist mir peinlich, ihnen die Peinlichkeit zuzumuten, beim Wühlen im Müll beobachtet zu werden. Wenn sie herschauen, schaue ich weg.

So ging es mir auch heute an der Haltestelle Friedensallee, wo ich gottergeben auf den sogenannten Schnellbus wartete. Ein Radler näherte sich über den Gehweg. Er trug zu üblicher Winterkleidung einen Wollschal, Handschuhe – und eine am Kopf befestigte Grubenlampe.

Die Lampe leuchtete. Der Mann stoppte und hielt sich am Mast der Fußgängerampel fest, ohne abzusteigen. Noch immer schaute ich nicht weg, denn er wirkte keinesfalls wie einer, der nun den Kopf senken und mit der Grubenlampe den am Mast befestigten Mülleimer ausleuchten würde.

Doch genau das tat er; seine Ausrüstung war dafür optimiert. Hier hatten wir einen Profimüllwühler. Schnell schaute ich weg; sein sportlich-bürgerliches Outfit und seine noch keineswegs fortgeschrittene Entwürdigung schienen das Peinlichkeitspotenzial der Situation zu verdoppeln.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er mit dem linken Arm tief im Schlund des Mülleimers herumfuhrwerkte. Irgendwann zog er eine Zeitung heraus. Und dann lehnte er sich gemütlich an den Ampelmast und studierte die wichtigsten Texte des Tages.

Keiner, der ihn nicht aus den Augenwinkeln beobachtet hätte, wäre in diesem Moment auf den Gedanken gekommen, es könnte sich um einen Müllwühler handeln. Dann steckte er die Zeitung ein und radelte weiter. 20 Meter weiter stand der nächste Mülleimer. Er hielt an.

Und dann senkte er wieder den Kopf. Ich schaute schnell weg.


Labels: , , , ,

17 Dezember 2008

Im Kampf mit Gluckscheißern

Angesichts der Tauben auf unserem Innenhofbalkon läuft mein im Prinzip gandhieskes Wesen Gefahr, sein düsterstes Pendant hochsympathisch zu finden.

Tagsüber bereits bevölkern die Tauben sonder Zahl unseren Balkon, als gäbe es dort etwas umsonst. Dem ist aber nicht so. Was es dort kiloweise gibt, ist lediglich Taubenmist. Das kann ja wohl nicht derart attraktiv sein, gerade für die Verursacher nicht.

Dennoch wirkt unser Balkon magisch auf Tauben. Er ist ihr Elysium, das Paradies auf Erden, der Platz, wo man als Taube sein möchte, ein Refugium zum Spaßhaben und Altwerden. Aber warum? Keinen Schimmer.

Das ist, wie gesagt, die Situation am Tag, wenn es hell ist. Und nachts bleiben sie der Einfachheit halber gleich da. Der Balkon über uns hat so hübsche kleine Boxen im Boden (Foto), deren Länge, Tiefe und Zuschnitt der Balkonbauer zweifellos dem Taubenwunschkatalog entnommen hat. Für jedes Täubchen ein Kabäuzchen.

Sobald es dunkelt, kuschelt sich die Vogelschar dort hinein, gurrt selig, schlummert alsbald einem weiteren wunderbaren Tag auf unserem Balkon entgegen und lässt von Zeit zu Zeit glücklich und traumverloren Taubenkacke leis herniederklatschen. Diese Gluckscheißer!

Die bereits mehrfach alarmierte Hausverwaltung signalisiert zwar stets abwiegelndes Mitgefühl, doch was ihren Problemlösungseifer angeht, ist sie so aktiv wie ein Eifelvulkan. Nein, der Balkon ist verloren, keine Frage. Dennoch habe ich vor einiger Zeit beschlossen, den nachtflugscheuen Tauben wenigstens das Leben zur Hölle zu machen.

Also öffne ich seit Wochen stets gegen Mitternacht die Balkontür, greife den bereitstehenden Schrubber und fuchtele damit vor den Täubchenkabäuzchen herum wie ein Jedi mit dem Lichtschwert. Allerdings reagieren die Vögel zunehmend unwilliger auf meine Attacken.

Anfangs reichte es noch, nach dem Schrubber zu greifen, um die Federpest zur Flucht zu zwingen. Nach einigen Tagen aber musste ich bereits eine falkenähnliche Zustoßbewegung vollführen, um überhaupt noch eine Reaktion zu erzielen. Neuerdings nehmen die Luftratten sogar diese Maßnahme mit provokantem Gleichmut hin; sie zwingen mich dadurch, einen Schritt hinaus auf den taubenkackverdreckten Balkon zu tun (in Hausschuhen!), um meine Reichweite zu erhöhen.

Gestern erwischte ich erstmals eine hart mit der Schrubberbürste, was sie schließlich einen Rückzug in Erwägung ziehen ließ; die taumelnd herabsinkende Feder war das Unterpfand meines allerdings schnell wieder verlodernden Triumphes.

Denn alles bleibt vergebens. Mein Terror wirkt nicht. Auch heute Abend saßen sie wieder da, als wäre nie etwas gewesen oder – schlimmer – als nähmen sie mich nicht richtig ernst. Gelassen erwarteten sie mein Hinaustreten in den Dreck, meine Schrubberattacke, die ganze wütend entfesselte physische Gewalt, bevor sie schnippisch hinausflatterten in die Nacht.

Wie hat Gandhi das eigentlich hingekriegt? Er hatte doch nicht mal einen Schrubber.



Labels: , , ,

06 November 2008

W. C. Fields hatte doch Recht

Da, wo ich herkomme, gab es weniger Bohei um einen Laternenumzug.

Man wählte die Bürgersteige unbelebter Seitenstraßen, und die Restwelt blieb unbeeinträchtigt. So einfach war das. Heute ist das anders, zumindest in Hamburg.

Ich stand an der Haltestelle Barner Straße und sah den Bus schon kommen in der Ferne. Dieser Anblick ist stets verbunden mit einem wohligen Gefühl, das ich sehr schätze.

Die quälende Ungewissheit, wann wohl die notorisch launische Linie 37 ihren nächsten Bus vorbeizuschicken geruht, ist schlagartig vorbei; der Anblick des Gefährts, dessen Nahen man hier über einen ganzen Kilometer hinweg verfolgen kann, überzuckert die restlichen Minuten des Wartens mit Behaglichkeit und der schmeichelhaften Illusion, im Übermaß mit Nachsicht und Geduld ausgestattet zu sein.

Ein Getrommel von links stört indes meine Kontemplation: Es ist ein Laternenumzug. Er nähert sich der Kreuzung im rechten Winkel zum Bus, und eins wird schnell klar: Sollte der Umzug sie vorher erreichen, wird der Bus zu seiner eh schon beträchtlichen Verspätung noch erheblich mehr aufgebrummt bekommen – und damit auch ich.

Das von mir nun fieberhaft verfolgte Rennen bleibt offen bis kurz vor Schluss, dann siegen die Laternen. Der Bus verharrt vor der nutzlos grünen Ampel, während sich die trommelnden Kinder samt ihrer verantwortungslosen Erziehungsberechtigten in einem Tempo über die Kreuzung wälzen, gegen das die Grönlandgletscherschmelze wirkt wie ein Zeitrafferfilm.

Nun aber zurück auf Anfang: zum Bohei. Dieser Laternenumzug nämlich hat – im Gegensatz zu dort, wo ich herkomme – etwas eklig Professionelles. Vorneweg marschieren zwei wichtigwichtige Herren mit Kellen und Reflektoren auf den Jacken; sie sind die Hauptschuldigen für das Stoppen meines Busses.

Dahinter folgen mitten auf der Hauptverkehrsstraße die ursächlich Verantwortlichen für den ganzen sinnlosen Unfug, und nach hinten wird die entropiebeschleunigende Veranstaltung abgesichert von einem schillblauen Streifenwagen sowie einem kapitalen Feuerwehrauto in vollem Ornat.

Was glauben die Behörden eigentlich, was von diesen Kindern mit ihren Teelichtern alles stadtteilgefährdend abgefackelt werden kann – der Teer?

Die Blondine neben mir, die ebenfalls schon eine Viertelstunde auf den Bus gewartet hat, bevor die Laternen kamen, trägt einen kurzen Pferdeschwanz und einen harten Zug um die Lippen, der sie intelligent wirken lässt. Sie flucht jetzt leise.

Später, sehr viel später, steht sie im Fitnessclub zufällig neben mir auf dem Crosstrainer, aber das hat bestimmt nichts zu bedeuten, auch wenn unsere Schicksale seit dem Laternenumzug unverhofft eine kleine Schnittmenge aufweisen, für immer.


Labels: , ,

24 Oktober 2008

Zwischen zwei Sätzen



Als ich hörte, er sei heute in die Psychiatrie eingeliefert worden, nachdem er zuvor mit einem Messer durch die Wohnung geirrt sei und gestammelt habe: „Mein Vater hat mich seit Wochen nicht angerufen“, da fiel mir wieder jener Tag vor 32 Jahren ein, an dem sein Vater starb.

Ich setzte mich zu ihm aufs Moped an jenem Tag. Wir fuhren zum Baggersee und setzten uns auf die Steine. Dann sagte er: „Jetzt haben wir die Scheiße.“

Er hatte Recht.

Er wurde, was er schon war: ein Egomane, der von seiner Mutter erwartete, jeden Wunsch erfüllt zu bekommen, jetzt, wo er „Herr im Hause“ war.

Dann gründete er eine Familie und begann sie systematisch zugrunde zu richten. Er versoff alles, die Liebe seiner Frau, seiner Kinder, seiner Mutter, er versoff den Führerschein, den Job, sein Geld, das Haus, seine Würde, sein ganzes verdammtes ziviles Leben.

Aus jeder Therapie haute er ab. Immer wieder ging er im Dorf von Tür zu Tür, klingelte und bat um Geld für Essen. Seine Mutter hungere, erzählte er, und dann versoff er alles. Manche geben ihm immer noch etwas.

Er und seine Mutter leben seit Jahren im Dreck, wie die Ratten.

„Jetzt haben wir die Scheiße“, 1976.
„Mein Vater hat mich seit Wochen nicht angerufen“, 2008.

Die ganze Tragödie seines verpfuschten Lebens liegt in der Verbindung zwischen diesen beiden Sätzen über eine Distanz von 32 Jahren.

Ich sollte das seinem Psychiater erzählen.


Labels: ,

28 August 2008

Prost!

Die sogenannte Blogolympiade ging merkwürdigerweise zu meinen Gunsten aus.

Dabei werden hier doch unablässig derbe Wörter benutzt, unschuldige Ethnien beleidigt, Ex-Kiezgrößen glorifiziert – und Beiträge salbadert, die dieses Blog bei Google auf Platz 1 hieven, wenn man nach „nackte Opas“ sucht. Versteh einer die Menschen. Trotzdem danke.

Ich jedenfalls weiß seit heute, wie Michael Phelps sich fühlen muss. Und er stellte sich nach der Olympiade bestimmt sofort die gleiche Frage wie ich und das abgebildete Haus in der Lerchenstraße.


Labels: , ,

19 August 2008

Der gestoppte Countdown



Renate vom Käse- und Weinladen ist tot. Das ist unfassbar.

Im Kühlschrank steht noch ein angebrochenes Döschen ihres sagenhaften roten Pestos, ich habe es ihr am letzten Freitag abgekauft. Und einen Tag später legt sie sich schlafen und wacht nicht mehr auf.

Renate Reinecke war Mitte 60 und eine unglaubliche Type. Wäre sie mit ihrer Lache damals in Jericho dabeigewesen, man hätte die Trompeten wegschmeißen können. Jeder, der ihr je begegnete, hat sie nie mehr vergessen. Ihre Bereitschaft zur dröhnenden Fröhlichkeit wurde legendär auf St. Pauli, sie war auf eine Weise herzlich, die dich berührte.

Als ich anfing zu bloggen, habe ich sofort über sie geschrieben, gleich am ersten Tag. Besser konnte man ein Kiezblog schließlich nicht starten als mit einem Original wie Renate. „Schon wieder Freitag? Schon wieder eine Woche rum?“, begrüßte sie mich praktisch jedes Mal, und ich rechnete ihr vor, dass man rund 4000 Wochen zur Verfügung habe im Leben und jeder Gang zu ihr somit eine Art Countdown sei.

Immer mal wieder kam sie vor in diesem Blog, und wie auch nicht. Kunden brachten ihr manchmal Ausdrucke der Beiträge mit, sie beömmelte sich darüber mit dröhnender Lache. So erfuhr sie auch von meinem Fremdgehen, und als ich das nächste Mal über sie bloggte, hatte sie endlich einen eigenen „Combjuder“, konnte schon „gugeln“, war also aus erster Hand informiert – und selbst dann noch höchst amüsiert, als ich sie liebevoll auf die Schippe nahm.

Im Oktober wollte Renate ihren Laden aufgeben, er rechnete sich nicht mehr. Viele Leute auf St. Pauli haben kein Geld mehr für gut abgehangenen Reblochon, Parmaschinken und Renates sagenhaftes Pesto, sie müssen jetzt Butterkäse kaufen bei Spar gegenüber.

Wo der Aufschwung der vergangenen Jahre landete, weiß kein Mensch, hier jedenfalls nicht, Renate verdiente zuletzt kaum noch etwas. Ein Vierteljahrhundert stand sie hinter der Theke, doch jetzt ging es nicht mehr weiter.

Ihr, der Frau mit der grandiosesten Lache diesseits von Jericho, standen Tränen in den Augen, als sie mir das erzählte. Gerade hatte sie hier auf St. Pauli eine neue Wohnung bezogen, gar nicht weit weg vom Käseladen. Vor ihr lag ein neues Leben, ein geruhsameres.

Doch der Countdown wurde abgebrochen, am Ende kam Renate auf nicht mal 3400 Wochen. Es ist schön, dass sie im Schlaf gestorben ist, wer wünscht sich das nicht. Doch das hätte unbedingt erst in 30 Jahren passieren dürfen,
frühestens.

„Drei Sprochen muss du hier sprächen“, sagte Renate über St. Pauli, „Hochdeudsch, Pladddeudsch und über annäre Leude.“ Mit einer solchen Reibeisenstimme, mit so rauer Herzlichkeit und diesen blitzenden Augen unterm forschen Blondschopf konnte das aber nur eine: Renate vom Käse- und Weinladen.

Am Samstag werden wir wie immer ein Lachsfilet bestreichen, mit dem Rest ihres sagenhaften roten Pestos aus dem Kühlschrank. Zum letzten Mal. Das ist unfassbar.

Foto: hotzenplotz

PS: Auch das Blog djdeutschland bringt einen Nachruf.


Labels: , , ,

10 Juni 2008

Schock nach Mitternacht



Wenn du dich vorm Schlafengehen noch mal bei deiner Bank eingeloggt hat, um dir die mutmaßlichen Habenstände deiner insgesamt drei Konten anzuschauen, dann ist die abgebildete Statusmeldung nicht gerade ein Quell großer Freude.

Im Gegenteil: Mir wurde entschieden blümerant. Erst nach einer angemessenen Schockstarre fand ich im anschließenden Adrenalinrausch heraus: Es lag an der üblichen Ausfallzeit zwischen ein und zwei Uhr nachts.

Diese Einrichtung hat mich schon öfter genervt, denn wozu soll Onlinebanking gut sein, wenn nicht zu dem Zweck, es nach Belieben betreiben zu können?

Doch auch online gibt es Schalterstunden, und manchmal kommst du nur in einen Vorraum, wo ein Rechenknecht sitzt und nichts weiß von irgendwelchen Konten, die du angeblich mal hier gehabt haben sollst.

Vielleicht ist die klassische Lagermethode Untermkopfkissenverstecken doch die beste – für die Nerven auf alle Fälle.

Labels: , ,

26 Mai 2008

Gelegenheit macht Spitzel



Bespitzelung ist längst Volkssport geworden. Jeder belauscht jeden, Lidl die Kassiererinnen, Chefs ihre Angestellten, die Deutsche Stasikom ihre Manager. Ein Riesenerfolg für unseren Bundesinnenminister, der zufrieden seine Saat aufgehen sieht.

Auch bei mir geht sie auf, allerdings unfreiwillig. Neulich saß ich in einem Hotel an einem öffentlichen Computer und wollte mir eine Webseite ausdrucken. Allerdings war das Papier ausgegangen. Auf der Suche nach Nachschub zog ich die Schublade des Rechnertisches auf.

Dort lag zu meinem Ärger allerdings kein leeres, sondern nur bereits benutztes Papier. Hier, an diesem öffentlichen Computer, hatten schon viele ihre Fundstücke ausgedruckt, meist Reisepläne oder touristische Hinweise, und sie dann aus irgendeinem Grund doch nicht eingesteckt, sondern liegengelassen. Wahrscheinlich legten die Reinigungskräfte sie dann immer in die Schublade.

Unter den bedruckten Seiten war auch eine private E-Mail. Als ich sie sah, wurde sofort meine bereits weit fortgeschrittene Schäublisierung evident. Anders gesagt: Mein Blick fiel auf den ersten Satz, und danach musste ich die Mail lesen, komplett.

Verfasst hatte sie ein J. (in diesem Stadium meiner Schäublisierung muss ich so was noch anonymisieren), dessen Vor-, Nachname und Mailadresse ebenso klar aus dem Briefkopf hervorgingen wie jene der Adressatin, einer adligen Dame von klangvollem Geschlecht.

Der erste Satz hieß: „Liebe T., zunächst die Antwort auf Deinen traurigen Brief …“ Oha, dachte ich, so beginnen Romane, Melodramen, Schicksalsgeschichten. Warum nur war T. traurig? Ich entflammte augenblicks vor Neugierde – und erfuhr beim Lesen dieser vergessenen Seite Dinge, die keinesfalls das Licht der Öffentlichkeit hätten erblicken dürfen.

Es ging um eine verbotene Liebe, die heimlich hatte bleiben müssen, weil er, J., auch noch die Pflichten einer Ehe zu erfüllen hatte. Daran war die Affäre schließlich wohl auch zerbrochen, was sie, T., ihm, J., in ihrem Schreiben vorgeworfen zu haben schien.

Dass ich mich an dieser Stelle in eine Vermutung retten muss, liegt an J.s Nachlässigkeit. Er hatte nämlich eine goldene Regel des Mailzeitalters grob verletzt: Zitiere IMMER den Text, auf den du antwortest! Vielleicht aber hatte es sich bei der Nachricht von T. auch um einen echten, sicherlich handverfassten Brief gehandelt, niedergeschrieben auf Bütten aus dem Erbe derer von K. Doch ich schweife ab …

J. jedenfalls erwähnte den emotionalen Spagat, den er „offensichtlich vergeblich“ versucht habe und beklagte sich dann in bewegenden Worten über T.s mangelndes Einfühlungsvermögen. „Vielleicht kannst Du meine Seelenängste ueberhaupt nicht verstehen, nur Deine?“, barmte er, um sodann emphatisch ein „Ich kann das nicht glauben!“ hinterherzuschieben.

Alles in allem handelte es sich ohne jeden Zweifel um eine Mail, deren Missbrauch hochnotpeinliche Situationen heraufbeschwören könnte, für J. und für T.

Jener unschöne Rest in mir, der noch nicht schäublisiert ist, zwang mich deshalb, die Mail zu konfiszieren und somit den Augen der Öffentlichkeit zu entziehen. Wahrscheinlich liegt unserem Innenminster sowieso eine Kopie der kompletten Korrespondenz vor.

Über Google habe ich J. übrigens sehr leicht gefunden. Ich weiß, wo er wohnt, wo er arbeitet, mit was er sich beschäftigt.

Ich sollte ihm den konfiszierten Ausdruck zuschicken. Schließlich gehört er ja ihm und nicht mir.


PS: Das Hotel lag übrigens nicht weit entfernt von der abgebildeten Blume.

Labels: , ,

23 April 2008

„Sie sind seltsam!“

Schon wieder einmal (neudeutsch: „einmal mehr“) habe ich mich aufgeregt. Das Ergebnis meiner Schnappatmung schlug sich umgehend hier nieder.

Auch Kramer regte sich gestern Abend auf, und zwar in einer Kneipe namens Goldfischglas. Das 2,60 Euro teure Bier wird dort in Gläsern serviert, auf denen lediglich der Kneipenname „Goldfischglas“ steht, aber nicht die Biermarke.

Kramer fragte deshalb nach der Sorte und erhielt als Antwort: „Oettinger.“ Das brachte den sowieso zum Extremismus neigenden Halsbartzausel völlig aus der Fassung. Noch heute im Büro war der arme Mann auf 180+.

„Oettinger? Diese Pisse aus dem Supermarkt? Für 2,60??? Ich will ein Becks!“, will er der Bedienung, einem Mann fernöstlicher Herkunft, hocherregt entgegengeschleudert haben.

Großartig war allerdings die Reaktion des stellvertretend beschimpften Asiaten. Zunächst entzog er Kramer das Bier. Dann sagte er: „Ich bediene Sie nicht mehl. Sie sind seltsam!“

Das freilich hätte ich dem Mann auch vorher sagen können.

Labels: , , , ,