Mit gutem Gewissen
„Hier gibt es nichts“, sage ich erleichtert zum Franken, denn das Wesen der Flanage besteht bekanntlich darin, Kaufanzreizen zu widerstehen, und wo gar keine sind, fällt das besonders leicht.
„Wonach suchst du überhaupt?“, fragt der Franke, aber nur rhetorisch. „Nach gar nichts“, sage ich, „aber hier gibt es ja auch nichts.“
Als wir gerade auf gewohnt geschmeidige Weise an der Kassenschlange vorbei gen Ausgang wieseln wollen, spricht uns von der Seite ein Penny-Verkäufer an. Er schwenkt zwei brikettartige Etwasse.
„Meine Herren!“, ruft er in gespielter Aufregung, „Sie haben noch beide Hände frei – und ich habe hier zwei Päckchen Vogelfutter!“ Er hat uns anscheinend als Flaneure enttarnt und versucht diese merkantil betrübliche Sachlage nun zugunsten seines Arbeitgebers zu verändern.
„Denken Sie an die Vögel!“, ruft er und schwenkt die Futterbriketts, „denken Sie an Ihr Gewissen!“
„Wir denken dran“, sagt der Franke knapp.
„Ganz fest“, sekundiere ich.
Und schon haben wir es wieder mal geschafft, den Ausgang zu erreichen, ohne das Wesen der Flanage verraten zu haben. Fast bin ich ein bisschen gerührt.
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