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21 Dezember 2006

In der Italopophölle

Heute Abend habe ich Ms. Columbo zum Schlemmen in unser liebstes italienisches Restaurant Pesco Mare eingeladen. Das Lokal zwei Straßen weiter ist kulinarisch ebenso großartig wie stets erstaunlich schlecht besucht.

Dieser bedauerliche Umstand liegt sicherlich weder an der Qualität des Essens noch am Enthusiasmus des Kochs, äußerlich ein Mix aus Ronaldo und dem späten George Foreman. Nein, es muss einen anderen Grund geben, und ich glaube ihn zu kennen: Das Pesco Mare ist die brutalstmögliche Italopophölle.


Zu hausgemachter Pasta und traumhaften Antipasti serviert man die totgespieltesten aller Oldies in Dauerschleife – von längst hundertfach durch den Bocelli-Fleischwolf gedrehten Verdi-Arien bis zu 30 Jahre alten Schnulzen wie „Ti amo“. All diese Songs sind tief ins paneuropäische limbische System eingesunken und haben dort unbehelligt und inoperabel eine erfolgreiche Zweitkarriere als Folterinstrumente gestartet.

Und dem wirkt das Pesco Mare nicht entgegen. O nein.

Das Beschallungskonzept folgt einem unantastbaren Dogma: Die Boxen dürfen ausschließlich das bis zum Erbrechen Bekannte auswürgen, jede Abweichung vom „Azzuro“-Kurs gilt offenbar als schlimmste Ketzerei. Wie es auf die geistige Gesundheit der Bediensteten wirken muss, diesem Gassenhauerloop dauerhaft ausgesetzt zu sein, will ich mir nicht ausmalen. Die Crew versucht sich jedenfalls durch vernehmliches Mitsingen vor den schlimmsten Schäden zu schützen.

Dennoch wird die Tonspur auf Dauer ihren Willen brechen – ähnlich wie die chinesische Wasserfolter, bei der man den kahlrasierten Schädel des bedauernswerten Probanden tagelang betropft, bis der sich in einen sabbernden Mollusken verwandelt hat. So ähnlich wirkt „Mama Leone“ im Pesco Mare.

Ms. Columbo allerdings zeigt sich völlig resistent, wahrscheinlich wegen der sardischen Gene, die sie von Natur aus mit sich führt. Während ich bang dem nächsten Song entgegenzittere (nein, nicht schon wieder „La donna e mobile“, bitte!), fördert sie ungerührt meine Allgemeinbildung. „Tiramisú“, erläutert sie, während irgendein Lucio Dalla dazu den Soundtrack schluchzt, „heißt soviel wie: Putsch mich auf! Wegen des Espressos, der drin ist.“

Interessant, das wusste ich noch nicht. Auch der Pragmatismus, mit dem sie sich den kulinarischen Herausforderungen des Abends stellt, ist so entzückend wie lehrreich. „Es ist nicht entscheidend, was du zwischen Weihnachten und Silvester isst“, erklärt sie mit der Gelassenheit derjenigen, der just eine dampfende Pizza Frutti di Mare serviert wurde, „sondern was du zwischen Silvester und Weihnachten isst.“

Ein weiser Satz – und eine gute Rechtfertigung für das Riesenstück eisgekühlte Schokoladentorte zum Abschluss. Die beiden Absackergrappe brauche ich aber vor allem wegen „Tornero“.

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6 Comments:

Anonymous Stefan said...

Kleiner Tipp von mir. Ich würde die Karte entfernen. Wir sind letztens wegen so einem Karten"fetzen" von einem nichtsnutzigen Anwalt abgemahnt worden und sollten dann 500 Euronen überweisen. Wir haben ihn dank rechtlichem Beistand einer befreundeten Anwältin auf 370 gedrückt, aber das ist ja auch kein Pappenstil. Es gibt leider genug hungerleidende Anwälte, die sich auf so einen Mist spezialisiert haben. Und du kannst dir ja ausrechnen, wie es ist, wenn man pro Tag mal eben so um die 150 Euro Anwaltsgebühr einstreichen kann für ein wenig Surfen im Internet. Funny Money.

Einer dieser Hungerleider ist u.a. der, der auch für ein bekanntes Elektronikhaus Werbung macht und schon des öfteren hier namentlich erwähnt wurde.

08:40  
Anonymous Karl Krauss said...

Ich glaube nicht, daß die Italiener in der Frauenpsychologie über die Erkenntnis: la donna è mobile hinausgekommen sind.

09:59  
Blogger Matt said...

Stefan, vielen Dank für den Hinweis - den ich mir sofort zu Herzen genommen habe.

10:54  
Anonymous Stefan said...

Matt, so ist brav! ;-)

Außerdem freut sich das Pesco Mare doch sicher auch über kostenlose Werbung. Wer auf italienische Schmonzetten steht, scheint da ja gut aufgehoben zu sein.

Besser, als FALK und deren Anwälten unnötig Geld in den Rachen zu schießen, wofür man sicher ausgedehnt italienisch dinieren kann.

13:14  
Anonymous Anonym said...

Hallo hier die Frau vom Sohn aus der geheimen Ehe von Ronaldo + George Foremann ;o) Das mit der Musik ist ja sowas von wahr! Leider verschwinden bei uns immer die besten CDs auf unerklärlicher Weise, ich glaube da hat sich ein"gute Musik" Saboteur bei uns infiltriert und will uns jetzt, über den Gehörgang, still legen um den Koch Geheimnissen meines Mannes auf den Grund zu gehen.Ich werde jedoch nicht so schnell aufgeben und immer wieder neue CDs bringen, damit unseren Kunden bei der Musik nicht die Lust auf unser Essen vergeht, dankeschön für den Hinweis :o) PS: nächstes mal ruhig sofort kamel bescheid sagen, der kunde ist könig bei uns
lorena

17:57  
Blogger Matt said...

Liebe Lorena, schön, dass du es sportlich nimmst! Wir fühlen uns ansonsten pudelwohl bei euch und werden uns von „Azzuro“ bestimmt nicht von den Penne Arrabiata abhalten lassen. Bis bald!

18:02  

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