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11 Juli 2007

Voll fürn Haarsch

Anfangs befiel das Virus nur reine Friseurläden. Nachdem solche Etablissements jahrhundertelang mit Namen wie „Salon Renate“ zufrieden gewesen waren, führte der Virusbefall nun zu unkontrollierter Kalaueritis.

Aus dem soliden „Salon Renate“ wurde krankheitsbedingt plötzlich „Bel Hair“, „Schopfgeldjäger“, „CreHaartiv“, „Haarcienda“ oder gar „Philhaarmonie“ – Herr Sick hat eine ganze Horrorliste solcher Symptome zusammengetragen.

Ein befallener Laden könnte natürlich auch jederzeit „Hair-vorragend“ heißen, wobei ich persönlich aber erst bei „Voll fürn Haarsch“ bewundernd die Braue höbe.

Dank der pandemischen Ausmaße dieser friseurtypischen Erkrankung ist jedenfalls nichts mehr unmöglich. Allerdings beschränkte sich der Befall bisher auf die genannte Innung. Hier auf St. Pauli gibt es jetzt allerdings einen ersten Hinweis, dass unser Virus die Artengrenze zu überschreiten im Begriffe ist.

Beim Grünen Jäger nämlich stand ich unlängst erstaunt vor einem Laden namens „pony & kleid“. Die Erkrankten offerieren parallel Haarschnitte und Oberbekleidung, und diese unmittelbare Nähe zweier eigentlich unvereinbarer Metiers erlaubte wohl auch dem Virus, das bisher scharf umrissene Verbreitungsgebiet der reinen Friseurläden in Richtung Bekleidungsbranche zu verlassen.

„pony & kleid“ also. Hoffentlich wissen die arglosen Kunden, worauf das phonetisch anspielt – auf ein Verbrecherpärchen nämlich, das in den 30er Jahren für mindestens 13 Morde verantwortlich war.

Daran müsste ich ehrlich gesagt ständig denken, wenn ich hilflos auf einem Friseurstuhl säße und jemand näherte sich mir von hinten mit einer Schere.

Doch vor diesem Problem stehen ja nur Leute, die noch Haare haben, harhar.

PS: Bonnie Parker von Bonnie und Clyde hat übrigens kurz vor ihrem Tod ein recht romantisches, in seiner Conclusio aber scharfsinniges und verblüffend prophetisches Gedicht geschrieben. Hier ist der Link.

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16 Comments:

Blogger djmq said...

Früher habe ich direkt neben O'Haara gewohnt. Da geht nix drüber.

00:56  
Anonymous Anonym said...

Bei den Link auf den Spiegelartikel hat sich ne fiese %22 rangehängt, die erst einmal zu nem Fehler führt, wenn man den direkt aufruft.

Vielen lieben Dank für den Beitrag!

01:26  
Anonymous Anonym said...

Selbiges gilt für den Bonny-Gedicht-Link am Ende. Passend zum Thema fällt mir dabei noch http://www.hairkiller.com ein, die sogar Killerpakete bieten. Und da schimpfen se über die Servicewüste!

01:30  
Anonymous Bazifist said...

Liefern Sie neuerdings die Kommentare gleich mit?:

"Doch vor diesem Problem stehen ja nur Leute, die noch Haare haben, harhar."

06:16  
Anonymous oldman said...

Weil die Schwaben alles können außer Neusprech,
findet sich in der Leonberger Zwerchstraße ein
Frisör, der sich über die gesamte Schaufensterbreite
auch als solcher bezeichnet.
Und an einem über den Gehweg ragenden Galgen
hängt an dünnen Ketchen ein Kuchenteller.
Silbern und sechseckig.
Der Frisör schlägt Schaum mit einem Dachshaarpinsel
in einem glasierten, irdenen Gefäß sobald ein Lümmel
mit Eintagebart die niedrige Tür das Glöckchen bimmeln
läßt.
Und seine Frau ist Frisörin, nicht Friseuse.
Da bekommt der Mann noch eine Friktion anstelle einer
Kurpackung. Und die Damen (meist durchsichtig dünnhaarig)
verlassen diesen Salon mit einem seeligen dauergewellten
Lächeln.
Ja, die Schwaben....

08:09  
Blogger Matt said...

anonym, danke für die Korrekturen, die ich natürlich sofort umgesetzt habe.

Ihre Anregung, Herr Bazifist, ist gar nicht schlecht; das wäre sozusagen Anke Gröner 2.0. Aber solange das Kommentierniveau hier nicht nachlässt (und das liegt ja auch an Ihnen), bleibt alles, wie es ist.

Oldman, Sie meinen bestimmt die „Schwaarben“, oder …? ;-)

09:06  
Anonymous Anonym said...

Hallo hallo, hier spricht Wien: Bei uns heißen se beispielsweise 'Kamm, Schere & Elisabeth' oder 'Hair Affiar'.
An meinen Kopf lass' ich aber nur den 'Sport-Friseur' ...
Cheers,
Jürgen von Cheers - auf uns! | http://cheers.podspot.de

09:48  
Blogger Dennis said...

Auch Metes und Rubinowitz sind darüber schon vor einiger Zeit gestolpert... :-)

Die zehn beliebtesten Namen für neue Frisörsalons (Deutschland/Österreich, Handelsregister 1995)

Haarscharf (1697 x)
Haarlekin (1204 x)
Fortschnitt (1087 x)
Schneideraum (912 x)
GmbHaar (756 x)
Hairport (690 x)
Powerwelle (594 Frisörsalons, außerdem auch 114 Radiostationen)
HaarMonika, HaArabella (253 x)
haarakiri (2 x)
lothaar's alon (1 x)

(aus "Die sexuellen Phantasien der Kohlmeisen" - http://members.fortunecity.com/bookdepository/german/kohlmeise/kohlmeisetext.html )

12:06  
Anonymous Olaf said...

Interessante Phantasien der Kohlmeisen...
Ich erinnere von irgendwo her (ich glaube, es war am Eppendorfer Weg [das ist schon ein paar Jahre her]) die "Haarspalterei".
Soll jeder nach seiner Fasson selig (gesprochen) werden.
Hairbe Sache mit den Namen.

13:00  
Anonymous German Psycho said...

Jaja, haarige Angelegenheit. Hair mit den tollen Friseurladennamen!

Aber das unter Gammelsprech? Ich meine, immerhin denkt man hier noch ein wenig über die Sprache nach. Das ist schon viel besser als das, was man in normalen Besprechungen so hört. Egal - jedenfalls ganz hairvorragend, daß Sie dieses Thema wieder einmal aufgebracht haben.

13:57  
Blogger Crunchi said...

also Hair-vorragend finde ich klasse :D auf jeden Fall nen lustiger Name.

16:38  
Anonymous big-eno said...

haarakiri find ich gut !
Selber Schuld wer den Laden betritt, wird aber vermutlich nicht sehr häufig passieren ...
Also rein schon aber raus ? Fragt sich nur ob man da sein Handwerkszeug selbst mitbringen muss ...

16:40  
Blogger Matt said...

Eine sehr schöne Liste, Dennis, danke für diesen Beitrag, auch wenn er erschütternd ist.

Und wenn man so etwas wie „Lothaar’s Salon“, vereehrter Herr GP, nicht als Gammelsprech einstufen darf, was denn sonst?

In einen Laden namens Haarakiri würde ich übrigens, Mr. Big-Eno, genauso ungern gehen wie ins pony & kleid. Aber da sind wir uns wohl einig.

21:17  
Anonymous oldman said...

"Schwaarben", lieber Herr Matt, würde assoziieren die
Schnippelstuben hätten nur an Tagen mit R geöffnet.
Morntag, Diernstag, Mirtwoch usw. was sich mit den
Decktagen der Schwaben decken würde.
"küchenschaben schwaben wiki" googlen führt zu
einem erstaunlichen Ergebnis, das ich nur aus der
"Gartenlaube" von 1910 kannte.

10:39  
Anonymous sandfloh said...

Haben Hairry und Sally eigentlich schon einen Salon eröffnet?

21:43  
Blogger Matt said...

Herr Oldman, Ihre Erklärungen sind mal wieder so originell wie hermetisch. Aber immer unterhaltsam.

Irgendwo, Herr Sandfloh, wird sich gewiss eine solche Schnaps- in eine Geschäftsidee niedergeschlagen haben.

23:47  

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