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Die Rückseite der Reeperbahn

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Name: Matthias Wagner
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Schreiberling




02 August 2007

Audienz beim Fußballgott

Natürlich, objektiv gesehen ist das völlig gaga, schon klar. Doch für mich hat es etwas unbeschreiblich Erhebendes, im gleichen Stadion ein- und auszuatmen wie Alessandro Del Piero.

Nur wenige Meter von mir entfernt schreitet der Fußballgott zur Eckfahne, und ich bin verzückt, auch wenn der Ball im Strafraum versandet. Hach, der Atem der Fußballgeschichte!

Am Ende verliert Del Piero mit Juventus Turin 0:1 beim HSV in einem bedeutungslosen Testspiel, das ich mir jedoch legendär zu reden versuche. Denn wir sehen nirgends Fernsehkameras, diese Partie findet unter Ausschluss der medialen Öffentlichkeit statt, und das hat man ja heutzutage nicht mal mehr auf dem Kiez.

Mir wird ganz pathetisch beim Gedanken daran. „Dieses Spiel“, raune ich dem Franken zittrig zu, „wird ausschließlich in unserer Erinnerung weiterexistieren!“

„Und auf tausenden Digicams“, lässt der tumbe Aurakiller ungerührt die Luft aus meinem Pathos und filmt den nächsten Freistoß. Verdammt, er hat Recht. Also knipse ich Del Piero, wie er sich den Ball zur Ecke zurechtlegt.

Ein Moment, den mir niemand mehr nehmen kann.


PS: Hier gibt es fünf Minuten lang Del-Piero-Tore.

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01 November 2006

Warum? Darum!

Der HSV hat im Champions-League-Spiel gegen den FC Porto nicht nur erneut eine üble Klatsche kassiert, sondern auch keinerlei Idee mehr, woran es liegt und wie das Elend abzustellen sei.

Hier der beweisführende Interviewausschnitt mit HSV-Manager Dietmar Beiersdorfer im DSF:


Moderator
: „Herr Beiersdorfer, warum ist die Champions League eine deutliche Nummer zu groß für Sie?“

Beiersdorfer
: „Weil wir zurzeit nicht in der Verfassung sind, dieses Spiel zu gewinnen.“


Ah so.


PS: Man verzeihe mir die plumpe Fotosymbolik, doch die auf den Kopf gestellte Rolltreppe schien mir noch das geeignetste Motiv für den HSV 2006.

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14 September 2006

Warum der HSV wirklich gegen Arsenal verloren hat

Es gibt viele ekle Lebensmittel, die dennoch von vielen Menschen mit großem Behagen verzehrt werden. Andere Länder, sehr andere Sitten: Das lehrte uns vergangenen Sonntag in drastischen Worten die FAS. Eins der ekligsten Nahrungsmittel aber vergaßen die Frankfurter Kollegen zu erwähnen, dabei existiert es weitgehend unbehelligt in praktisch jedem deutschen Dorf: alkoholfreies Bier.

Der empörende Geschmack dieser Flüssigkeit, die Getränk zu nennen ich mir hiermit herrisch verbitte, erinnert an nasse Wellpappe, die in Styroporgranulat gewälzt wurde. Sie müsste ebenso verboten sein wie Genmais, doch sie ist erlaubt. Manchmal wird sie sogar behördlich verlangt, wie am letzten Wochenende beim Spiel St. Pauli gegen Union Berlin.

Niemals hätte ich im Stadion ein Bier geordert, wäre mir zuvor das Warnschild am Bierstand aufgefallen. So aber süffelte ich zufrieden am Becher, genoss das vollprozentige Astra und schaute zufrieden in die Welt. Denn der Standbesitzer war ein Fuchs: Er hatte das Schild nur ordnungshalber aufgehängt, es beim Ausschank aber ignoriert und die Fans klammheimlich trotzdem mit Vollbier versorgt. So waren alle zufrieden, die Behörde und die Fans.

Wie aber wird dieses diffizile Problem wohl beim HSV geregelt? Bekanntlich spielt der Verein aus irgendwelchen Gründen, die ob ihrer Surrealität schon wieder im Dunkeln liegen, in der höchsten europäischen Fußballklasse, der Champions League, und die zuständige Uefa hat ein generelles Alkoholverbot in allen Stadien verhängt.

Heute also fuhr ich zum Spiel gegen Arsenal London, vor allem, um der hohen Kunst des französischen Fußballgottes Thierry Henry zu huldigen. Als ich eintraf, erfuhr ich allerdings als Erstes von seiner Verletzung. Henry spielte nicht. Das war ein Schlag. Zum Trost wollte ich mir ein Bier gönnen. Am Stand hing natürlich ein Warnschild, welches auf den exklusiven Ausschank alkoholfreien Biers verwies. Aber den Trick kannte ich ja schon vom FC St. Pauli.

Trotzdem beschloss ich, auf Nummer Sicher zu gehen, und fragte einen frischversorgten Zecher, ob er wirklich nur impotente Plörre im Becher habe. „Fifty-fifty“, erklärte er und nippte mir aufmunternd zu, „es ist etwas verdünnt.“ Von einer solchen Variante war mir bislang nichts bekannt, doch warum sollte ich einem sympathisch wirkenden HSV-Fan in seinem eigenen Stadion misstrauen? Fifty-fifty – das könnte immerhin bedeuten, glimpflich davonzukommen, vor allem im Hinblick auf die brutale Drohung, die das Warnschild rücksichtslos in die Welt hinausposaunte. Insgeheim glaubte ich sogar immer noch an die pfiffige St.-Pauli-Variante.

Also orderte ich ein Bier. Und bekam nasse Wellpappe, die kaltlächelnd in Styroporgranulat gewälzt worden war. Natürlich war es mir nach dem ersten Schluck unmöglich, diese Flüssigkeit, die Getränk zu nennen sofort in den Kanon der unvergebbaren Todsünden aufgenommen werden müsste, weiterhin geregelt zu mir zu nehmen. Selbst der nach jeder Konsumhandlung aufkeimende Drang, die erstandene Ware auch zu verbrauchen, war chancenlos gegen die Kraft meines Widerwillens, und ich stellte den kontaminierten Becher auf einen Pfeiler und „vergaß“ ihn dort. Es standen übrigens schon fünf andere herum. Alle waren mindestens halbvoll.

Der HSV verlor folglich 1:2, St. Pauli war wenigstens auf ein Remis gekommen. Denk mal drüber nach, Beiersdorfer.

Ex cathedra: Die Top 3 der Songs über Fußball
1. „Three lions“ von The Lightning Seeds
2. „Rummenigge all night long“ von Alain & Denise“
3. „Red football“ von Sinéad O'Connor


Foto: Spiegel Online

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