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Die Rückseite der Reeperbahn

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Mein Foto
Name: Matthias Wagner
Standort: Hamburg, Germany

Schreiberling




01 Februar 2010

Vögel, die ins Nirgends starren



Die von ramses101 fein beobachteten Blutflecken im Schnee auf dem Außenalstereis haben wir heute auch gesehen.

Allerdings fiel in unserer Gegenwart niemand um oder auch nur auf. Ein friedliches Herumgehen und -stehen prägte die Stimmung auf der riesigen Eisfläche. Deshalb war das einprägsamste Bild des Tages auch nicht auf der Alster zu sehen, sondern auf dem Spaziergang dorthin, im Park Planten un Blomen.

Auf einem zugefrorenen Teich stand ein Schwarm Möwen still und stumm herum und starrte gemeinsam in Richtung Süden. Das sah aus wie eine eingefrorene Vogelschwarmskulptur – und schlug mich derart in den Bann, dass ich nicht mal auf die Idee kam zu fotografieren.

Stattdessen starrte ich (als Herdentier) einfach ebenfalls in die gleiche Richtung wie die Vögel. Aber dort war absolut nichts zu sehen.

Nicht mal ein gelandetes Ufo.


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20 August 2009

Ohne Worte (55): Die einsame Bank




Entdeckt auf der sommerlich verwaisten Eisbahn in Planten un Blomen


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30 März 2009

Eingeknickt



Heute, als wir in Planten & Blomen (Foto) am Untersuchungsgefängnis vorbeikamen, rief ich aus einer Laune heraus hinüber: „Osman, dein Bruder hat gesungen!“

Natürlich hätte ich auch Ede, Tobi, Pjotr oder Ahmed mit dem feigen Einknicken ihrer Brüder konfrontieren können, was ich hiermit virtuell nachhole.

Doch wie auch immer: Es kam keine Antwort.

Und dann waren wir auch schon am Kino angekommen und schauten „Slumdog Millionaire“, worum Osman, Ede, Tobi, Pjotr und Ahmed uns mit Sicherheit glühend beneidet haben.



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18 August 2008

Unser Antikinokarma



Fotopingpong mit dem Don: Er stellt meiner Bilderstrecke von gestern eine eigene gegenüber, die eine idyllische Gartenszene zeigt, deren um sorglose Enten bereichertes Pendant ich wiederum just in Planten un Blomen vorfand.

Dort im Park, nur wenige Meter entfernt von Bettlern und Bordellen, wirkt St. Pauli wie eine andere Welt. Ich weiß nicht warum, doch niemals sieht man sozial inkompatible Heckenpinkler, dort lagern weder Punks noch Obdachlose, nie taumeln Betrunkene durch die Botanik, niemand missbraucht in Ermangelung einer heimischen Dusche die Wasserspiele.

Ja, es fährt nicht mal jemand Rad in diesem Park, und Hunde müssen draußen bleiben, was sie seltsamerweise auch tun – gut für alle, die mitten auf der Wiese ihr Lager aufschlagen, seien es Enten oder Picknicker.

Wir laufen stets durch Planten un Blomen, wenn wir ins Kino am Dammtor wollen, das dauert zu Fuß knapp 30 Minuten. Als wir auf den Kiez zogen, gab es hier noch diverse Kinos, und ich meine nicht die ganzen Pornoschuppen. Kurz nach unserer Ankunft aber schloss das Oasekino auf der Reeperbahn, wenig später das nicht weit entfernte Aladin.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt begann ich das Kinosterben mit unserer Anwesenheit in Verbindung zu bringen. Dabei sind wir sehr filmaffin. Nicht selten bin ich abends spontan noch rübergehuscht zur Reeperbahn, um mir als Betthupferl eine Spätvorstellung anzuschauen; ich war jung und hatte das Geld.

Doch damit war es bald vorbei; Kinos, die teils Dekaden hier überdauert hatten, sahen sich angesichts unseres Herzugs nach kurzer Zeit zum Schließen gezwungen, ein anticineastischer Fluch schien von uns auszugehen. Zuletzt erwischte es das Studio, womit sich unser schlechtes Karma also vorgekämpft hat bis in die Bernstorffstraße.

Übriggeblieben ist nur noch das gemütlich schmuddelige B-Movie, eine Schuhschachtel mit Sitzgelegenheiten, in der wacklige Edgar-Wallace-Streifen oder liebevoll zusammengeklebte und während der Vorstellung weiterhin unverdrossen reißende Trashfilme aus den 70ern oder so gezeigt werden.

Tolle Sache natürlich, doch für den neusten Film der Coen-Brüder müssen wir halt doch durch Planten un Blomen, vorbei an Enten, Kindern und kontemplativen Kiezianern, die sich hier erholen wollen vom Lärm und Ludentum um die Ecke.

Wahrscheinlich müssten wir wegziehen, um auf St. Pauli einen Kinoneugründungsboom auszulösen. Doch das kommt natürlich überhaupt nicht in Frage.


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18 Juni 2008

Ohne Worte (6)



(Reiher in Planten un Blomen)


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10 April 2008

Ein kleiner Anfall von Depression

Es ist furchtbar. Draußen grinst uns noch immer frech der Winter an, doch bereits in zehn Wochen werden die Tage wieder kürzer.

Dann ist der Sommer gefühlt so gut wie rum, und die Eichhörnchen in Planten un Blomen werden allmählich anfangen, Nüsse zu verstecken. Schon das allein ist zum Heulen.

Doch nur zwei Wochen nach dem Beginn des Kürzerwerdens der Tage ist auch die Europameisterschaft, auf die ich mich seit zwei Jahren freue, nur noch Erinnerung.

Es ist alles ganz furchtbar. Kann das alles mal irgendjemand stoppen, bitte?

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23 Oktober 2007

Hierzu ist mir keine Überschrift eingefallen



Von nun an soll
also der bislang goldschimmernde Herbst mehr ins Bleigraue lappen, wie man hört. Gut: Dann wird er hier eben konserviert, mit zwei Fotos aus Planten un Blomen vom Sonntag.

Wäre ich Droste, Rilke oder Regener, fiele mir bestimmt etwas Besinnliches zum Herbst ein, doch mir gelingt ja nicht mal eine Überschrift zu diesem Eintrag, und so sehr ich auch hin und her sinniere, ich muss immer nur an die anstehende Saison der tropfenden Nasen denken und an meine Grippeimpfung am Donnerstag.

Und an einen saisonübergreifend schnuffelnden Bekannten, der sich seine Lage geschickt schönredet: „So ein Grundschnupfen“, tröstete er sich neulich selbst, „ist nicht schlecht, der härtet ab.“ Doch vor was eigentlich – Schnupfen …?

Irgendetwas stimmt nicht mit diesem Spruch, soviel ist klar.

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26 März 2007

Am Gefängnis

Im Park Planten un Blomen blüht die Kirsche, Eichhörnchen turnen durchs Gehölz, und die Schilder an den Bäumen, die transsaisonal vor brüchigen Eisflächen auf den Teichen warnen, wirken wie ein schlechter Witz, über den wir trotzdem schmunzeln müssen an einem Strahletag wie diesem.

Der Park drängt an seiner Nordseite gegen die Mauern des Untersuchungsgefängnisses, und all das – Kirschblüte, Eichhörnchen, Teiche – können auch die Gefangenen sehen, wenn sie an den Zellenfenstern stehen.

Manche stecken die Unterarme durch die Gitterstäbe, lassen sie baumeln im Freien, in Freiheit. Unten, auf dem Parkweg, der sich an den Mauern des Gefängnisses entlangschlängelt, stehen die Angehörigen und schreien Grüße hoch, und von oben schallt es tieffrequent zurück; hier werden wichtige Dinge geklärt, meist auf türkisch oder kurdisch, es ist wie in diesem Raubkopiererspot, nur dass die Gefangenen mit dem Blick auf Kirschblüten, Eichhörnchen und Teiche noch nicht wissen, was sie erwartet, denn es ist ja ein Untersuchungsgefängnis.

Nennt uns Spaziergänger schadenfroh, doch das Gefangensein derer, die den Park nur anschmachten dürfen aus der Höhe, trübt unsere Stimmung keineswegs – im Gegenteil: Die Freiheit wird uns gar doppelt bewusst.


Und ohne schlechtes Gewissen fotografieren wir Kirschblüten, Eichhörnchen, Teiche und uns selber – und beschließen insgeheim, nichts zu unternehmen, was uns je dazu zwänge, den Park aus jener speziellen Perspektive anschmachten zu müssen.

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22 Mai 2006

Alarm in Entenhausen

Die Entenmutter mit ihren zehn Küken gehört eindeutig nicht mitten auf die Clemens-Schultz-Straße. Das wird mir sogleich klar, als ich die Bäckerei mit den Sonntagsbrötchen verlasse und die Bescherung sehe. Wo kommen die überhaupt her? Weit und breit kein Teich noch Tümpel.

Ein Passantin mit zum Glück parierendem Hund schirmt die fehlgeleiteten Vögel nach hinten ab, wo bereits eine Kolonne Sonntagsfahrer Ungeduld ausdünstet, angeführt und in Schach gehalten indes von einer sichtbar gerührten Mittelklassewagenlenkerin. Die Enten müssen in den Park, nach Planten un Blomen, so viel ist klar. Das wird tüftelig, denn zwei selbst sonntags stark frequentierte vierspurige Straßen gilt es zu überwinden.

Angesichts dieser nur im Team zu bewältigenden Aufgabe findet sich spontan eine Schicksalsgemeinschaft, der auch ich anzugehören die Ehre habe. Sie besteht aus der Dame mit Hund, einem gemütlichen Schnauzbartträger mit Balkanakzent, der weiterhin hochentzückten Mittelklassewagenlenkerin, die inzwischen geparkt hat und mitsamt ihrer Freundin – Conny, zufällig aus Frankfurt zu Gast – der Entenrettung höchste Priorität einräumt. Eigentlich waren die beiden ja auf dem Weg in die Kunsthalle, wo es ein gutes Frühstück geben soll, doch wat mutt, dat mutt.

Es ist übrigens interessant, wie man als Hüter einer Entenfamilie plötzlich mit den Augen der Schutzbefohlenen in die Welt schaut. Plötzlich scheint aus jeder zweiten Passage ein yetigroßer Hund hervorzustürmen (was ist eigentlich aus dem Leinenzwang geworden, Herr Innensenator?!), und diese lautlos uns entgegenrollenden, ultraschmalen, aber immens hohen Dinger mit nichtsahnenden Menschen obendrauf (sog. „Fahrräder”) nerven ungemein.

Uns gelingt es dennoch irgendwie, die Enten auf den Bürgersteig zu drängen, was immerhin den Verkehrsfluss im Viertel wieder begünstigt. Doch der Gehweg ist eng, die Entenmutter, um die sich die Küken halbkreisförmig scharen, zeigt deutliche Anzeichen aufkeimender Panik. Manchmal versucht sie zur Seite auszubrechen, doch mal der Schnauzbart, mal ich, mal eine der Frauen wissen das jeweils sanft, doch bestimmt zu unterbinden.

Inzwischen haben sich uns auch ein ungefähr 12-jähriges Mädchen namens Lotte (Foto), eine etwa 40-jährige Radlerin und ein so weißhaariger wie solariumsgebräunter Ruheständler angeschlossen. Die illustre, die Gesamtbevölkerung in ihrer Alters- und Milieustruktur verblüffend genau abbildende Rettungstruppe nähert sich mitsamt ihren Schützlingen jetzt der ersten großen Hürde. Sie heißt Budapester Straße und brüllt vor Verkehr.

Der wird kurzerhand gestoppt. Rauf auf die Straße, Blickkontakt zu den Automobilisten und mit breiten Armen entschuldigende Stoppgesten wedeln – die Verblüffung der auf freie Fahrt eingestellten freien Bürger weicht nur in der ersten Reihe dem offenbar genetisch bedingten Entzücken beim Anblick der Vogelfamilie. Dahinter aber geht das Gehupe los. Wir ertragen es mit gandhiesker Gleichmut. Geschafft.

Übers Heiligengeistfeld geht es gut voran. Eins der Küken verschwindet zwar fast zwischen den obszön weit auseinanderliegenden Streben eines Gullydeckels, doch es rettet sich in letzter Sekunde. Puh. Jetzt aber die Glacischaussee; das nächste Problem mit vier Spuren. Wir bringen erneut den Verkehr mit den inzwischen bewährten Mitteln minutenlang zum völligen Erliegen, und die Entenarmada watschelt nervös durchs Spalier.

Nur noch wenige zehn Meter bis zum Parkeingang. Daisy Duck scheint allmählich das rettende Wasser zu riechen, oder ist es die nun doch überhandnehmende Panik? Jedenfalls setzt sie zum Watschelsprint an, der die vor Eifer und Schutzbedürfnis fast platzenden kleinen Wollknäuel in ihrem Gefolge unter höchsten Stress setzt.

Da, der Teich! Die Alte bricht durchs Ufergebüsch, ihre Küken stolpern, klettern, wackeln hinterher, und plötzlich sind alle im Wasser: eine adrenalinüberflutete Entenmama mit ihren zehn Winzlingen, denen nun auch über den heutigen Tag hinaus eine Zukunft beschert sein dürfte.

Für uns alle ein außergewöhnlich schönes Sonntagserlebnis. Wir tauschen Mailadressen, plaudern noch ein wenig, gehen ein Stück gemeinsam und verabschieden uns dann voneinander, fast wie Freunde.

Erst als ich in die Seilerstraße einbiege, dämmert mir: Wir hätten eigentlich die Feuerwehr rufen müssen; die kümmert sich ja professionell um so was. Und sie ist vor allem eins: versichert. Ein von uns verursachter Auffahrunfall beim mutwilligen Stauen einer Hauptverkehrsstraße hätte bei der Assekuranz sicherlich Stirnrunzeln hervorgerufen.

So aber fühlt er sich verdammt gut an, dieser Sonntag. Und zwar nur deshalb, weil wir die Sache selbst in die Hand genommen haben. Wie Jack Bauer in „24“.

Ex cathedra: Die Top 3 der Songs über Vögel (via Andreas)
1. „Surfin' bird“ von The Trashmen
2. „Blackbird“ von The Beatles
3. „Bird on the wire“ von Leonard Cohen

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